Transkript

Sketchnotes

Notizen, an die man sich erinnert

Sketchnotes helfen dabei, sich besser an Dinge zu erinnern und komplexe Themen verständlich darzustellen. Ideal also für Menschen, die an Software arbeiten, oder? Sind Sketchnotes also die besseren Notizen? In dieser Folge sprechen Lisa und Lucas über Sketchnotes als Werkzeug in der IT und über Lisas Buch zum Thema.

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Transkript

Lucas:

Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des INNOQ Podcast! Heute habe ich mir die Lisa Moritz eingeladen. Hallo Lisa!

Lisa:

Hallo Lucas und hallo ihr da draußen!

Lucas:

Und wir haben uns heute das Thema Sketchnotes ausgesucht und um da mal hinzukommen: Wer bist du eigentlich Lisa? Und wie bist du zu Sketchnotes gekommen?

Lisa:

Ja, gute Frage. Also wer bin ich? Ich bin die Lisa, wie du schon richtig gesagt hast, ich arbeite jetzt am ersten September dann drei Jahre bei INNOQ und genau… Also als Consultant, also ich bin so normal am Entwickeln. Wir haben ja auch schonmal über JavaScript gesprochen und Java kann ich auch so ein bisschen. Und… genau, Sketchnotes. Wie bin ich dazu gekommen? Also ich habe schon auch als ich jünger war manchmal so Symbole an Dinge gemacht, also so zum Beispiel keine Ahnung so ein kleines ‚i‘ in einem runde Kreis an irgendeine Information, die ich gehört habe. Das habe ich dann auch auf der Arbeit manchmal am Whiteboard gemacht, wenn jemand gesagt hat: Ja, aber da muss du drauf aufpassen!‘, so ein kleines Warndreieck quasi gemacht, wie man das aus dem Straßenverkehr kennt. Und irgendwann habe ich dann gesehen, dass es diese Technik gibt ‚Sketchnotes‘. Das fand ich ziemlich interessant, das ist ja hauptsächlich irgendwie durch Mike Rohde gegründet wurden. Und habe das dann manchmal auf so Meetups ausprobiert, aber nie so richtig viel. Dann bin ich zu INNOQ gekommen und habe da auch häufiger mit der Joy, die kennen bestimmt auch einige, die den Podcast hören, gesprochen. Die ist da ja auch so richtig im Thema drin. Und habe das dann immer aktiver gemacht und letztes Jahr kam quasi dann Corona, die große Wende sage ich mal. Da hat der Eberhard mit seinem Stream ‚Softwarearchitektur im Stream‘ angefangen und hat, ich glaube nach der dritten Folge gefragt, ob ich nicht Lust habe, regelmäßig für ihn Sketchnotes zu machen und er würde die dann auch veröffentlichen und eventuell live streamen und so weiter. Und jetzt mache ich so ungefähr einmal die Woche Sketchnotes für den Eberhard im Stream und konnte für mich viel lernen, konnte glaube ich auch von anderen viel lernen und habe gemerkt, dass das eine coole Methode ist. Genau.

Lucas:

Cool! Bevor wir nochmal zu den Sketchnotes zurückkommen muss ich aber noch kurz erwähnen, dass neben der ‚Softwarearchitektur im Stream‘, die Lisa auch noch den Security Podcast moderiert. Also wenn euch das Thema ‚Security‘ interessiert, dann könnt ihr da auch mal reinhören. Das kommt auch mal in die Shownotes. Okay. Also du hast jetzt schon gesagt, diese Sketchnotes, das sind irgendwelche visuellen Notizen. Was… Kannst du da ein bisschen mehr zu erzählen? Was muss ich mir darunter vorstellen? Also du hast jetzt irgendwie gesagt, ich mache eine Notiz und dann mache ich da vielleicht noch einen Emoji daneben. Was muss ich mir da vorstellen?

Lisa:

