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Der KI-Hype und die Realität in Unternehmen
In vielen Organisationen erleben wir aktuell ähnliche Bilder: Das Marketing arbeitet an GPT-generiertem Content, die IT baut Proofs of Concepts, und das Produktteam plant ein AI Innovation Lab.
Alles spannend - doch niemand weiß so recht, was die anderen eigentlich vorhaben, geschweige denn, welche dieser Initiativen echten Business-Impact liefern wird. Die treibende Kraft: FOMO, die „Fear of Missing Out“. Statt strategischem Fokus entstehen viele parallele Aktivitäten, ohne dass klar ist, wo KI den größten Mehrwert schaffen kann. Genau hier setzt das AI Opportunity Mapping an.
Vom Aktionismus zur Klarheit
Ein AI Opportunity Mapping hilft Teams, strukturierte Entscheidungen über den Einsatz von KI zu treffen. Er kombiniert Business-Verständnis, Kreativität und Technologieeinsicht zu einem Prozess, der Unternehmen von der Vision zu klaren, priorisierten Handlungsfeldern führt.
Die Ziele des Opportunity Mappings:
- Die relevantesten Pain Points, Ineffizienzen und Potenziale identifizieren.
- Ideen für mögliche KI-Use Cases entwickeln.
- Diese Use Cases anhand von Wirkung und Aufwand priorisieren.
- Einen Handlungsrahmen schaffen, um die erfolgversprechendsten Ideen gezielt weiterzuverfolgen.
Das Ergebnis: Fokus statt FOMO, Klarheit statt Aktionismus.
Der AI Opportunity Mapping Canvas
Am Ende des Mappings steht nicht nur eine Liste mit Ideen, sondern ein greifbares Ergebnis: der AI Opportunity Mapping Canvas, den wir bei INNOQ entwickelt haben. Er ist das Output-Format, das die Ergebnisse strukturiert, vergleichbar und handlungsfähig macht.
Der Canvas funktioniert ähnlich wie der bekannte Business Model Canvas - nur mit Fokus auf KI-Initiativen. Er erzählt die Geschichte einer KI-Chance: vom Problem über die Lösungsidee bis hin zur Roadmap.
Warum ein Canvas für KI-Chancen?
Der Canvas hilft bei drei zentralen Herausforderungen:
- Fokus statt Aktionismus: Statt blind Trends zu folgen, identifiziert ihr systematisch, wo KI tatsächlich Mehrwert schafft.
- Von der Idee zur Umsetzung: Der Canvas führt euch von vagen Vorstellungen zu konkreten, priorisierten Use Cases.
- Gemeinsame Entscheidungsgrundlage: Verschiedene Stakeholder können ihre Perspektiven einbringen und zusammen die vielversprechendsten Chancen auswählen.
Der Canvas erzählt eine Geschichte
- Wir starten in einer Domain (einem Geschäftsbereich oder Prozess) mit konkreten strategischen Herausforderungen.
- Wir analysieren die Journey der Beteiligten und identifizieren Schmerzpunkte und Potenziale.
- Wir entwickeln in der Ideation konkrete KI-Lösungsansätze, die genau diese Punkte adressieren.
- Wir bewerten den Impact - für Nutzer:innen, Teams und das Business.
- Und schließlich definieren wir eine Roadmap mit realistischen nächsten Schritten zur Validierung und Umsetzung.
Das Besondere: Der Canvas führt euch Schritt für Schritt durch diesen Prozess. Ihr bewegt euch durch fünf aufeinander aufbauende Bereiche, jeder mit einer klaren Leitfrage.
Fünf Schritte zu fokussierten KI-Initiativen
1. Domain: Worüber sprechen wir eigentlich?
Die Leitfrage: In welchem Bereich oder Prozess arbeiten wir?
Bevor ihr über KI nachdenkt, definiert ihr, worüber ihr sprecht. Das klingt trivial - ist es aber nicht. Zu oft starten Diskussionen über KI-Einsatz im luftleeren Raum.
Ihr beschreibt den Prozess oder die Customer Journey, um die es geht. Ihr identifiziert die beteiligten Stakeholder: Wer ist betroffen? Wer profitiert? Wer muss mitziehen? Und ihr nennt die strategischen Ziele oder Herausforderungen, die ihr mit dem Einsatz von KI angehen wollt.
Beispielfragen:
- Welcher Prozess oder welche Journey steht im Fokus?
- Wer ist beteiligt oder betroffen?
- Welche Aufgaben oder Ziele bestimmen diesen Bereich?
- Welche strategischen Herausforderungen oder Erfolgsmetriken spielen hier eine Rolle?
- Warum lohnt sich ein genauerer Blick auf dieses Thema?
Warum das wichtig ist: Eine klare Domain-Definition schafft den Kontext für alle folgenden Schritte. Sie verhindert, dass ihr euch in zu breiten oder zu engen Betrachtungen verliert.
2. Journey: Wo liegen die echten Potenziale?
Die Leitfrage: Welche Mehrwerte wollen wir heben oder Ineffizienzen auflösen?
