Transkript

INNOQ Perspectives

5 Kollegys, 5 Perspektiven

Ob Nerd, Konferenz-Tourist, Theoretiker, Praktikerin, Chaotin oder Multitalent: Dass Kollegys mit unterschiedlichsten Arbeitsweisen ihren Platz bei INNOQ finden können und eine echte Bereicherung sind, zeigt Anja in dieser Folge. Mit Michael, Alain, Marie, Jan und Lisa spricht sie über deren alltägliches Arbeiten in der IT-Beratung und wie sie diese angehen.

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Anja: Hallo und herzlich willkommen. Mein Name ist Anja und ihr hört den INNOQ Podcast. In den letzten Wochen habe ich mit fünf meiner Kolleginnen darüber gesprochen, wie ihre alltägliche Arbeit in der IT Beratung so aussieht. Und dabei wird euch auffallen, dass sie sehr verschiedene Arbeitsweisen und Perspektiven auf ihre Arbeit haben. Los geht’s. Wir beginnen mit Michael. Michael ist Fellow bei der INNOQ und als Speaker bei vielen Konferenzen dabei. Wir werden von ihm hören, wie er seine besondere Rolle bei der INNOQ sieht. Hallo, Michael.

Michael: Hallo, Anja.

Anja: Sag mal, was machst du denn bei INNOQ? Und wie lange bist du schon bei INNOQ?

Michael: Ich fange mal an, wie lange ich dabei bin. Ich bin jetzt seit circa 7 1/4 Jahren bei der INNOQ. Bin bei der INNOQ durch diverse Rollen gelaufen. Momentan bin ich Fellow. Was mache ich als Fellow? Ich berate einerseits Kunden momentan ganz stark ein Team in Richtung deren strategische Ausrichtung in der Organisation für eine Architektur Modernisierung. Ich halte Schulungen ganz gerne, insbesondere oder hauptsächlich zum Thema Domain-driven Design. Und ab und an halte ich noch Vorträge auf Konferenzen und bin da sehr gerne unterwegs. Vorträge ausarbeiten und halten ist so eine kleine Leidenschaft von mir.

Anja: Gut. Und sag mal, was ist denn davor passiert? Was ist denn so dein Hintergrund? Was hast du vor INNOQ gemacht?

Michael: Das ist ganz witzig. Ich habe Wirtschaftsinformatik studiert. Ich hole jetzt ein kleines bisschen aus, weil es eigentlich eine ganz lustige Story ist. Ich habe dort als Werkstudent gearbeitet an dem Lehrstuhl für Bankinformatik. Bankinformatik war mein Schwerpunkt im Studium und habe dort als Softwareentwickler gearbeitet. Und der Professor hat zu mir immer gesagt: Michael, das mit dem Programmieren, das ist Mist. Das wird irgendwann ausgelagert und outgesourced werden. Als Wirtschaftsinformatiker musst du doch eigentlich Requirements Engineer oder Business Analyst werden und du musst technische Sprache in fachliche Sprache übersetzen, fachliche Sprache in technische Sprache übersetzen, das in Spezifikationen gießen, so dass die ganze Sache irgendwie funktioniert. Ich habe immer gesagt: Ja, warum denn? Die Leute sollen doch am besten selber und direkt miteinander reden. Und habe irgendwie die Ratschläge meines Professors ignoriert und habe dann erst mal eine typische Softwareentwicklungs-Laufbahn begonnen und habe bei einer großen Bank in Deutschland ein Trainee Programm absolviert, war eine Zeit lang in London unterwegs und habe aber dann irgendwann festgestellt, dass ich eigentlich lieber in einem Beratungsumfeld arbeiten wollte. Ich bin dann zu einem Beratungshaus gegangen, das sehr technisch orientiert war. Ganz stark Java Development mit dem Fokus auf Banken. Banken war immer ein bisschen mein Home Turf sozusagen und habe dort verschiedenste Projekte als Entwickler, Lead Developer, Technical Lead oder wie man auch diese ganzen Rollen eben bezeichnen will, absolviert. Ganz starker Fokus Java, Spring, Hibernate, JPA, die ganzen Sachen und ich würde sagen, dieses ganze Konferenz Vortragen hat mit Hibernate und JPA begonnen. Ich habe früher ganz viele Vorträge über Persistenztechnologien in Java gemacht, bin auch in diese Performance Tuning Ecke im Hinblick auf Datenbanken auch reingekommen, aber ich war immer neugierig auch auf andere Herausforderungen an der Stelle. Die Firma, bei der ich gearbeitet habe, da kam so dann plötzlich dieses IT Strategie beraten, IT Management Consulting Zeug immer mehr rein. Da kamen dann auch relativ viele Ex McKinsey Leute in diese Firma mit rein und ich fand es eigentlich immer spannend und bin dann mal zu meinem damaligen Chef hingegangen und habe gesagt: Ich möchte ein Projekt machen, wo ich kein Code schreibe, sondern ein astreines Beratungs-Consulting-Projekt mache. Und mich haben einige für völlig wahnsinnig gehalten, dass ich das mache. Aber ich habe mir gedacht, ich will das einfach mal anschauen, was die tun. Ich möchte mich da unvoreingenommen damit befassen und muss sagen, ich habe da irre viel von gelernt. Und das fand ich etwas, wo ich heute noch ganz stark davon zerr. Und so bin ich dann erstens mal so ein bisschen in diesen Beratungsfokus mehr reingekommen, aber auf der technischen Ebene habe ich mich auch immer mehr für Software Architektur Sachen interessiert. Ich bin eigentlich auch relativ früh, das war vor circa 17 Jahren mit Domain-driven Design in Verbindung gekommen und das ist jetzt bei mir bei der INNOQ so ein Thema halt plötzlich recht stark geworden in den letzten sieben Jahren, das Domain-driven Design. Und das bringt mich eigentlich wieder zu Wirtschaftsinformatik. Ich würde ehrlich gesagt sagen, das was ich momentan Consulting mäßig mache, ist eigentlich Wirtschaftsinformatik, bloß auf eine andere Seite. Ich sorge momentan dafür, dass die zwei Seiten direkt miteinander reden können. Und da schließt sich für mich momentan ein kleines bisschen ein Kreis mit dem ganzen DDD Zeug und dieser direkten Kollaboration.

Anja: Das heißt, dein Werdegang war im Grunde so aus der typischen oder praktischen Softwareentwicklung heraus immer mehr zur Beratung. Würdest du dich denn als typischen Berater bezeichnen?

Michael: Was ist ein typischer IT Berater?

Anja: Sag du es mir.