Genau, also man hat quasi… Also die Idee hinter Sketchnotes ist, man kombiniert normale Notizen, wie man sie normal hat, mit anderen Elementen, wie zum Beispiel Symbolen, Pfeilen, Kästchen, Linien, also Dinge, die Softwarearchitekten eh schon gerne tun und dann packt man da unter Umständen noch andere Schriftarten mit rein. Also eine Schreibschrift oder eine Großbuchstabenschrift oder so. Und diese Kombination aus all dem ist dann quasi die Sketchnote. Und da ist es vollkommen egal, ob man jetzt so ein ganz visueller Mensch ist, der fast nur Bildchen malt und dann halt eine ganze Seite voller kleiner Symbole hat oder ob man viel mit Schriften spielt. Das macht zum Beispiel der Mike Rohde, der hat sehr, sehr oft gar keine Symbole in seinen Sketchnotes. Das wichtige ist quasi, dass man versucht seine Notiz nur aus so einen begrenzten Bereich zu machen. Also was ich früher auch gerne gemacht habe war, so dieses klassische ‚speech to texting‘. Also ich saß da und habe mit meinem Karoblatt A4 einfach alles mitgeschrieben, was ich so gehört habe. Mit einem Kugelschreiber und dann hat man hinterher von so einem zwei Stunden Vortrag vielleicht so acht DIN A4 Seiten und was macht man damit? Man guckt sie eigentlich nie wieder an. Und das habe ich halt auch oft genug gemacht, weil das das einfachste ist. Bei Sketchnotes sagt man sich vorher schon: ‚Okay, für dieses Thema, was weiß ich… ein einstündiger Vortrag, habe ich jetzt diese Fläche, zum Beispiel ein unbeschriebenes DIN A4 Blatt, und ich versuche alle Informationen, die ich für relevant erachte und für wichtig empfinde, kondensiert auf dieser einen Seite darzustellen.‘ Unter Umständen eventuell auch Verbindungen zu ziehen, wo ich merke es gibt da eine Verbindung zwischen den Themen. An den Stellen, wo ich mir denke: ‚Da möchte ich jetzt ein Symbol dranklatschen‘, auch mal ein Symbol hinzufüge und dann habe ich nachher einfach genau eine Seite Überblick von diesem einen Themenbereich über den gesprochen wurde. So kann man das zum Beispiel in Vorträgen machen. Also für ‚Softwarearchitektur im Stream‘ habe ich immer so eine weiße Seite oder als ich neulich in so einem iSAQB-Workshop saß, habe ich für ein Themengebiet einfach ein so eine Seite genommen. Also das war konkret das ‚requirements for architects‘ und da war zum Beispiel ‚clean start‘ das erste Thema. Der erste Themenbereich, der irgendwie über zweieinhalb Stunden ging und dann habe ich eine Sketchnote für diesen Themenkomplex gemacht. Genau, also man… Das wichtige ist quasi: Eine Sketchnote muss nicht mit Symbolen sein, kann mit Symbolen sein. Man macht kleine Pakete, wo man die Notizen hinsetzt und man versucht sich vorher vom Platz her einzuschränken, dass sind dann quasi die großen Unterschiede zu normalen Notizen.

Lucas:

Genau, also wir verlinken an der Stelle auf jeden Fall schonmal so ein paar Sketchnotes als Beispiel, einfach weil in einem Podcast ist sowas ja ein bisschen immer schwer zu zeigen. Aber… Also wenn man sich das jetzt vorstellen möchte: Also der Eberhard, der hat ein Gespräch mit irgendeinem Gast und du zeichnest dann quasi live mit und das können dann die Leute auch sehen, was du da zeichnest? Oder wie funktioniert das?

Lisa:

Genau. Also wir hatten das witzigerweise ganz am Anfang mal, dass man es so gemacht hat. Da hatten wir aber noch ein paar technische Probleme. Dann haben wir lange Zeit, habe ich für mich alleine mitgezeichnet und wir haben es später hochgeladen. Dadurch, dass ich es digital mache mit einer Künstler-App entsteht aber auch immer so ein Video, was man auch hochladen kann. So ein Zeitraffer-Video, wie das ganze entstanden ist. Und seit zwei Folgen oder drei Folgen ist es wieder so, dass ich live zu sehen bin. Dass mich dann, wenn kein Screen Share da ist, dann blendet mich Eberhard live mit in den Stream ein und wenn die Person, die zu Gast ist Screen Share anhat, dann braucht… muss man halt das mehr sehen, das ist deutlich wichtiger als die Sketchnote. Dann hatte ich so einen eigenen Stream bekommen, wo man mich quasi gesehen hat, aber die Gespräche der anderen belauschen konnte. Genau. Und am Ende der Folge twittere ich das Ganze und Eberhard lädt das auch auf seiner Seite hoch, dass man dann sehen kann immer Sketchnote und Folge.

Lucas:

Und so einen anderen Ort, wo ihr auch ja auch oft Sketchnotes gemacht werden, sind ja so Konferenzen. Das hast du ja sicherlich auch schonmal gemacht. Hilft dir das, diese Sketchnote zu machen irgendwie den Vortrag besser zu verstehen? Oder was ist für dich die Motivation das auch bei einem Vortrag zu machen? Also ich meine bei Eberhard ist das klar, das ist ja auch für das Publikum, aber jetzt bei so einer Konferenz?

