Tina Schönborn hat von April bis Anfang September ein Praktikum bei innoQ absolviert. In diesem Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen der letzten paar Monate.

Claudia: Hallo Tina, stell' Dich doch bitte kurz vor.

Tina: Ich bin Informatikstudentin an der HTW in Berlin im 4. Semester. Neben dem Studium engagiere ich mich als Coach bei den Rails Girls Berlin – außerdem interessiere ich mich für Verschlüsselung und bin hin und wieder bei CryptoPartys anzutreffen. Vor meinem Informatikstudium habe ich Soziologie studiert und mit einem Bachelor abgeschlossen.

Claudia: Erzähl' uns doch etwas zu Deinem Studium – Du studierst Informatik in einem reinen Frauenstudiengang. Wie kam es dazu?

Tina: Schon vor meinem Soziologiestudium hatte ich überlegt, Informatik zu studieren, mich aber dann doch anders entschieden. Ich hatte schon früh einen eigenen Computer und war technisch interessiert, habe aber vor meinem Studium nicht programmieren gelernt. Nach dem Bachelor dachte ich mir, das ist jetzt nochmal die Gelegenheit in die IT zu gehen. Deshalb habe ich das Studium an der HTW aufgenommen. Wie Du schon erwähnt hast, ist der Studiengang ein reiner Frauenstudiengang. In Deutschland gibt es drei Frauenstudiengänge in dem Bereich. Der Grund für die Einrichtung dieser Studiengänge ist, dass Frauen in der Informatik unterrepäsentiert sind und man auf diesem Weg Hemmschwellen abbauen möchte. Für mich war es wichtig, dass mein Geschlecht in meinem Studium keine Rolle spielt. Ich wollte keine Sonderrolle als eine von wenigen Frauen unter vielen Männern einnehmen, sondern mich mit den Inhalten des Studiums beschäftigen. Das Curriculum ist dasselbe wie bei den anderen Informatikstudiengängen, der einzige Unterschied ist, dass in meinem Studiengang betont wird, dass wir nachfragen können und sollen, wenn wir etwas noch nicht verstehen. Davon könnten die “normalen” Studiengänge sich auch etwas abschauen – manchmal wird Wissen vorausgesetzt, das noch nicht da ist, und alle tun so, als wüssten sie, wovon die Rede ist, um nicht aufzufallen.

Claudia: Und wie empfindest Du das bei uns im Arbeitsalltag? Kannst Du dann auch so offen Fragen stellen?

Tina: Ja, da kann ich bei innoQ wirklich gut an die Praxis in meinem Studiengang anknüpfen: Alle sind gerne bereit, Fragen zu beantworten, und helfen mir, wenn ich an einem Punkt nicht weiterkomme. Es gibt bei innoQ eine sehr offene Diskussionskultur mit gegenseitigem Wissensaustausch, und das merkt man auch im Umgang mit Junior DeveloperInnen.

Claudia: Gehört das Praktikum zu Deinen Studium, sprich: ist es ein Pflichtpraktikum? Wie lange ist Dein Praktikum hier bei innoQ?

Tina: Mein Praktikum ist ein Pflichtpraktikum und eigentlich auf vier Monate ausgelegt. Ich habe mich jedoch entschieden, fünf Monate bei innoQ zu sein. In dieser Zeit habe ich sehr viel gelernt. Zwischendurch hatte ich den Eindruck, ich lerne mehr als in meinen bisherigen Semestern zusammen an der Hochschule. Das liegt aber vermutlich daran, dass mir das Hintergrundwissen, das ich in der Uni erworben habe, jetzt schon als so gegeben vorkommt. Bei innoQ lerne ich jetzt die praktische Umsetzung dieses Wissens – dabei hatte ich einige Aha-Effekte. Zum Beispiel habe ich das erste Mal erlebt, dass ein Sequenzdiagramm mein Verständnis vom Code erweitert – in der Hochschule haben wir die Diagramme meistens nur abgeleitet. Als ein Kollege mir zu Beginn meines Praktikums die Funktionsweise einer bestimmten Methode erklärt hat, wurde das mithilfe eines Sequenzdiagramms gleich viel anschaulicher.

Claudia: Und wie bist Du auf innoQ gekommen?