Michael: Das ist die Frage. Ich glaube, da gibt es ganz viele verschiedene Facetten und ich bin überhaupt kein Freund davon, Sachen in irgendwelche astreinen Schubladen zu stecken. Für mich geht es im Bereich Beratung, Consulting darum, Kunden dabei zu helfen, Probleme zu lösen. Das können jetzt Probleme verschiedenster Art sein. Das kann ein sehr technisches Coaching sein, das kann eine strategische Beratung sein. Es könnte vielleicht sein, dass man eine Ausrichtung hilft, dass man neue, innovative Ideen irgendwo reinbringt. Und es ist natürlich auch in meinen Augen eine Typ Sache. Es gibt ganz unterschiedliche Arten von Beratern und Beraterinnen. Da gibt es die einen, die sehr konzeptionell arbeiten, da gibt es die anderen wiederum, die sehr stark in einem direkten Coaching arbeiten. Da gibt es natürlich diejenigen, die primär in Powerpoint leben und das gerne tun. Wobei das in meinen Augen irgendwie ein bisschen abgedroschene Klischee ist. Ich finde, das ist so ein breites Feld und es gibt eigentlich gar nicht den oder die typische Beraterin. Ich habe einen gewissen Stil in der Art und Weise, wie ich kommuniziere, wie ich mit Kunden zusammenarbeite. Und ich bin mir sicher, es gibt bestimmte Kunden, die finden das gut. Ich habe sehr langfristige Kundenbeziehungen. Es gibt wahrscheinlich auch welche, wo man sagt: Mensch, das harmoniert irgendwie nicht. Das passt irgendwie nicht. Sei es kulturell, sei es auf einer persönlichen Ebene, sei es auch auf einer inhaltlichen Ebene, dass es inhaltliche Diskrepanzen gibt. Aber das ist für mich ehrlich gesagt auch völlig okay.

Anja: Wie ist denn so dein Beratungsstil? Wenn du meinst, es gibt auch Leute, die es nicht so wirklich mögen. Erzähle mal.

Michael: Ich glaube, der ist wahrscheinlich relativ persönlich. Ich versuche immer zu verstehen, wo eine bestimmte Organisation herkommt. Meistens kommen Organisationen oder Kunden zu uns. Ich rede jetzt mal ganz bewusst von der INNOQ, die auch eine gewisse Historie haben. Und was ich eben gerne versuche ist, mal zu verstehen: Wo kommt denn diese Historie her? Es ist natürlich immer total einfach zu sagen: Dieser ganze alte Mist, der da ist, das ganze Legacy Zeug, das taugt nichts mehr, das muss jetzt weg etc. Das ist überhaupt nicht mein Ansatz. Ich sage immer mit einem Augenzwinkern: Dieses ganze Legacy Zeug hat den Kunden so viel Geld verdient, dass sich sich das leisten können. Also empfehle ich immer da, mit einem gewissen Respekt heranzugehen. Und ich versuche halt auch immer, in größeren Organisationen findet man immer wieder Teile, die versuchen, bestimmte altbewährte Sachen zu bewahren. Und ich bin jetzt niemand, der da gerne mit einem flammenden Schwert imaginär durch die Organisation rennt und sagt: Das ist alles Mist, das muss neu. Und ich habe manchmal auf einer Kundenseite Leute, die dort viel, viel aggressiver schieben wollen. Und das ist eben nicht mein Stil, sondern ich versuche halt auch immer zu verstehen, warum sind bestimmte Sachen so, wie sie sind? Und ich versuche eigentlich immer sehr gerne Leute mitzunehmen. Eben gerade bei solchen Modernisierungssachen. Und vielleicht bin ich da manchmal nicht druckvoll genug. Das kann durchaus sein.

Anja: Das ist interessant. Wenn du mal wieder in so ein Software Projekt gehen würdest, sei es jetzt so ein Modernisierungsprojekt und du Code anfassen müsstest. Könntest du das?

Michael: Ich glaube, ich könnte es. Für mein DDD Buch habe ich in letzter Zeit mal wieder ein Beispiel Code geschrieben. Ich bin so ein Java Guy. Mich könnte man wahrscheinlich ganz gut in so Java Spring etc. Projekte reinstecken. Ich glaube mein Vorteil ist der, dass ich ganz viele Anfangstage, jetzt gerade in dem Spring Ökosystem direkt mitbekommen habe und glaube ich noch ein ganz gutes Verständnis davon habe, wie insbesondere solche Technologien innen funktionieren. Aber natürlich ist da wahnsinnig viel eingerostet bei mir. Wobei ich aber sagen muss, für mich hat insbesondere dieses ganze Framework Infrastruktur Programmieren ein bisschen an Reiz verloren, bei mir persönlich. Was ich in letzter Zeit viel, viel spannender finde oder fände an der Stelle, wäre ausdrucksstarke Fachmodelle in Code abzubilden. Das klassische Domain-driven Design Zeug. Und zwar jetzt auch jetzt mal abseits von diesen typischen Tactical Patterns, sondern einfach mal sehen: Wie ist denn eine Fachlichkeit strukturiert und wie kann ich ein Code so ein Fachmodell abbilden? Gerne auch in einem Team, wo man mal die Köpfe zusammen steckt, was da eine elegante Lösung ist. Das wäre was, das ich durchaus reizvoll finde. Wobei ich jetzt niemals zu irgendjemand sagen würde: Hired mich als Programmierer, weil ich da total super bin. Ich glaube, ich war ehrlich gesagt auf das Softwareentwicklungs-Ebene eigentlich immer ein durchschnittlicher Entwickler.

Anja: Ja, na klar. Es kann nicht nur Einhörner geben natürlich.

Michael: Genau. Ich habe mich ehrlich gesagt nie als Top Developer oder so was in der Richtung gesehen. Ich habe mich natürlich in ein paar Sachen relativ gut ausgekannt, primär mit dem ganzen Persistenzzeug. Aber ich habe eigentlich immer gedacht, andere können das viel besser als ich. Ich habe andere Qualitäten.

Anja: Das geht mir aber auch so in der täglichen Arbeit. Jeder hat seine Steckenpferde. Vielleicht hat sich auch deine Arbeitsweise geändert. Wenn du jetzt in einem Team arbeiten würdest, würdest du vielleicht mit deiner heutigen Arbeitsweise anecken?

Michael: Ich glaube, das kommt ganz auf das Team an. Was heißt anecken? Auch das ist, glaube ich, wieder eine Frage von einer bestimmten Kultur, in der man mit seinem Team drinsteckt. Und eine Frage der Persönlichkeiten in dem Team. Ich denke mal das absolut Wichtige ist ein respektvoller Umgang miteinander. Ich glaube, das kann ich auf jeden Fall bieten. Das ist mir selber auch extrem wichtig und das ist was, wo ich extrem giftig werden kann, wenn da äußerst despektierliche Äußerungen etc. fallen. Da fällt es mir schwer, mich manchmal zurückzuhalten. Aber ich bin auch jemand, der sich relativ angstfrei in neue Sachen reinstürzt. Bei mir überwiegt dort die Neugier und da kann ich mir gut vorstellen, dass es paar Leute gibt, die sich denken: Woah, michael, jetzt mach mal langsam. Dieses: Wir machen jetzt mal und finden am Weg raus, wie es am besten funktioniert. Das kann bei mir manchmal wahrscheinlich ein bisschen abschreckend sein. Aber ich denke mal, grundsätzlich hätte ich da überhaupt kein Problem. Ich vermisse das manchmal auch wirklich. Gerade jetzt, wenn man so Schulungen hält oder ich fühle mich manchmal auch sehr unwohl darin, wenn mich Kunden irgendwie so als: Oh, der Michael, der macht jetzt ganz viel DDD und mich als “Domain-driven Design Guru” oder sowas holen, weil ich dieses Podest, auf das ich da manchmal imaginär gestellt wird, überhaupt nicht mag. Ich fühle mich da total unwohl damit. Ich stecke lieber mit Leuten die Köpfe zusammen und diskutiere auf Augenhöhe. Was könnte eine gute Lösung sein? Was sind Vor- und Nachteile davon? Was sind die Trade offs? Und treffe da Entscheidungen. Ich habe aber überhaupt kein Problem damit, falsche Entscheidungen zuzugeben und wieder zu verwerfen und irgendetwas anderes zu machen. Ich könnte mir das auf jeden Fall vorstellen. Ich würde es ehrlich gesagt auch ganz gerne machen.