Lisa:

Genau, also ich gehe ja nicht in die Konferenz und setzt mich in den Vortrag einfach nur um drin zu sitzen. Also das ist ja nicht meine Motivation oder auch bei so Meetups, sondern meine Motivation mich in so einen Vortrag zu setzen ist ja schon die, zu sagen: ‚Ich möchte mich auch an das erinnern, was gesagt wurde. Das was mich interessiert, ich möchte das irgendwann einsetzten.‘ Und mir hilft das immens dabei mich darauf zu konzentrieren. Also ich weiß noch bei den ersten Vorträgen, wo ich war, wo ich einfach normal Notizen mit gemacht habe, also klassisch… keine Ahnung, so vier karierte Blätter voll, habe ich mich null auf den Vortrag konzentriert. Ich war einfach nur damit beschäftigt, das was der Mensch vorne gesagt hat, einfach in Text zu verwandeln. Und wenn ich gar nicht mitschreibe, dann… also bei mir ist das so, ich kann dann einfach nicht aufpassen. Also wirklich gar nicht. Also der Mensch vorne spricht was und ich kann dem null folgen, weil ich einfach… ich weiß auch nicht, ich muss irgendwas mit den Händen machen. Und das was dann häufig passiert, da gibt ja halt auch diese Bücher drüber, irgendwie ‚Doodle Revolution‘ und so, dass man anfängt zu doodeln. Und das kennt ja jeder, also dass man irgendwelche kleinen, ich sage mal Schisschen auf ein Papier malt. Das heißt jetzt irgendwelche Häuschen oder Kätzchen oder was auch immer man malen möchte… eine Explosion. Keine Ahnung, wie auch immer die Menschen so gestrickt sind. Da macht man das ja nicht um sich aktiv von diesem Ding abzulenken, sondern um sich besser drauf konzentrieren zu können. Und ich finde Sketchnotes eine coole Möglichkeit um sich besser aus das, was der Mensch sagt, konzentrieren zu können und gleichzeitig irgendwie eine Dokumentation zu haben, was da passiert ist. Also mir hilft das dann im Nachhinein… also mir hilft das dann in dem Moment mich besser darauf zu konzentrieren und mir hilft das im Nachhinein auch mich da wieder reinzuversetzen und daran zu erinnern.

Lucas:

Und gibt es für dich noch andere Situationen in den du auch Sketchnotes machst? Also neben so Vorträgen oder dem Stream?

Lisa:

Also genau, am häufigsten sind es in der Tat Vorträge oder der Stream oder auch Workshops. Also sowas, was… ich sage mal so: videomäßig oder auch live-video, wo Menschen etwas zeigen und darüber sprechen. Ich könnte mir… gerade fällt es mir auf, man könnte es natürlich auch zu Podcasts machen. Spricht halt überhaupt nichts dagegen. Also wenn jetzt hier gerade jemand sitzt und macht eine Sketchnote, gerne teilen! Fände ich cool! Wo ich es auch schon häufig genutzt habe, ist für irgendwelche Dinge, die ich gelesen habe. Also Blogposts zum Beispiel, da bietet das sich gut an. Bei Büchern kann man das auch super machen, aber da muss man sich halt vorher schon klar werden: Ich schaffe es eigentlich nicht das ganze Buch auf Sketchnote zu tun. Also vor allen Dingen bei Fachliteratur, da steht einfach zu viel drin. Da habe ich das oft so gemacht, dass ich quasi ein Kapitel eine Sketchnote gemacht habe. Manchmal, aber nicht allzu häufig, mache ich das in Meetings. Also wenn man kein Template hat, in dem man Meeting-Notizen anfertigen muss, kann man das auch einfach für Meetings nutzen. Wo ich es super hilfreich finde, wenn man mal eine super komplexe Aufgabe bekommt bei Jira. Einfach so ein Ticket, wo ein Mörder-Workflow: ‚Ja, hier bau das mal!‘, steht da einfach nur und das muss beachtet werden und das und das und das. Okay, das steht da textuell bei Jira, aber das hilft mir halt auch nicht so wirklich weiter in dem Moment, dann mache ich das auch gerne in so einer Sketchnote. Weil das Coole da dran ist dann: Ich habe es visualisiert, ich habe es auf einem Blatt Papier und mit dem Blatt Papier kann ich dann zu PO oder zu dem, der es sich ausgedacht hat, gehen. Und der kann nochmal mit mir abklären, ob das wirklich so richtig ist, wie ich es verstanden habe und ich finde das sieht man immer mit so… Na klar, wenn da so ein Programmablaufplan wäre oder so, würde man das auch erkennen. Kann man natürlich auch machen. Aber ich finde das immer ganz hilfreich vielleicht auch nochmal so Grenzen zu zeigen: ‚Das passiert hier gerade auf dem Client, was du möchtest, das hier auf dem Server. Ist das auch so wirklich so? Oder soll das doch anders sein?‘ Also das hilft mir auch bei sowas, das einzugrenzen.