Tina: innoQ habe ich über die GOTO Berlin Conference letztes Jahr kennengelernt. Ich war dort Crew-Member, hatte aber auch Zeit, mich ein wenig umzuschauen und mir Talks anzusehen. Sowohl der Architektur-Talk von Stefan Tilkov, als auch die Leute am innoQ-Stand haben mir so gut gefallen, dass ich gefragt habe, ob innoQ Praktikumsplätze anbietet. Und nun bin ich schon seit April hier.

Claudia: Was waren Deine Erwartungen an das Praktikum und was ist auch so gekommen, was ist anders gekommen?

Tina: Ich wollte bei meinem Praktikum programmieren und etwas vom Projektgeschäft mitbekommen – und beides ist mir ermöglicht worden. Kurz nach Beginn meines Praktikums hatte ich die Gelegenheit, in einem internen Projektteam mitzuarbeiten und eine Anwendung mitzuentwickeln. Meine Kollegen haben mich sehr dabei unterstützt: zu Beginn mit Pair-Programming, später mit Reviews und Tipps, wenn ich mal nicht weiterkam. Ich habe auf jeden Fall eine Menge gelernt – aber das was ich noch zu lernen habe, kommt mir nun umso größer vor. Ich hätte gedacht, dass der Berg an noch-zu-lernenden Dingen eher kleiner als größer wird. Aber – und auch das habe ich von Kollegen gelernt – in der IT hört das Dazulernen eigentlich nie auf. Daran sollte ich mich also gewöhnen :).

Claudia: Was hast Du aus dem Praktikum mitgenommen? Gibt es etwas, was Du anderen empfehlen würdest, die vielleicht ein Praktikum bei uns machen wollen?

Tina: Sehr viel gelernt habe ich im Bereich Softwareentwicklung. Ich kenne mich mittlerweile recht gut aus mit Ruby on Rails und automatisiertem Deployment. Darüberhinaus habe ich mitbekommen, wie es ist, in Projekten mitzuarbeiten und viel über die Rolle der Consultants gelernt. Ich hatte außerdem die Möglichkeit, bei zwei firmeninternen Events dabei zu sein. Die Vorträge bei den Events waren spannend und haben mein Wissen erweitert. Spaß hat mir auch gemacht, agile Methoden auszuprobieren, um mich selber zu organisieren. Dabei habe ich gelernt, dass es sehr viel Sinn macht, einen Sprint zu planen, auch wenn ich alleine an etwas arbeite. Dann habe ich am Ende des Sprints wirklich das Gefühl, etwas abgeschlossen zu haben und ein Erfolgserlebnis. Als Empfehlung kann ich Praktikumsinteressierten mitgeben, dass es hilfreich ist, schon ein paar Ideen zu haben in welchem Bereich man etwas dazulernen möchte. Alles Weitere ergibt sich dann. Und habt keine Scheu davor, Fragen zu stellen.

Claudia: Würdest Du jetzt etwas anders machen oder machst Du schon etwas anders als zu Beginn des Praktikums?

Tina: Ich probiere mehr aus, wenn ich beim Entwickeln auf Probleme stoße. Es kann ja nichts dabei schiefgehen, wenn ich in meiner Entwicklungsumgebung oder auf Testservern etwas ausprobiere, das funktionieren könnte. Zu Beginn hatte ich dabei oft Hemmungen und habe lange darüber nachgedacht, ob und wie ich bestimmte Dinge umsetzen will. Jetzt blockiere ich mich weniger. Natürlich überlege ich mir trotzdem vorher, was ich wie umsetzen möchte, aber mir ist klar, dass erstmal nichts schiefgehen kann. Und ändern kann ich den Code ja hinterher sowieso. Am besten habe ich ihn dann noch so geschrieben, dass er leicht zu ändern ist.

Claudia: Und, würdest Du so ein Praktikum noch einmal machen?

Tina: Na klar! Deshalb bleibe ich jetzt auch als studentische Hilfskraft bei innoQ.

Claudia: Vielen Dank, liebe Tina!

Falls wir Euer Interesse an einem Praktikum bei innoQ im Bereich Softwareentwicklung geweckt haben, könnt Ihr Euch gerne bei uns melden.