Anja: Wunderbar. Michael, vielen Dank, dass du heute mit mir gesprochen hast. Bis zum nächsten Mal.

Michael: Vielen Dank, Anja. War ein schönes Gespräch.

Anja: Tschüss.

Michael: Bis dann.

Anja: Als nächstes habe ich mit Alain Njike gesprochen. Anders als Michael sieht er sich selbst eher als etwas stillere Person. Und dabei werden wir allerdings feststellen, dass diese Eigenschaft auch in der IT Beratung gar kein Nachteil sein muss. Hallo, Alain.

Alain: Hallo, Anja.

Anja: Wir sprechen heute zum ersten Mal miteinander, obwohl ich seit fast vier Jahren bei INNOQ bin. Und du gefühlt schon immer. Wie kommt denn das?

Alain: Ja, es kommt eigentlich, dass wir immer beim Kunden eingesetzt sind. Und beim Event bin ich zwar oft da. Und je nachdem, wie man die Tische oder die Gruppen organisiert, kann es immer dazu kommen, dass man vielleicht noch nicht direkt mit einem Kollegen gesprochen hat.

Anja: Ja, das stimmt. Wir sind fast schon 200. Wie lange genau bist du denn schon bei INNOQ?

Alain: Ich glaube, im Februar 2008 habe ich bei INNOQ angefangen. Ich glaube, das ist schon 15 Jahre her. Und ich bin damals von Berlin nach Düsseldorf umgezogen. Und es hat einfach gepasst. Und deshalb bin ich seitdem da.

Anja: Und wie bist du damals zu INNOQ gekommen?

Alain: Eigentlich war ich auf Jobsuche und ich glaube, ich bin über Headhunter gekommen. Ich kannte damals INNOQ persönlich nicht. Aber über Headhunter wurden mir zwei Unternehmen eigentlich vorgeschlagen. Das war einmal INNOQ und ein anderes Unternehmen, ich glaube das war Senacore in Nürnberg. Und damals wollte ich, da ich viel Familien in Frankreich habe, ein bisschen näher an Frankreich sein. Ich bin damals von Berlin ausgezogen und da bin ich zu INNOQ gekommen und das hat geografisch auch gepasst. Und so habe ich bei INNOQ angefangen.

Anja: Ich hoffe, es hat nicht nur geografisch gut gepasst. Du hast dich für INNOQ entschieden. Was hat dich dazu bewegt, zu uns zu kommen?

Alain: Ja, ehrlich gesagt, damals hatte ich einen Job als Produktentwickler in Berlin. Das habe ich zwei, drei Jahre gemacht nach dem Studium. Ich bin ein Familienmensch. Damals hatte ich schon zwei Kinder und es war mir schon wichtig, eine stabile Umgebung zu haben. Dann habe ich den Job zwei, drei Jahre gemacht. Aber Produktentwicklung heißt: Irgendwann mal kannst du alles. Du beherrscht einfach alles. Und es war irgendwie langweilig und da war ich auf der Suche nach neue Herausforderungen, zu INNOQ gekommen. Projektwechsel, immer verschiedene Projekte, immer verschiedene Kunden, das hörte sich gut an. Und es war zwar meine erste Erfahrung im Projektgeschäft, aber ich hatte schon diesen Willen, ein bisschen mehr zu lernen, nicht nur immer das Gleiche zu tun. Und ich habe Glück gehabt, mit INNOQ ein so gutes Unternehmen anzutreffen.

Anja: Das heißt, du arbeitest gerne mit unterschiedlichen Technologien und in unterschiedlichen Bereichen mit unterschiedlichen Branchen?

Alain: Ja, ich arbeite in unterschiedlichen Branchen und meist in Versicherungen, Banken, Logistikunternehmen. Ich mache viel mehr Backend Entwicklung. Ja, ich arbeite gerne mit unterschiedlichen Technologien, aber es das reicht nicht immer; neue Probleme so zu lösen, neue Anforderungen zu realisieren, und das im neuen Team, mit neuen Leuten. Es macht mir Spaß, immer neu Probleme zu lösen und dem Kunden zu helfen.

Anja: Was machst du jetzt aktuell so tagtäglich in deinem Projekt?

Alain: Ja, aktuell bin ich bei einem Unternehmen, wo wir einfach dieses Unternehmen unterstützen. Am Anfang haben wir eine neue Softwarelösung gebaut, um die Redakteurinnen zu unterstützen. Das war ein Content Management System, anbinden an anderen Asset Systeme und auch für diesen redaktionellen Workflow weltweit Webseiten zu liefern. Das ist wo wir uns im Moment beim Kunden bewegen. Und was wir dort tagtäglich machen, ist einfach nur darin unterstützen, neue Features zu entwicklen und ein bisschen Wartung und Ausblick, Optimierung und gucken, wo wir vielleicht was sie demnächst auch vielleicht machen, um das Produkt besser zu machen.

Anja: Sag mal, ich glaube, du sagst selbst von dir, dass du ein ziemlich ruhiger Mensch bist. Wie wirkt sich das denn auf deine Arbeit aus?

Alain: Auf meine Arbeit. Ja, ich bin ruhig. Ich bin vielmehr jemand, der sich hinter seinem Rechner sehr gut wohlfühlt und nicht in einem dunklen Kellerzimmer, nein. Aber ja, gerne allein. Ich bin eher derjenige, der ein bisschen Zeit braucht, um ein bisschen nachzudenken um dann später in ein Gespräch zu gehen. Es gibt Leute, die denken zusammen miteinander sehr schnell. Ich bin eher der Typ, der sagt: Okay, lass mir ein bisschen Zeit nehmen und dann über dieses Problem nachdenken und dann in Gespräch zu gehen mit den Leuten und gezielt Fragen zu stellen. Ich bin eher ruhig, weil ich eher rede, wenn es wirklich den Bedarf gibt. Ich bin nicht derjenige, der einfach; ich sehe nicht so aus, aber ich sage mir immer weil ich sehe nicht so aus, als jemand, der schüchtern ist. Ich weiß nicht, ob das schüchtern ist, aber ich bin nicht immer derjenige, der so einfach in Gespräche geht. Aber bei der Arbeit mache ich meine Sachen. Und dann, wenn wir Meetings haben, wenn es darum geht, seine Arbeit zu präsentieren, wenn es darum geht, die richtige Fragen zu stellen, bin ich auch dabei. Aber stimmt, ich bin eher ein ruhiger Typ, der sich hinter seinem Computer versteckt.