Lucas:

Okay, aber das ist dann sowas… Das hat dann schon so einen leichten fließenden Übergang zu irgendwelchen Sequenzdiagrammen oder sowas vielleicht?

Lisa:

Genau, das kann schon passieren.

Lucas:

Also eine Sache, die wenn du das so erzählst, bei mir immer direkt in dem Kopf ist, ist so: ‚Oh je, ich kann ja gar nicht malen!‘ Also kann ich das denn trotzdem? Also wenn… gerade wenn man jetzt so deine Sketche uns angucken, die sind ja sehr künstlerisch, sehr schick. Wie komme ich denn über diese Hürde drüber, dass ich vielleicht denke, das sieht nachher gar nicht so toll aus? Hast du irgendwelche Tipps?

Lisa:

Ja, also der beste Tipp ist: Einfach machen! Aber das ist halt immer der beste Tipp. Klein anfangen ist auch ein guter Tipp. Also es gibt halt viele Möglichkeiten mit diesem Sketchnoting anzufangen. Du kannst dir entweder das totale Hindernis stellen und sagen: ‚Okay, ich nehme mir dieses weiße Blatt und ich werde jetzt von diesem Vortrag, der sowieso schon total komplex und schwierig ist, eine komplette Sketchnote machen.‘. Das wird dich überfordern, das ist wahrscheinlich am Anfang total Overkill. Aber wenn du so anfängst wie ich das eben sagte, dass du einfach mal so ein Symbol daneben machst. Also keine Ahnung, für die Leute, die gerade ihre Sketchnote ausprobieren, ich freue mich schon auf alle die Posts, wenn ich jetzt zum Beispiel einen Link sagen, könntet ihr so ein kleines Browsersymbol oder so eine kleine Weltkugel mal und daneben schreibt ihr den Link. Zum Beispiel www.sketchnotes.tech. Oder ein Fragezeichen, wenn ihr etwas nicht verstanden habt, ein Ausrufezeichen wenn eine Warnung gibt. Einfach so klein anfangen, dass man erstmal das, dass man schon immer macht, die normalen Notizen mit Symbolen versieht. Das ist so einen Möglichkeit um klein anzufangen und halt auch nicht mit den komplexesten Symbolen. Also kein trojanisches Pferd aus dem irgendwelche Waffen hervorkommen oder sowas, das ist vielleicht ein bisschen viel für den Anfang. Aber so ein Informations-‚i‘ kriegt man ganz gut hin, diese ganze Warndreiecke kriegt man gut hin und wenn man sich vielleicht schon ein bisschen sicherer fühlt, wäre ein zweite Variante: Ich sage auf meinem DIN A4-Blatt, wo ich meine normalen Notizen mache, da nehme ich einfach mal ein Viertel. Das tue ich mir vorher schon abtrennen und dem Viertel male ich einfach immer wenn mir danach ist mal so Sketchnote-mäßig. Also das… wo es sich gerade gut anfühlt. Und was ich… also ich habe jetzt halt schon so einen Vortrag immer mal gegeben und dann male ich auch mit dem Menschen und ich habe sooft das Feedback bekommen: ‚Also ich bin hier nur reingekommen, weil ich mir sicher war, dass ich es eh nicht hinkriege.‘. Und dann halten sie nachher ihre Ergebnisse in die Kamera und sagen: ‚Das hätte ich nicht gedacht!‘. Weil das sind halt einfach… also ich male da ja auch keine… ja, das ist ja kein Hexenwerk, wie man so schön sagt in der Software. Also das ist ja einfach… das sind nur ein paar Striche, kleine Grundformen, das ist auch so ein ganz wichtiger Aspekt. So in Grundformen denken, leicht denken und ja, das nicht so ernst nehmen. Also man muss auch nicht für alles ein Symbol haben. Also ich habe ja auch nicht an allem ein Symbol, ganz oft habe ich einfach nur einen Text in einem Kästchen und ‚Schwupps‘: Sketchnote. Macht man noch so einen Schatten dahinter. Die Tanja Wehr, die nennt das ganze den Zauberstift, diesen kleinen grauen Marker, mit dem man den Schatten setzt. Weil du setzt den Schatten sieht es cool aus. Ein Kollege von uns würde jetzt sagen: ‚Schatten sind nutzlos und die braucht man gar nicht‘, aber sieht halt cool aus in dem Moment. Und dann sieht das einfach schon nach mehr aus als nur nach einem Text im Kästchen.

Lucas:

Aber vielleicht kann man auch erstmal damit anfangen, dass man sich selber sagt: ‚Ich zeige das gar keinem anderen!‘ Dann ist es ja gar nicht so schlimm, wenn es gar nicht so toll aussieht. Dann kann man es ja erstmal so ein bisschen für sich ausprobieren. Du hast das eben schon so ein bisschen erwähnt, du hast gesagt: ‚Ich mache das irgendwie auf meinem iPad‘. Wie siehst du das denn mit analog und digital? Was ist da einfacher oder was siehst du da als Vor- und Nachteile bei den beiden Möglichkeiten?