Jetzt modelliert ihr euren Prozess als (Customer) Journey – mit Akteur:innen, Aktivitäten und Aufgaben. Das ist kein akademisches Mapping, sondern eine gezielte Suche nach Ansatzpunkten für KI.
Beispielfragen:
- Welche Schritte umfasst die Journey von Anfang bis Ende?
- Wer ist an den einzelnen Schritten beteiligt?
- Welche Aktivitäten oder Aufgaben fallen dabei an?
- Wo entstehen Übergaben, Entscheidungen oder Engpässe?
- Welche Abläufe sind besonders wichtig oder kritisch für den Gesamterfolg?
Worauf ihr achten solltet: Identifiziert die zentralen Punkte für einen möglichen KI-Einsatz. Wo werden repetitive Aufgaben ausgeführt? Wo entstehen Medienbrüche? Wo treffen Menschen Entscheidungen auf Basis großer Datenmengen? Wo geht Wissen verloren? Diese Stellen sind eure Goldminen - hier kann KI den größten Unterschied machen.
3. Ideation: Welche KI-Ansätze passen?
Die Leitfrage: Welche KI-Ansätze könnten hier den größten Unterschied machen?
Jetzt wird es konkret. Für die identifizierten Potenziale entwickelt ihr Lösungsansätze. Überlegt, welche KI-Technologien und -Methoden helfen können: Textverarbeitung? Bilderkennung? Vorhersagen? Automatisierung? Beschreibt die Kernfunktionalität eurer Idee und skizziert, wie sie in den bestehenden Prozess oder die Customer Journey integriert werden könnte.
Beispielfragen:
- Welche KI-Fähigkeiten (z.B. Textverarbeitung, Bilderkennung, Vorhersagen, Automatisierung) könnten die identifizierten Potenziale adressieren?
- Was soll die KI-Lösung konkret tun? Welches Problem löst sie wie?
- Wie fügt sich die Lösung in bestehende Systeme und Arbeitsabläufe ein?
- Gibt es bereits ähnliche Lösungen oder Best Practices, von denen ihr lernen könnt?
- Welche technischen oder organisatorischen Hürden könntet ihr erwarten?
Wichtig: Bleibt offen für verschiedene Ansätze. In dieser Phase geht es nicht darum, die eine perfekte Lösung zu finden, sondern mehrere Optionen zu entwickeln, die ihr später vergleichen könnt.
4. Impact: Was bringt’s wirklich?
Die Leitfrage: Welchen Wert würde die Lösung schaffen – für Nutzer:innen, Teams oder das Geschäft?
Hier wird priorisiert. Ihr bewertet Aufwand und Nutzen eurer Ideen und wählt das Szenario mit dem größten Potenzial.
Beispielfragen:
- Welche Idee verspricht den größten Nutzen oder Mehrwert?
- Wie hoch schätzt ihr den Aufwand der Umsetzung ein?
- Welche Idee ist am machbarsten?
- Wo entsteht der größte Impact für Kund:innen, Nutzer:innen oder das Unternehmen?
- Welche Idee soll weiterverfolgt werden?
Der Realitätscheck: Nicht jede KI-Idee, die technisch möglich ist, ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Die Impact-Bewertung zwingt euch, ehrlich zu sein: Rechtfertigt der erwartete Nutzen den Aufwand? Haben wir die nötigen Daten? Ist die Organisation bereit für diese Veränderung? Dieser Schritt trennt die Spreu vom Weizen - und verhindert, dass ihr Ressourcen in Projekte steckt, die nie den erwarteten ROI liefern werden.
5. Roadmap: Wie geht’s weiter?
Die Leitfrage: Welche nächsten Schritte sind realistisch, um die Idee zu prüfen oder umzusetzen?
Der letzte Schritt macht aus einer bewerteten Idee ein umsetzbares Vorhaben. Ihr definiert konkrete nächste Schritte zur Validierung oder zum Test eurer ausgewählten AI Opportunity.
Beispielfragen:
- Welche Schritte sind notwendig, um die Idee zu validieren oder zu testen?
- Welche Daten, Ressourcen oder Partner:innen braucht ihr?
- Wo liegen Quick Wins oder erste Pilotprojekte?
- Welche Risiken oder Abhängigkeiten spielen eine Rolle?
- Wie sieht ein realistischer Zeitplan aus?
Von der Vision zur Aktion: Eine Roadmap ohne konkrete erste Schritte bleibt Wunschdenken. Definiert, wie ihr die Idee validieren könnt - oft reicht ein schlanker Prototyp oder ein Datenexperiment, um erste Erkenntnisse zu gewinnen.
Das AI Opportunity Worksheet
Haltet eure Antworten im AI Opportunity Worksheet fest. Es hilft, Gedanken zu strukturieren und Ideen vergleichbar zu machen.
Best Practice: Verwendet ein Worksheet pro Idee oder Szenario - so bleibt der Fokus klar und Ergebnisse sind leichter zu priorisieren. Das Worksheet zum Canvas steht euch kostenfrei zum Download zur Verfügung.
Ihr braucht Unterstützung dabei, eure Potenziale zu erarbeiten?