Anja: Das ist auch nicht so negativ. Du hast ja gesagt, dass du eher über das Problem nachdenkst und dann, wenn Gesprächsbedarf ist, dieses Gespräch dann suchst. Das ist ziemlich gut. Ich wünschte mir, ich würde manchmal länger darüber nachdenken, was ich so sage. Das wäre vielleicht auch gut, wenn ich das auch mal öfter machen würde. Kann es trotzdem zu Reibungen kommen? Weil es ist ja nicht jeder so wie du, der eher darüber nachdenkt, was er sagt und sich ein bisschen Zeit nimmt. Viele sagen einfach das, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Kann es dazu Reibungen kommen?

Alain: Ja, es kann vielleicht zu Reibungen. Meine Erfahrung ist, dass die Leute manchmal feststellen, dass etwas falsch ist. Manchmal haben wir das Gefühl: Vielleicht fühlt er sich nicht gut oder so. Das ist es nicht. Aber Reibungen per se habe ich wirklich auch wirklich nie erlebt. Je nachdem, welche Team-Zusammensetzung man hat, braucht es ein bisschen Zeit, bis jeder versteht wie jeder tickt. Und wenn wir das alle verstanden haben, dann geht es generell ohne Probleme.

Anja: Klasse. Ich höre daraus, dass du auch eher asynchron kommunizierst. Ist das richtig?

Alain: Ja.

Anja: Gab es da von Kundinnenseite auch schon mal Widerstände dagegen?

Alain: Nein, eigentlich habe ich es bisher noch nicht so erlebt. Bei mir hat das vielleicht auch mit dem Studium angefangen. Ich habe einen Sprachkurs in Freiburg gemacht. Das heißt, ich musste erst mal Deutsch lernen und nach einer Weile dachte ich, dass ich nicht Deutsch kann. Dann habe ich gemerkt, die Leute da unten sprechen manchmal einen gewissen Dialekt. Und dann bin ich zum Studium in Berlin gekommen und ich hatte auch ein paar Dozenten, die einen Akzent hatten, dass es schwer war, am Anfang zur Vorlesung zu gehen und etwas mitzunehmen. Von Anfang an bin ich viel mehr zur Bibliothek gegangen. Ich habe wirklich viel mehr die Fähigkeit entwickelt, durch was ich lese zu verstehen. Weil durch die Sprache erst mal kann ich langsamer. Deshalb im Projekt, wo es Konzepte gibt, kommt es vielleicht nach einem Meeting vor, dass es vielleicht noch in ein anderes Meeting geht, wo wir vielleicht noch tiefer in Fragen reingehen. Ich brauche einfach nur diese Basis, wo ich mich erstmal zurückziehen und nochmal tiefer darüber nachzudenken kann, um noch mal daraus gezielt Fragen zu stellen. Und eigentlich hat das immer funktioniert.

Anja: Klasse. Hört sich gut an. Vielen Dank, dass du dabei warst.

Alain: Ja, danke.

Anja: Tschüss.

Alain: Tschüss.

Anja: Das nächste Gespräch habe ich mit Marie Förster geführt. Marie kam als Multitalent und Quereinsteigerin zu INNOQ und ist besonders erfolgreich mit ihrer Art Probleme anzugehen und sich vor allem nicht einschüchtern zu lassen. Hallo, Marie.

Marie: Hi, Anja.

Anja: Erzähl mal, wie lange bist du schon bei INNOQ? Und was zählt zu den täglichen Aufgaben?

Marie: Ich bin jetzt fast genau zwei Jahre da und ich bin in zwei Projekten tätig, einmal in einem internen Projekt. Damit bin ich auch eingestiegen. Da habe ich anfangs im Marketing Aufgaben übernommen, Artikel schreiben, die Homepage gestaltet usw. Mittlerweile hat sich das ein bisschen erweitert. Ich mache jetzt Beispiel auch Demos für interessierte Kundinnen und schreibe das Handbuch. Und ich bin auch in einem externen Projekt, wo aber eben auch aus dem internen Projekt das Programm implementiert wird beim Kunden und dort mache ich ein bisschen Business Analyse Aufgaben. Das heißt, ich bin für die Kundinnen da, wenn Fragen da sind. Ich nehme Anforderungen auf, arbeite auch sehr viel aktiv in dem Programm tatsächlich und bin so ein bisschen, positiv gemeint, Mädchen für alles. Also wenn es irgendwelche Aufgaben gibt, dann erledige ich die.

Anja: Das bedeutet, deine Arbeit bewegt sich eher auf der fachlichen Seite.

Marie: Genau. Ich habe selbst gar keinen technischen Hintergrund, bin so holterdiepolter zur INNOQ gekommen und jeden Tag habe ich wieder erneut die Aufgabe, meinen Weg da zu gehen, auch wenn ich viele Sachen einfach gar nicht kenne und auch viele Begrifflichkeiten noch nicht kenne. Aber ich springe einfach los und dann klappt das in der Regel auch ganz gut.

Anja: Kann man das so als Charaktereigenschaft bezeichnen, dass du erst mal anfängst und schaust, wie es läuft?

Marie: Ja, genau so. Ich glaube, das ist tatsächlich eine meiner größten Stärken, dass ich mich nicht einschüchtern lassen, sondern erst mal loslaufe. Und wenn ich merke, ich komme nicht weiter, dann suche ich mir halt einfach Hilfe. Und ich habe es bisher kein einziges Mal anders bei der INNOQ kennengelernt, als dass sofort die Leute kommen und sagen: Klar helfe ich dir.

Anja: Wie unterscheidet sich denn deine Arbeitsweise zu den Arbeitsweisen deiner Kolleginnen?

Marie: Ich glaube, dadurch, dass sie häufig eine Ausbildung haben oder ein Studium in der Richtung, dass sie die Werkzeuge direkt an der Hand haben. Die kenne ich natürlich häufig einfach gar nicht. Und manchmal muss ich vielleicht ein bisschen kreativere Wege gehen, aber das läuft einfach, weil ich habe natürlich einen ganz anderen Blick darauf. Manchmal ist das ein Nachteil, manchmal ist es vielleicht auch ein Vorteil, dass man so von außen drauf guckt und vielleicht gerade in der Business Analyse Richtung vielleicht ein bisschen mehr den Kundinnenblick drauf hat, als den fachlichen oder den technischen Blick. Ich würde mal sagen, vielleicht im ersten Moment ein bisschen unstrukturiertwe als die Leute, die sich auskennen. Aber ich komme auch ans Ziel damit.

Anja: Du hast gesagt, du hast eine andere Ausbildung gemacht als deine Kolleginnen. Was denn?