Lisa:

Genau, also bevor Eberhard kam, habe ich das nahezu ausschließlich analog gemacht. Also ich liebe Stifte, ich sammele Stifte, ich bin ein ganz großer Stifte Fan! Vorteil von analog ist: Man legt sich seine Sachen so zurecht. Man hat hier sein Blatt liegen und dann hat man da seine… keine Ahnung, zwei verschiedene schwarzen Stifte, dann hat man vielleicht einen bunten Stift und ein so einen grauen Stift. Und man hat das alles so parat und das ist genau das, was man braucht, was man da vor sich hat. Und bei den Apps ist das immer so ein bisschen kniffliger finde ich. Also ich persönlich verwende mittlerweile Procreate. Ich glaube wäre das das erste gewesen, was ich für Sketchnotes nehme, hätte ich das komplett abgebrochen direkt. Weil das ist halt so eine Künstler-App, du hast verschiedene Ebenen, du kannst dir jeden Pinsel in jeder beliebigen Dicke erstellen, mit lieber beliebigen Farbe aus dem Farbrad, du kannst noch irgendwas mit Transparenz schrauben und so weiter. Also das ist so richtig Overkill. Also wenn man mit der App zu Rande kommt, dann ist das super für Sketchnote, aber für den Anfang ganz, ganz schlimm. Und dann würde ich halt eher so diese Notiz-Apps nehmen, wo man irgendwie so eine begrenzte Stiftanzahl hat und ein begrenztes Blatt, was quasi so eine normale Situation simuliert. Genau und dann unterscheidet sich das von parat legen nicht mehr so viel. Was man natürlich beim Papier hat: Wenn man mal einen Fehler macht, dann hat man den Fehler. So dann streichst du es vielleicht durch oder schreibst drüber. Der ist dann halt da. Also wenn man so perfektionistisch ist, ich finde aber mit Sketchnotes sollte man eigentlich nicht zu perfektionistisch werden, dann ist das irgendwie blöd. Und bei diesen ganzen Apps kann man halt hergehen und die Sachen irgendwie mal verschieben oder mal wegradieren. Das macht man im Normalfall bei einer Sketchnote nicht, weil man die halt eher mal mit so einem schwarzen Pigmentliner anfertigen würde. Und wenn man… ja, wenn man perfektionistisch veranlagt ist, sind glaube ich Tablett-Sketchnotes die einfacheren, also digitale. Aber von der Idee des Sketchnotings her finde ich eigentlich die analogen schöner, weil… also der Mike Rohde, den habe ich vorhin auch schonmal erwähnt, der betont immer, dass es bei Sketchnotes um ideas geht und nicht um art. Also die Ideen sind das was zählt, das was ich festhalte und nicht wie hübsch oder knuffig das nachher ausschaut. Das ist zwar schön, wenn man es nachher teilt und die Leute denken: ‚Ach, cool!‘ oder der Lucas sagt dann immer: ‚Ach, Lisa, deine Sketchnotes sind immer so hübsch!‘. Das ist zwar schön, aber das ist halt eigentlich nicht die Idee davon. Die Idee ist einfach: Du notierst dir die Informationen, die für dich relevant sind auf eine Art, dass du dich nachher sehr, sehr gut daran erinnern kannst.

Lucas:

Und das bedeutet auch, dass es nicht unbedingt so ist, dass die Sketchnotes für andere Leute verständlich sind, sondern dass es vielleicht auch für dich eigentlich nur so ein Gedankenanker ist, an dem du dich dann orientieren kannst, wenn du dich nochmal da dran erinnern willst?

Lisa:

Genau! Also ich versuche natürlich irgendwie bei… Also genau, es gibt auch quasi… das ist quasi die Unterscheidung, es gibt ja Sketchnotes und Graphic Recording für alle, die jetzt noch mehr Lust auf visualisieren bekommen haben. Und Sketchnotes ist eher das, was du für dich machst, damit du dich besser an Dinge erinnern kannst und Graphic Recording, das sind diese krassen Wände, die irgendwelche Visualisier machen. Diese Meter-Wände, meterlang irgendwelche Konferenzen dargestellt, wo wirklich alle Informationen drauf sind. Also dieses Graphic Recording ist quasi eher für andere und Sketchnotes sind so für einen selber. Ich versuche aber halt bei den Sachen für Eberhard, da schreibe ich ganz oft Sachen auf, die mir auch total klar sind. Einfach weil ich weiß: In dem Moment mache ich es nicht nur für mich. Also ich mache es schon auch für mich, aber ich habe halt ja den Auftrag irgendwie bekommen eine Sketchnote zu machen und dann versuche ich das schon so ein bisschen ausführlicher zu machen als ich es machen würde, wenn es jetzt nur für mich wäre. Genau.