Der AI Opportunity Canvas ist der Einstieg in eine strukturierte Auseinandersetzung mit KI-Ideen. Er hilft, Potenziale zu erkennen, Zusammenhänge zu verstehen und erste Entscheidungen vorzubereiten.
Im AI Opportunity Mapping Workshop vertiefen wir genau diesen Schritt. Gemeinsam mit unseren Berater:innen analysiert ihr relevante Möglichkeiten, entwickelt konkrete Use Cases und priorisiert sie nach Wirkung, Machbarkeit und Datenlage.
AI Opportunity Mapping Workshop: Was ist das Ergebnis?
Am Ende steht nicht nur ein ausgefüllter Canvas, sondern:
- Zwei bis drei priorisierte AI Use Cases mit erkennbarem Business-Impact
- Ein gemeinsames Verständnis über Chancen, Grenzen und nächste Schritte
- Eine fundierte Basis für Umsetzung, Prototyping oder Design Sprints
Der Canvas verwandelt diffuse KI-Ambitionen in einen klaren, priorisierten Aktionsplan.
Einsatz in der Praxis
Der AI Opportunity Canvas entfaltet seine größte Wirkung in Workshops - idealerweise mit einem cross-funktionalen Team aus Business, Produkt und Technik.
Typischer Ablauf eines Workshops:
- Vorbereitung: Gemeinsames Verständnis schaffen - Was verstehen wir unter KI? Welche Domains betrachten wir?
- Domain & Journey: Den Kontext definieren und Potenziale identifizieren
- Ideation: Konkrete Lösungsansätze entwickeln (einzeln oder in Kleingruppen)
- Impact: Ideen bewerten und priorisieren
- Roadmap: Nächste Schritte für die vielversprechendste Idee definieren
- Wrap-up: Commitment und Verantwortlichkeiten klären
Pro-Tipp: Ladet verschiedene Perspektiven ein. Die besten Insights entstehen, wenn Product Owner, Entwickler:innen, Designer:innen und Business-Stakeholder zusammenkommen.
Fallstricke
So nützlich ein durchdachter Canvas sich für KI-Initiativen erweist - in der Praxis drohen einige Fallstricke:
- Zu techniklastig denken: Der Canvas startet bewusst mit Domain und Journey, nicht mit KI-Technologien. Wer sofort in Tech-Lösungen springt, verliert den Business-Kontext aus den Augen.
- Unrealistische Impact-Bewertung: Vorsicht vor Wunschdenken. „Diese KI wird alles verändern” ist kein belastbarer Impact. Bleibt konkret und messbar.
- Die Roadmap ignorieren: Ein ausgefüllter Canvas ohne konkrete nächste Schritte ist wertlos. Der letzte Schritt ist der wichtigste - hier entscheidet sich, ob aus der Idee ein Projekt wird.
- Zu viele Ideen parallel verfolgen: Der Canvas hilft zu priorisieren - nutzt das! Besser eine Idee richtig umsetzen als fünf halbherzig angehen.
Fazit
Der AI Opportunity Mapping Canvas verwandelt FOMO in Fokus. Er gibt Teams einen strukturierten Weg, KI-Potenziale zu identifizieren, zu bewerten und in konkrete Schritte zu überführen.
Denkt an unser Eingangsbeispiel: Die drei Abteilungsleiter mit ihren parallelen KI-Initiativen. Mit dem Canvas hätten sie gemeinsam erkannt, welche ihrer Ideen tatsächlich Business-Impact liefert. Sie hätten Synergien identifiziert, Ressourcen gebündelt und eine priorisierte Roadmap entwickelt - statt drei isolierte Experimente zu starten.
Der Canvas ist kein Garant für Erfolg, aber erhöht die Chancen erheblich.
Er schafft die Klarheit, die nötig ist, um aus KI-Hype konkrete Business-Ergebnisse zu machen.
Ein gut durchdachter AI Opportunity Canvas zu Projektbeginn ist wie ein Kompass in unbekanntem Terrain: Er zeigt die Richtung, hilft bei Entscheidungen und verhindert, dass ihr euch in Sackgassen verirrt.
Von diesem Canvas aus können Teams in die Umsetzung gehen: Prototypen bauen, Daten analysieren, erste Versionen testen. Der Canvas hat seine Aufgabe erfüllt, wenn aus einer vagen KI-Idee ein konkreter Use Case mit klarem Business-Value wird.
Braucht ihr Unterstützung bei der Umsetzung?
Wenn ihr herausfinden möchtet, wo KI in eurem Unternehmen echten Mehrwert schaffen kann, unterstützen wir euch gerne dabei. Mit unserem AI Opportunity Mapping Workshop helfen wir, Potenziale zu identifizieren, Use Cases zu priorisieren und konkrete nächste Schritte in Richtung Umsetzung zu planen.
Bei INNOQ kombinieren wir technologische Expertise, Produktdenken und Organisationsverständnis, um gemeinsam mit euch herauszufinden, wo KI strategisch und praktisch den größten Unterschied macht.
Meldet euch gerne bei uns. Wir begleiten euch vom ersten Mapping bis zum erfolgreichen Einsatz eurer KI-Lösungen.