Marie: Ganz viel. Ich habe eine Ausbildung als Maßschneiderin. Ich habe eine Ausbildung als Buchhändlerin. Und ich arbeite auch ganz viel als Dozentin. Das mache ich auch jetzt noch in verschiedenen Bereichen. Ich bin außerdem Imkerin und habe ganz viele Dinge, die ich so mitbringe. Und das ein oder andere kann man sogar gebrauchen.

Anja: Was kann man denn so gebrauchen?

Marie: Zwölf Jahre Buchhandel heißt zwölf Jahre Einzelhandel und heißt zwölf Jahre sehr intensiv mit Kunden an der vordersten Front. Und das schult einen sehr stark, um mit Menschen umzugehen, um die Menschen wahrzunehmen und auch ernst zu nehmen. Und man hat auch ein relativ dickes Fell. Auch das ist natürlich manchmal vom ziemlich großen Vorteil.

Anja: Ja, das kann ich mir vorstellen. Du hattest gesagt, dass du auch als Dozentin arbeitest. Kannst du dir denn auch vorstellen, Trainerin bei INNOQ zu werden? Wir bieten ja auch Trainings an!

Marie: Grundsätzlich hätte ich da unfassbar Lust drauf. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich jetzt schon so viel erzählen könnte, zeigen könnte, was für andere Mehrwert bietet. Irgendwann vielleicht. Ich würde es auch super gerne machen. Aber jetzt gerade bin ich mir nicht sicher. Ich kann mich vielleicht auch irren, aber es müsse das richtige Thema sein, in dem ich mich wohlfühle und so freischwimmen kann, dass ich sage: Ich kann euch irgendwas bieten dabei.

Anja: Und das Thema musst du noch finden.

Marie: Genau.

Anja: Ich kann mich noch daran erinnern, dass du mal zu mir gesagt hast, dass INNOQ besonders zu dir passt. Wie kamst du denn zu dem Schluss?

Marie: Hm, als ich angefangen habe, habe ich natürlich gedacht: Ja, okay, so IT Menschen. Die sind auch irgendwie alle speziell. Und es ist natürlich totaler Quatsch. Es sind halt Menschen wie überall. Gibt solche und solche und bei INNOQ gibt es aber ganz, ganz, ganz viele tolle Menschen, wie ich festgestellt habe, irgendwie bei den Events, wenn wir alle unter einem Dach sind, das ist einfach so eine tolle Stimmung, so eine positive Stimmung, eine freundschaftliche Stimmung, kein Gerangel, kein Standesdünkel, sondern alle sind irgendwie so cool zueinander und hilfsbereit und total interessiert daran, dass alle etwas lernen und weiterkommen und dass alles gut läuft. Und das finde ich einfach so eine tolle Stimmung, dass ich gedacht habe: Ja, okay, ich merke, ich passe hier rein.

Anja: Das hört sich super an.

Marie: Ja, das war für mich auch voll die krasse Erkenntnis tatsächlich, dass es einfach passt. Ich habe gedacht, bei der INNOQ sind ganz viele Menschen, die fachlich wirklich ganz vorne mit dabei sind. Und da bin ich halt einfach noch nicht in dem Thema. Da weiß ich auch nicht, ob ich das jemals so sein werde, in dieser Qualität sage ich mal, aber das spielt keine Rolle. Stattdessen sind andere Sachen, die ich mache, interessant. Von Profis werde ich trotzdem ausgefragt zu Themen und das finde ich einfach toll.

Anja: Wie kommt es eigentlich, dass du jetzt zum Ersten Mal beim INNOQ Podcast mitmachst?

Marie: Ja, wir haben auch den Women in Tech Podcast, den ich auch total spannend finde, aber tatsächlich habe ich bisher gedacht: Naja, okay, auch wenn ich was im technischen Beruf mache, ich weiß nicht so ganz genau, was da erzählen soll. Und dann hattest du eine kleine Anfrage gestartet zu diesem Thema jetzt. Und da habe ich direkt gedacht: Okay, dadurch, dass ich vielleicht eine andere Arbeitsweise habe als andere. Und das kommt natürlich durch meine Persönlichkeit. Irgendwie auch, dass es vielleicht spannend ist. Und dann haben wir ja gesprochen und da habe ich festgestellt: Okay, dass es vielleicht doch passt. Bisher habe ich gedacht, da weiß ich nicht, ob ich was erzählen kann, was jemanden interessiert. Aber vielleicht kann ich das doch.

Anja: Also ich fands super spannend. Vielen Dank, dass du dabei warst.

Marie: Ja, super. Ich habe mich gefreut. Danke.

Anja: Tschüss.

Marie: Ciao.

Anja: Das folgende Gespräch habe ich mit Jan Seeger geführt. Der hat sich nämlich durch seine akademische Laufbahn eine ziemlich hohe Toleranz für Entwicklungsaufwand angeeignet. Hallo, Jan.

Jan: Hallo.

Anja: Sag mal, was machst du denn so bei INNOQ?

Jan: Entwickeln. Ich bin im Moment in einem eCommerce Projekt und mache da ganz prosaisch Java, Kotlin, ist JVM Sprache und aber auch so ein bisschen Gemischtwarenladen, Datenbankzaubereien und ein bisschen DevOps Zeug. Was so anfällt. Nur UI nicht, da halte ich mich fern, was wahrscheinlich auch ganz gut ist.

Anja: Und in welcher Branche bewegst du dich da gerade?

Jan: Kleidung, Mode, Klamotten, wie auch immer man das bezeichnet. Manches davon ist vielleicht sogar Mode.

Anja: Ok. Und wie lange bist du denn schon bei INNOQ?

Jan: Jetzt sind es zwei Jahre und einen Monat. Letzten Monat war mein zweijähriges Jubiläum. Es haben mir auch zwei Leute auf LinkedIn dazu gratuliert. Du bist jetzt auch in der Pflicht.

Anja: Dir zu gratulieren?

Jan: Ja.

Anja: Herzlichen Glückwunsch. Was hast du denn vor INNOQ gemacht?

Jan: Vorher INNOQ habe ich eine Industriepromotion geführt. Die läuft auch immer noch. Die geht jetzt aufs Ende zu. Die geht schon länger aufs Ende zu. Aber ich will nicht, dass jetzt keine falschen Vorstellungen entstehen, die ist noch nicht fertig. Aber es war auch eine interessante Zeit, aber im Moment mache ich vorallem wieder Entwicklungsarbeit und keine Forschung mehr.

Anja: Zu welchem Thema hast du denn geforscht?

Jan: Es ging um Industrieautomatisierung. Software für Industrieautomatisierung ist immer sehr alt oder schlecht, je nachdem, wie man das formulieren möchte. Von verschiedenen Standpunkten hat die eine sehr geringe Qualität. Zum Beispiel an Sicherheit hat da noch nie jemand dran gedacht oder die UI ist auch eher von vorvorgestern. Das wird nicht absichtlich so gemacht, sondern das kommt daher, dass da das Augenmerk auf andere Eigenschaften gelegt wird, wie zum Beispiel, dass das sehr zuverlässig ist und dass da bestimmte Eigenschaften von dem ganzen System irgendwie zuverlässig bestehen bleiben. Und woran ich gearbeitet habe, ist letztendlich, ob man diese Eigenschaften auch mit einem moderneren Software Konzept, ob man die auch damit sichern kann. Dazu habe ich Forschung betrieben, was man so machen könnte und wie gut das ist und wann es unter Umständen nicht gut ist und unter welchen Bedingungen das unter Umständen nicht gut ist.