Lucas:

Verstehe ich.

Lisa:

Und das fand ich aber großartig, da habe ich am Anfang… Also ich weiß auch gar nicht ob ich so aktiv darauf achte oder ob ich es einfach mache, weil ich das unterbewusst bedenke. Aber da habe ich schon oft das Feedback von Eberhard oder sogar auch schon von anderen auf Twitter bekommen, dass sie sich anhand der Sketchnotes wieder an die Folge erinnern können. Dann wieder wissen, worum es geht und das fand ich auch von Eberhard mal ein cooles Feedback, dass er selber halt gesagt hat: Wenn er guckt, was es so für Folgen gab, dann guckt er sich die Sketchnotes an, weil er keine Lust hat da nochmal eine Stunde lang ein Video anzusehen. Fand ich irgendwie cool, habe ich mich gefreut!

Lucas:

Das ist cool! Genau, aber dafür ist es natürlich ein bisschen schwerer dann zu durchsuchen als jetzt reiner Text. Also wenn ich jetzt irgendwie über fünf Folgen suchen will, dann muss ich mir für fünf die Sketchnotes angucken. Also das ist dann so ein bisschen was ich überlegen muss. Okay, also der eine oder die andere hat es vielleicht schon vermutet, dass die Lisa zu dem ganzen Thema sogar ein Buch geschrieben hat. Wenn diese Folge rauskommt, dann sollte sie genau heute im Laden zu finden sein, das neue Buch. Erstmal kannst du ja kurz sagen wie das Buch heißt und dann: Wie ist es denn dazu gekommen? Also wie bist du auf die Idee gekommen ein Buch zu dem Thema zu schreiben?

Lisa:

Ja. Also das Buch hat den einfallsreichen Namen ‚Sketchnotes in der IT‘. Also wer es sich nicht merken kann… ist ein bisschen nicht so einfallsreich, genau. Die Geschichte ist ganz lustig, wie es dazu kam, und zwar habe ich beim Sport einer Freundin erzählt, dass ich das mit den Sketchnotes mache und hatte ihr auch so ein paar Bilder gezeigt und sie fand das so cool. Und dann sagt sie danach einfach so zu mir: ‚Lisa, warum schreibst du eigentlich kein Buch zu dem Thema? Das ist doch super cool!‘. Und ich so: ‚Ja, du hast eine Meise! Ich und ein Buch schreiben? Wieso? Wer will das lesen? Bestimmt keiner!‘. Ja und dann habe ich eine Nacht drüber geschlafen und habe nochmal so nachgedacht. Ich habe hier auch einiges an Sketchnoting-Büchern stehen, aber vom Gefühl her halt, sind die meisten Sketchnoting-Bücher wirklich von Illustratoren geschrieben und sehr allgemein gehalten. Und ich habe irgendwie so das Gefühl, dass ITler nicht unbedingt sich so ein Kunstbuch kaufen würden. Ja und dann hatte ich so gedacht: Vielleicht ist das doch gar nicht so eine doofe Idee! Und das Feedback zu diesen Dingern ist ja schon immer ganz gut und ganz viele sagen: ‚Das könnte ich nie!‘. Ja und dann habe ich Eberhard geschrieben: ‚Eberhard, gestern hatte ein Freundin die Idee, ich könnte ja mal ein Buch schreiben. Wie findest du die Idee?‘. Und dann hat Eberhard mir einfach einen Autorenfragebogen geschickt und gesagt: ‚Ja, finde ich super! Reichs ein!‘. Und ich dachte mir so: ‚Okay, ja. Cool!‘. Und dann habe ich diesen Autorenfragebogen ausgefüllt, also für alle die, die noch nie ein Buch geschrieben haben, aber es gerne möchten: Das ist ein ganz schönes Geraffel so ein Ding auszufüllen, weil da wird man nämlich zum Beispiel auch gefragt nach der Kapitelgliederung bis in den dritten Unterpunkt oder so. Also wenn man vorher noch so eine grobe Idee hatte wie ich ‚Sketchnotes im IT-Bereich‘ irgendwie, dann hat man nach dem ausfüllen dieses Autorenfragebogens spätestens die totale Idee von diesem Buch, weil man eben so tief schon drüber nachdenken musste. Und dann hat sich relativ schnell der Verlag gemeldet und meinte: ‚Ja, das wollen wir gerne haben! Das ist cool!‘ und dann ja… habe ich ein Buch geschrieben.

Lucas:

Ja. Für alle anderen, die noch nie ein Buch geschrieben haben, das ist immer ungefähr 800 mal so viel Arbeit, wie man am Anfang denkt. Nur mal so vorab für Leute, die diese Idee auch schonmal hatten. Genau und eine Sache, die an dem Buch besonders ist, finde ich, ist, dass es irgendwie ja nicht nur eine Beschreibung ist, wie man Sketchnotes macht oder was die Ideen dahinter sind, sondern das ist auch ein bisschen wie so eine Bibliothek an Symbolen und Sachen sind. Also wenn ich das jetzt so durchblättere, dann sehe ich hier zum Beispiel irgendwie einen Terminal. Also sehr ausgerichtet auf unseren Bereich, auf die IT, was es da so gibt. Und wie male ich meinen Terminal? Oder wie male ich was Abstrakteres, wie zum Beispiel ein Projekt? Was war da dein Gedanke hinter? Also wozu gibt es diesen ausführlichen Beispielteil oder Bibliotheksteil.

Lisa:

Genau, also mein Grundgedanke hinter dem ganzen Dings war es, irgendwie Sketchnotes mit IT zu verknüpfen, weil ich glaube das ist eine gute Nische eigentlich und ich hatte all die Leute im Kopf, die sich selber sagen: ‚Ich kann das aber nicht! Ich kann das nicht malen!‘. Und ich habe halt so einen Vortrag gemacht, ‚Sketchnotes in der IT‘, habe ich jetzt wahrscheinlich schon gesagt und wieder vergessen und das ist quasi ein so ein Grundsatz von mir: Die Leute machen einfach mit. Also die haben das dann auch quasi auszuprobieren und die malen dann einfach was. Und was anderes mache ich dann halt in dem Ding nicht. Also ich gehe Schritt für Schritt irgendwelche Symbole durch: Einen kleinen Roboter oder ich weiß gar nicht was ich noch alles hatte… Software Reviews oder…

Lucas:

GitHub, Java…

Lisa:

Genau. Living Documentation. Also ich gehe das dann Schritt für Schritt mit denen durch und dann sehen die: Das ist überhaupt kein Hexenwerk. Hexenwerk gibt es zum Beispiel auch in dem Buch oder Rocketscience, also all die wichtigen Begriffe aus der IT sind vertreten. Und man geht Schritt für Schritt mit den Leuten durch und sie sehen: Es ist gar nicht so schlimm. Ich male hier einen Strich, dann male ich hier einen Kringel und dann male ich ein bauchiges Dings und auf einmal habe ich einen Hexenkessel. Und mir war es einfach sehr, sehr wichtig das Buch zu schreiben und irgendwie praktisch zu halten. Also so nachvollziehbar. Drum habe ich halt einmal gedacht: Naja, so eine Symbolbibliothek für IT-Begriffe wäre irgendwie hilfreich. Und was ich eigentlich auch noch ganz cool finde ist das Einstiegskapitel, das ist nämlich ultimativ praktisch gehalten. Da erfährt man was Sketchnotes sind und was es damit auf sich hat und man macht selber eine Sketchnote zu diesem Thema. Also das ist so ein bisschen aufgedröselt, da steht einmal wirklich was an Inhalt drinnen und dann besteht es noch aus so einer Mitmachanleitung. Und dann macht man einfach Schritt für Schritt eine eigene Sketchnote und das ist auch so aufgebaut, dass man das ohne… keine Ahnung, tausend verschiedene Stifte machen kann, sondern einfach auf ein DIN A4-Zettel kariert mit einem Kugelschreiber schickt schon und da kann man die Sketchnote mit malen. Und von der Idee her sind genau diese Symbole nachher aus so. Wenn Lucas geht jetzt in so einen Vortrag über ‚single page applications‘ und was die so cool macht und kann sich vielleicht die Symbolbibliothek mit in den Vortrag nehmen oder vorher schonmal so ein bisschen durchgucken und dann Symbole raussuchen, die er eventuell brauchen wird. Zum Beispiel einen Server, vielleicht auch einen Webbrowser oder so. Und dann kannst du dir das vielleicht abmalen oder mit diesem Buch in den Vortrag gehen und dann hast du schon Symbolideen. Ja, du brauchst nicht für alles ein Symbol, aber du hast die Ideen. Das war so der Grundgedanke dahinter.