Anja: Spannend. Wenn du aus der Forschung kommst. Die Forschung hat sehr wenig mit Consulting zu tun und das ist das Hauptgeschäft von INNOQ. Wie kamst du denn zu einer Consultingbude?

Jan: So eine Promotion dauert ein bisschen und am Anfang denkt man sich noch: Ach cool, hier forsche ich einfach und mache so ein bisschen was ich möchte und so, aber je länger sich das dann hinzieht, desto mehr möchte man dann auch mal irgendwas machen, was praktische Relevanz irgendwie hat. Man arbeitet in einer Theorieblase. Man präsentiert seine Ergebnisse, auf Konferenzen kriegt man Sachen von anderen Leuten mit, aber das ist halt Forschung und irgendwann habe ich mir jetzt gedacht: Jetzt möchte ich mal was Praktisches machen. Ich kannte da einige Kollegen von INNOQ und hatte den Eindruck, dass wenn ich jetzt zu INNOQ wechsel, dann ist das nicht ganz so ein harter Unterschied. Dann habe ich immer noch eine gewisse Freiheit, mich über Dinge zu informieren oder Sachen zu Themen zu schreiben oder so was. Und bisher hat sich das auf jeden Fall bewahrheitet. Nach zwei Jahren bin ich mir noch sicher, dass ich da eine gute Wahl getroffen habe.

Anja: Das heißt, du fühlst dich bei uns wohl in deiner Arbeitsweise auch?

Jan: Ja.

Anja: Was macht denn deine Arbeitsweise so aus?

Jan: Wir haben jetzt ein bisschen über meinen Hintergrund geredet, und ich glaube, ich habe da mitgenommen, dass ich dazu neige, zu versuchen, die richtigen, in Anführungszeichen, Lösungen zu finden. Wenn man forscht, muss man immer sehr gut belegen, warum das, was man da gerade macht, wichtig ist und die Aussage: Das funktioniert reicht nicht unbedingt, sondern da wird dann irgendein Schlaumeier kommen und sagen: Ja, aber da gibt es doch diese und jene Technik, warum haben sie die dann nicht verwendet? Und da muss man dann sagen: Ja, okay. Aus folgenden Gründen habe ich das nicht so und so gemacht und das ist ein bisschen bei mir geblieben, dieser Zwang möchte ich das jetzt nicht so nennen, aber Wille ein bisschen Kontext zu der Lösung zu bieten. Nicht zu sagen: Okay, hier hast du es, es funktioniert. Schau mal, der Testlauf ist grün oder so was. Sondern zu sagen: Okay, das ist auch der richtige Ansatz, der richtige Algorithmus, die richtige Abstraktion, was auch immer.

Anja: Aber gibt es immer das Richtige? Ich habe aus meiner Praxis kennengelernt. Es gibt nicht immer das Richtige, sondern irgendwie eine Annäherung, dass man sagt, es könnte in diesem Fall eine gute Lösung sein.

Jan: Ja, genau. Manchmal gibt es das Richtige, aber es gibt es auch oft, dass man einfach Bescheid weiß über die verschiedenen möglichen Lösungen und deren Trade offs, die, die miteinander haben. Das eine ist schneller und dafür teurer oder was auch immer. Aber man sollte sich schon erst mal irgendwie informieren über diesen Lösungsraum, den man da zur verfügung hat und nicht quasi einfach drauf loslegen.

Anja: Das hört sich aber so an, als könnte es Spannungen geben, wenn beispielsweise in deinem Team auch Pragmatikerinnen gerne arbeiten. Kann es da zu Spannungen kommen? Bei Pragmatikerinnen ist es meistens so, dass sie sagen: Okay, ich kenne das Tool, ich kenne die Technologie, wir machen das erst mal so wie immer.

Jan: Ich beschwere mich dann nicht. Hör mal auf, das so schnell zu implementieren. Was? Das ist schon fertig? Das kann nichts sein. Na ja, das denke ich mir dann unter Umständen. Wenn dann am Freitag gesagt wird, bitte schnell dieses Feature, wir brauchen das bis Montag, dann neige ich eher dazu zu sagen: Oh, das kann ich jetzt aber nicht garantieren, weil ich überhaupt noch nicht über die Implikationen von diesem Feature nachgedacht habe und mit dem ganzen Modell, was man hat, wie das alles miteinander interagiert. Manche Kollegen und Kolleginnen sagen dann halt: Ja, machen wir. Und da habe ich dann immer ein bisschen Bauchgrimmen. Aber mir würde niemals einfallen, da jemandem zu sagen: Nee, das schaffst du nicht. Weil erstens will ich jetzt niemandem Inkompetenz unterstellen und zweitens kann es sein, dass ich nur zu schwarzmalerisch schon wieder unterwegs bin und das eben doch funktioniert. Nur weil man nicht darüber nachgedacht hat, heißt das nicht, dass die Lösung, die man implementiert hat, jetzt nicht funktioniert. Aber mir immer ein bisschen unwohl dabei, wenn dann quasi so gesagt wird, wir brauchen das. Und dann wird gesagt: Ja, okay, wir entwickeln das. Und dann kommen sie ein halbes Jahr später: Ach so, das funktioniert eigentlich überhaupt nicht für den Verwendungszweck oder so was. Da habe ich immer ein schlechtes Gefühl, aber ich würde das jetzt niemandem sagen. Zum Beispiel bei der Schätzung würde ich dann eher sagen: Ich würde das eher länger schätzen. Wenn dann aber Leute sagen: Nee, ich mache das in drei Stunden, dann sage ich auch nicht: Nee, lass mal. Schluss, raus, weg, ich will darüber nachdenken, sondern dann dürfen die das dann entsprechend machen. Oder es wird länger geschätzt und je nachdem, was die Bedingungen sind. Wenn das jetzt Zwang ist, das muss sein, dann muss es halt sein. Da kann man auch nichts machen, aber mir ist dann unwohl, aber ich sag dann jetzt nicht: Nee, schaffst du nicht.

Anja: Es ist auch immer ein Spektrum. Wenn es von außen einen Constraint gibt und der unbedingt eingehalten werden muss, dann ist man eher dazu bereit zu sagen: Na gut, mach mal. Aber wenn es kein Constraint gibt und man genug Zeit hätte, dann kann man sich auch Gedanken darüber machen.

Jan: Dieses Arbeiten ohne Deadlines, ohne Budget, ohne Zeitgrenzen, da neige ich dazu, mich sehr zu verkünsteln. Und da ist es dann auch immer gut, wenn ich dann doch eher pragmatische Kollegen habe, die mich dann darauf hinweisen: Du könntest doch auch einfach hier dieses oder jenes machen und dann denke ich mir oft auch: Da hätte ich auch schon früher drauf kommen können. Und ich bohr mich dann immer sehr tief in Probleme rein und in sehr abwegige Konstellationen, die dann auftreten können, was manchmal nützlich ist, aber durchaus nicht immer.