Lucas:

Genau und wenn ihr das Buch jetzt nicht gerade vor euch liegen habt, dann ist das bei jedem von den Symbolen ja tatsächlich so, es ist ja so eine kleine Anleitung. Also man sieht immer so: Male hier einen Kreis, da ein Kreis und noch einen Kreis und am Schluss hast du einen Hexenkessel. Und klingt jetzt irgendwie so ein bisschen wie: Male eine Eule, male zwei Kreise, jetzt hast du eine Eule! Aber das ist tatsächlich relativ einfach nachzuvollziehen, wenn man das Buch vor sich liegen hat, wie man da malt und ich glaube das, was einem das Buch so ein bisschen abnimmt, ist dieses herunterbrechen auf einfache Formen von so etwas komplizierten wie jetzt dem Hexenkessel. Also das ist ja Arbeit sich zu überlegen: Wie kriege ich das hin das möglichst schnell und einfach zu malen? Und dann das nachher abzumalen ist gar nicht mehr so schwer. Also würde ich jetzt einfach so behaupten. Ich werde gleich mal etwas abmalen, um das mal zu testen, ob das auch so ist. Aber so sieht es für mich zumindest mal aus. Genau, cool!

Lisa:

Ich glaube sogar auch, dass das vielleicht beim ersten Mal noch Arbeit so ein Symbol zu erdenken, aber die Erfahrung macht es. Also je mehr Symbole man dann auch aus dieser Symbolbibliothek nachgemalt hat, desto mehr sieht man: Wie denke ich in Grundformen? Wie kann ich das umsetzen? Wie kann ich Dinge irgendwie einfach halten? Und ich glaube es wird auch einfacher selber Symbole zu entwickeln, wenn ein paar mehr selber gemalt hat.

Lucas:

Sehr cool! Genau, also wenn jetzt sich jemand für das Buch interessiert und denkt: ‚Das besorge ich mir!‘, was ist so deine Idee wie man das liest? Also geht man das durch und malt sich Symbole ab um das zu üben oder wie hast du dir das überlegt? Wie man das Buch so liest?

Lisa:

Also ich glaube für jemanden, der wirklich noch nie irgendwas von Sketchnotes gehört hat und dem das alles so fremd ist, dem würde ich raten als aller erstes dieses Einstiegskapitel zu lesen und dann einmal diese, ich sage mal ‚begleitete Sketchnote‘ oder ‚geführte Sketchnote‘ mit zu malen, damit man einmal so einen Eindruck bekommt. Für Leute, die irgendwie ein bisschen mehr generell zum Thema wissen möchten, die können einfach die Kapitel, die da irgendwie so drin sind… also es sind zwar viele Bilder drin, viele Mitmachanleitungen, aber es gibt auch durchaus ein paar geschriebene Wörter in dem Buch, dann ist das vielleicht auch ganz interessant die mal zu lesen. Und ansonsten kann ich es… Also ich glaube es ist auch interessant für diejenigen von euch, die schon irgendwie mal gesketchnoted haben, weil vielleicht sind doch nochmal irgendwie Symbolideen oder Anregungen drinnen, die noch nicht so da waren. Und dann kann ich mir auch gut vorstellen vielleicht jeden Morgen mal so ein Symbol malen zum wachwerden oder in Meetings mal so ein Symbol malen, wenn es langweilig wird oder zu spannend ist oder was auch immer und dann entweder dieses Ding eben mitnehmen so als Symbolbibliothek zum Nachschlagen oder zu Hause so einen kleinen Symbolspickzettel mit den wichtigsten Symbole für den Vortrag, des was man lesen möchte machen und den dann nur mitnehmen, wenn das Buch irgendwie zu klobig oder schwer ist.

Lucas:

Cool! Gut, dann danke ich dir Lisa für diesen tollen Überblick! Aber wir haben auch noch ein kleines Special vorbereitet, nämlich ein kleines Gewinnspiel. Magst du dazu noch kurz was sagen?

Lisa:

Genau! Wir wollen euch natürlich die Chance geben, dass ihr das Buch bekommt auch ohne was dafür zu bezahlen und dafür haben wir ein Gewinnspiel eingerichtet. Und jetzt denkt ihr bestimmt; ‚Oh mein Gott, ich muss eine Sketchnote malen oder ein Symbol. Nicht schon wieder!‘. Ne, das ist ganz, ganz einfach. Das ist nur ein Google-Formular, wo wir nach Namen und E-Mail-Adresse fragen und wir verlosen in diesem Podcast Sketchnote Gewinnspiel insgesamt drei Exemplare von dem Buch. Und ich freue mich natürlich über rege Beteiligung und dann auch gerne über Feedback. Und am meisten freue ich mich über geteilte Dinge auf Twitter, zum Beispiel ein Symbol, eine Sketchnote oder wodrauf ihr Lust habt.

Lucas:

Cool! Also wir werden auf jeden Fall in die Shownotes nochmal deinen Twitter-Handle packen, damit wenn jemand wirklich Lust hat, mal was zu malen zum Podcast oder so, du da auf jeden Fall erwähnt wirst. Damit das nicht untergeht. Und ja, danke ich dir da ganz herzlich Lisa! Und dann sage ich mal: Bis zum nächsten Mal! Tschüss!

Lisa:

Tschüss!