Anja: Gut. Jan, vielen Dank für das Gespräch. Es war sehr spannend.

Jan: Dankeschön. Gleichfalls.

Anja: Tschüss.

Jan: Ciao.

Anja: Mein letztes Gespräch habe ich mit Lisa Maria Moritz geführt. Anders als bei Jan, ist ihre Toleranzschwelle für unnötigen Entwicklungsaufwand ziemlich niedrig und schafft es aber, mit dieser Eigenschaft Ihr Team zu fokussieren. Hallo, Lisa.

Lisa: Hallo Anja.

Anja: Du bist schon ziemlich oft in unserem Podcast zu hören. Mit welchen Themen beschäftigst du dich denn bei INNOQ?

Lisa: Das ist eine gute Frage. Ich bin im Moment in einem Projekt tätig, wo ich als Entwicklerin fürs Frontend unterwegs bin. Viele Frontend Sachen, auch Team-übergreifende Frontend Geschichten. Und ansonsten gebe ich gerne manchmal ein Training, meistens das JavaScript Training. Und was mache ich noch so? Ich bin bei Software Architektur im Stream unterwegs und moderiere manchmal oder mache Sketchnotes dafür. Ich glaube das sind so die Dinge, die ich hauptsächlich mache. Natürlich den Security Podcast, den sollten wir auch auf jeden Fall hier Product Placement-mäßig erwähnen.

Anja: Ja genau - Schwester Podcast. Aber du machst auch in deiner täglichen Arbeit normale Entwicklungsarbeit.

Lisa: Genau. Ich sitze im Endeffekt jeden Tag fürs Projekt da und entwickle Dinge. Ich sagte ja schon im Frontend bin ich da unterwegs. Ich habe früher viel JavaScript gemacht, auch Nodejs aktuell, mache ich TypeScript mit Vue zusammen, also einem von diesen Single Page App Frameworks Vue.js ist das. Meistens sind es die Frontend Themen. Wenn Not am Mann ist, gehe ich wohl auch mal im Backend schnuppern. Ich habe bei INNOQ angefangen und habe dann irgendwie nicht mehr so viel Java gemacht, wie ich anfangs gemacht habe, bevor ich zu INNOQ kam.

Anja: Was hast du denn vor gemacht?

Lisa: Ich war in einem großen Logistikunternehmen unterwegs und habe da Mädchen für vieles gemacht. Alles jetzt auch nicht. Aber ich habe Backend Entwicklung mit Java gemacht. Ich habe auch viel PL/SQL Programmierung gelernt. Das ist auch immer ein überraschendes Detail, habe aber auch schon ein bisschen Frontend gemacht. Ich habe auch schon mal eine Android App gebaut für das Unternehmen und habe dann oft auch Sachen gemacht, um die sich die Leute drücken. Gelegentlich mal Architekturdokumentation, das ist so ein Thema, was keiner mag. Das habe ich schon mal gemacht. Ich habe auch schon mal irgendwelche Docker Geschichten aufgesetzt. Ich habe mich auch dort in dem Unternehmen um Kubernetes schon gekümmert. In dem Unternehmen habe ich ziemlich viel durcheinander gemacht. Das ist ein bisschen gradliniger geworden, seit ich bei INNOQ bin.

Anja: Da musst du aber ganz schön viel gelernt haben auf einmal.

Lisa: Das kommt immer so hingeplätschert, was man braucht. Das eignet man sich so an. Es ist jetzt nicht so, dass ich das alles in der tiefsten Tiefe könnte, aber ich habe immer das, was ich gerade brauchte, habe ich mir irgendwie angeeignet und angelesen. Ich glaube nicht, dass du mich jetzt noch PL/SQL schreiben lassen solltest, weil es sehr lange her ist. Also wirklich lange her. Aber ich glaube, wenn du mir jetzt so ein Programm rüberwerfen würdest, könnte ich mich da auch wieder reinwursteln, dass ich es wenigstens verstehe und dir sagen kann, was es tut.

Anja: Ja, geht mir genauso. Ich lerne meistens Dinge nur, wenn ich weiß: Okay, ich werde sie jetzt bald brauchen, dann fange ich an, Dinge zu lernen.

Lisa: Genau, oder auch gerne mal ad hoc. Das ist auch was, was ich gerne mache. Wenn ich es jetzt wirklich brauche, denn das ist genau jetzt der Moment, wo ich es mir anlese, aber ich bin nicht so ein Doku Lesemensch. Ich setze mich nicht abends hin, weil ich TypeScript cool finde und lese mir die gesamte TypeScript Doku durch oder so was, sondern ich ich lese das was ich brauche und dann kommt man auch irgendwo hin damit.

Anja: Du hast mir auch mal gesagt, dass du eine eher pragmatische Herangehensweise an deine Arbeit hast. Das passt auch schon. Ich finde auch das ist nichts Ungewöhnliches bei INNOQ. Es gibt viele Pragmatikerinnen bei INNOQ habe ich das Gefühl. Und wie drückt sich das bei dir aus?

Lisa: Das ist spannend. Zum einen, dass ich nicht die Dokumentation aller Frameworks gelesen habe, die ich benutze, also wirklich nicht alle gelesen. Zum anderen, wenn ich eine Lösung für ein Problem suche, dann versuche ich die ganz oft so zu schreiben, dass sie irgendwie verständlich ist und funktioniert. Und ich habe dann nicht das Bedürfnis aus fünf Zeilen eine zu machen mit der maximalen Anzahl an Reduce Funktionen da dran oder sowas. Das ist eine Sache, wie es sich ausdrückt. Wie heißt das? Paleo Prinzip oder so, dieses 80–20 Ding? 80% sind mir oft gut genug. Ich bin echt schlecht mit solchen Wording Sachen, muss ich sagen. Aber das ist so eine Sache. Ich bin nicht so der Mensch, der Code totoptimiert. Und in Diskussionen bin ich niemals die lauteste Person. Wirklich niemals. Weil eine Sache, die ich wirklich nicht gut kann und nicht gerne mag, ist über Sachen unendlich lang zu diskutieren. Ich finde, irgendwann hat man zum einen alles gesagt und ganz oft kann man durch dieses Diskutieren gar nicht mehr herausfinden als durch Ausprobieren. Ich bin eher so pragmatischer Ausprobierer, könnte man sagen. Wenn ich einen Code schreibe, dann drücke ich gerne oben auf dem Play Button und gucke, ob es funktioniert. Und manche Leute sind so drauf, die gucken den Code dann an und dann sitzen sie da eine halbe Stunde und dann gehen sie so durch. Diese Zeile wird wahrscheinlich das und das machen und dies und das. Und ich sitze dann daneben und sage: Ah, drück doch einfach diesen Play Button da oben. Wir sehen doch dann, ob es funktioniert. Und das ist auch so pragmatisch, würde ich sagen. Damals, als Computer entstanden sind, wäre ich die schlechteste Entwicklerin der Welt gewesen, weil ich immer hätte ausprobieren wollen und es wäre nicht so schnell gegangen. Aber heutzutage geht das sehr flott. Ich glaube, das sind so die Punkte. Wenn der Code funktioniert, bin ich schon sehr froh. Ich muss ihn nicht totoptimieren. Ich probiere gerne aus, statt darüber zu philosophieren, ob etwas funktionieren wird. Und in Diskussionen, wenn ich glaube, ich habe einmal gesagt, was ich denke, dann bin ich nicht der Typ, der es immer und immer wieder sagt. Man kann auch die gleiche Sache mit sehr vielen verschiedenen Worten ausdrücken. Da bin ich auch nicht so der Fan von.

Anja: Und wie laufen dann so Architekturdiskussionen ab? Ich meine, bei Architektur ist es oft so, wenn man sich für eine Architektur entscheidet, dann ist es teuer, sie vielleicht dann doch wieder rückgängig zu machen und es anders zu bauen, wenn man am Ende merkt, dass es nicht funktioniert hat. Wie läuft es da?

Lisa: Genau, spannendes Thema. Ich glaube aber genauso, weil ich da häufig eine Person bin, die auf die aktuelle Situation guckt und versucht zu verstehen, was wir jetzt brauchen und nicht über die Dinge nachzudenken, die eventuell in drei Jahren kommen könnten. Das gibt es auch, diese Diskussionen. Wenn man sagt, für meine jetzige Situation ist dieser Weg einfach ausreichend oder gut genug. Hier brauchen wir vielleicht gar keine Abstraktion. Ich bin auch ein Fan von wenig Abstraktion, einfach weil da wo es Sinn macht, ist Abstraktion gut. Aber wenn man das immer da einsetzt, auch wo man denkt, dass es irgendwann mal Sinn machen könnte, dann nimmt man sich immer mehr Komplexität in den Code rein. Neue Menschen, die reinkommen, die haben ihre Probleme. Die Leute, die drin sind, werden auch ihre Probleme damit haben. Und da bin ich immer ein Fan davon, erst mal zu gucken: Was haben wir aktuell an Anforderungen, was wissen wir schon, was kommen wird? Es gibt auch Sachen, die ich vielleicht schon weiß, die in zwei Wochen kommen. Dann ist es blöd, die nicht zu berücksichtigen. Aber ich bin eher die Person, die dann sagt: Okay, aber wir müssen noch nicht zu komplex oder kompliziert werden, weil wir haben diese Anforderung noch nicht. Es ist unwahrscheinlich, dass sie kommt und wenn sie kommt, dann haben wir den Umbau. Aber ich bin eher die Person, die dann sagt: Wir brauchen das jetzt nicht. Ich versuche, die Komplexität möglichst gering zu halten, weil man merkt ja selber, wenn man eine Änderungen machen muss und man muss erst irgendwie zehn Schichten komplex verstehen, bevor man an das eigentliche Problem kommt, dann ist es irgendwie falsch. Auch wenn wir damit daran gedacht haben, dass eventuell der User in drei Jahren mal an der Stelle einen anderen Button haben möchte. Oder so. Ganz banal ausgedrückt.

Anja: Das klingt alles sehr sinnvoll. Aber passiert es dir trotzdem, dass Diskussionen nicht so gut laufen? Weil vielleicht in deinem Projekt andere Leute sind, die es anders sehen?

Lisa: Dadurch, dass ich nicht der lauteste Mensch bin, auch wenn man das vielleicht anders interpretiert, wenn ich hier im Podcast bin oder bei Eberhard oder so. Ich bin wirklich nicht der lauteste Mensch und ich bin ein Typ, wenn ich denke gesagt zu haben, was ich gesagt habe, dann bin ich ganz oft danach still. Danach sehe ich nicht mehr ein, das nochmal zu sagen und noch zu sagen. Und ganz oft gucke ich dann im stillen Kämmerlein dabei zu, wie sich Diskussionen im Kreis drehen. Weil genau das ist das, was passiert, wenn man über das spricht, was eventuell irgendwann noch mal kommen wird. Und dann ist es Tagesform abhängig. Wenn ich dann gerade so den Mumm habe, dann sage ich hier: Halt, stopp! Das ist jetzt echt zu viel. Es dreht sich im Kreis und dann hören auch die Leute. Dann hören auch die Leute, die merken eigentlich selber, dass es sie sich im Kreis drehen. Aber manche drehen sich auch gerne im Kreis. Manche haben ihren Spaß daran, die Diskussion zu machen. Aber für nicht so ganz Beteiligte ist es einfach unangenehm, in der Situation zu sein. Und dann sage ich, wenn ich den Mumm in dem Moment habe: Stop, wir drehen uns im Kreis. Wir haben jetzt die und die Option aufgezeigt und die Option hat die und die Vorteile. Dann versuche ich es zusammenzufassen und meistens hilft das dann auch allen. Aber es ist leider auch oft so, das ist so ein Lisa Problem, sage ich mal, dass ich nicht den Mumm habe und dann sitze ich ein Meeting aus und dann sitzt man in so einer Stunden Diskussion oder auch zwei Stunden. Wir kennen alle Entwicklerinnen. Diskussion ist Teil unseres Berufs irgendwie. Und dann sitzt man da und man hat in den ersten fünf Minuten mal was gesagt und danach sitzt man und möchte sich die Haare raufen. Das kann auch sein, das ist bei mir sehr tagesformabhängig leider. Ich sollte daran arbeiten, dass ich immer den Mumm habe, ich weiß. Aber das ist auch alles nicht so leicht. Es ist schwierig, aber ich bin quasi mein eigenes Problem. Wenn ich immer sagen würde: Leute, lasst uns mal hier wieder fokussieren, das ist das, was gesagt wurde, passt schon so, lass uns darüber abstimmen, dann wäre es fein. Aber manchmal ertrage ich es still und heimlich.

Anja: Gut, wir nehmen also mit: Habt den Mumm und sagt: Wir drehen uns im Kreis. Und dann wird es wahrscheinlich besser.

Lisa: Ganz oft ist es auch für die Leute, die diskutieren, super hilfreich, wenn noch mal jemand von außen zusammenfasst, kurz, was gesagt wurde. Das ist auch was, was mir aufgefallen ist. Ganz oft sind Diskussionen quasi gegenstandslos, weil ganz oft Diskussionen daraus entstehen, dass zwei Leute eigentlich genau das gleiche sagen, aber aneinander vorbeireden dabei. Und da hilft man als undiskussionsfreudiger Mensch total mit, wenn man denen das klarmacht. Und dann merkt man so nach einer Stunde: Ach ja stimmt, wir haben die ganze Zeit über das Gleiche geredet. Das war unnötig. Man hilft auch, wenn man nicht so diskussionsfreudig ist.

Anja: Ja, das ist eine interessante Perspektive. Vielen Dank für das Gespräch, Lisa.

Lisa:Ja, sehr gerne, Anja. Danke, dass ich da sein durfte.

Anja: Tschüss.

Lisa: Tschüss.