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Women in Tech: Vera

Berufswunsch Schnittstelle

Aus der großen Liebe für's Museum als Kind folgte für Vera ein Ethnologiestudium. Dann kam aber doch alles ganz anders: Der Berufswunsch Schnittstelle brachte sie zum Studium der Informatik und schließlich zu ihrer heutigen Stelle als Consultant und Backend-Entwicklerin bei INNOQ. Mit Stefanie spricht Vera in dieser Folge der Podcast-Reihe Women in Tech über wichtige Etappen und Schritte auf ihrem Weg.

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Stefanie: Hallo und herzlich willkommen zum INNOQ Podcast. Heute habe ich eine wunderbare Kollegin zu Gast. Vera. Hi, Vera.

Vera: Hallo!

Stefanie: Wir machen heute nämlich mal wieder eine Ausgabe zum Thema Women in Tech. Wir haben heute auch eine ganze Menge vor. Wir sprechen nämlich über einen ganzen Blumenstrauß an Themen, über deinen ursprünglichen Berufswunsch Schnittelle und wie du von dort zu dem gekommen bist, was du heute tust, nämlich Consultant und Backend Entwicklerin bei INNOQ. Und was das Ganze, und das ist das Spannende, mit dem Ethnologischen Museum in Berlin zu tun hat. Bevor wir da gleich einsteigen, Vera, stell dich doch mal kurz vor. Wer bist du? Was machst du bei INNOQ? Und seit wann bist du schon bei uns?

Vera: Ja, Hi, ich bin Vera. Ich bin jetzt seit 2018, also seit fünf Jahren, bei INNOQ, bin Senior Consultant und arbeite in Kundenprojekten als Programmiererin und beschäftige mich da bevorzugt mit Backend Themen. Und mag auch immer noch so alles rund um Java.

Stefanie: Ja, genau, da kommen wir nachher noch dazu, was du genau heute bei uns machst. Interessanterweise war Softwareentwicklung ja nicht immer dein Berufswunsch. Ganz im Gegenteil. Du wolltest mal was ganz anderes machen. Was war denn das und wie kam es dazu?

Vera: Gegen Ende der Schulzeit war ich relativ safe in dem Wunsch, dass ich irgendwie Richtung Museum will und am liebsten in die Richtung Ethnologisches Museum. Und die prägende Zeit, die diesen Wunsch geweckt hat, würde ich sagen, ist relativ frühe Kindheit und Museumsbesuche, weil das für mich immer so ein Wohlfühlort war, in dem ich gerne war und ich so das Gefühl hatte, da wäre ich gerne mehr.

Stefanie: Und da sind wir ja auch schon beim Thema Ethnologisches Museum in Berlin. Das war so eine Art Lieblingsplatz für dich, oder?

Vera: Ja, total.

Stefanie: Das heißt, ihr habt da viele Wochenenden und Familienausflüge verbracht.

Vera: Es war für meine Mutter immer das perfekte Ausflugsziel für verregnete Sonntage. Und damals waren die Sonntage auch noch eintrittsfrei in vielen Berliner Museen. Das heißt, es hat sich angeboten.

Stefanie: Was hat dich gerade am Ethnologischen Museum fasziniert?

Vera: Ich mochte immer die Vielfalt und ich mochte, dass es Dinge sind mit Geschichte. Es sind alles Dinge, die relativ alt oder größtenteils, mittlerweile gibt es auch ein paar modernere Sachen in einigen Museen. Aber es sind Dinge, die alt sind. Mich hat das Alte fasziniert und mich hat fasziniert, dass es von weit wegkommt.

Stefanie: Und Ethnologisches Museum, das heißt, da geht es um verschiedene Völker, die Geschichte der Völker? Oder worum geht es da?

Vera: Das kommt darauf an, wie die Museen sich ausstellen. Aber das Ethnologische Museum in Berlin damals hatte sozusagen verschiedene Schwerpunkte von verschiedenen Regionen und hat in den Regionen dann in der Regel, je nachdem, wie ihre Sammlung aufgestellt war. Jetzt habe ich die Frage vergessen.

Stefanie: Ethnologisches Museum, was das ist?

Vera: Ahm genau. Ethnologische Museen sind immer, je nach Sammlungsschwerpunkt in der Regel verschiedene Kontinente, verschiedene Völker, verschiedene Regionen der Erde, die dann ausstellungsmäßig auch zum Teil mit zeitlichem Schwerpunkt ausgestellt werden. Und mich hat das Fremde da immer sehr fasziniert.

Stefanie: Das hat dich so nachdrücklich fasziniert, dass du daraus auch einen Beruf machen wolltest.

Vera: Ja, ich glaube, das war dann die Kombination mit meinem sehr guten Geschichte Leistungskurs im Abi, dass ich aber irgendwie nicht so richtig Lust hatte, europäische Geschichte zu studieren. Häufig kann man Ethnologie auch mit geschichtlichen Themen kombinieren.

Stefanie: Was hast du denn studiert nach der Schule?

Vera: Nach der Schule habe ich mich tatsächlich für den Studiengang Kultur und Gesellschaft Afrikas entschieden. Das ist eine Mischung aus Ethnologie und Soziologie. Und bei der Soziologie dann wieder die Entwicklungssoziologie als Schwerpunkt. Das heißt, es ging alles Rund um Afrika, es waren auch ganz verschiedene Themen, je nach Dozenten. Und um es dann noch ein bisschen gefühlt brotloser zu machen, habe ich dann auch noch Geschichte und Religion Afrikas im Nebenfach gewählt. Das waren da eigentlich auch die Geschichtsvorlesungen, die mir rückblickend am meisten Spaß gemacht haben.

Stefanie: Aber du hast das Studium nicht zu Ende gebracht. Woran lag das?

Vera: Das war eine Kombination aus verschiedenen Sachen. Zum einen habe ich in dem Studium gemerkt, dass ich das zwar gerne studiere, aber dass, was ich danach damit arbeiten kann, nicht unbedingt machen möchte. Das Studium war schon sehr stark auf Entwicklungszusammenarbeit ausgerichtet und ich habe eigentlich in dem Studium gemerkt, dass ich auf keinen Fall als Expertin für Entwicklungshilfe in andere Länder gehen möchte. Das macht Sinn, wenn Leute hingehen, das klingt jetzt so böse, aber Dinge können. Wenn ich einen Brunnen bauen kann und es sinnvoll ist, einen Brunnen zu bauen. Oder man ein Arzt oder Ärztin ist und mit medizinischem Wissen da hingeht, dann gibt es da viele sinnvolle Dinge. Aber die Menschen, die Entwicklungszusammenarbeit als ihr Spezialwissen haben, hatte ich im Laufe des Studiums immer mehr so das Gefühl, das wäre der Weg, den man mit dem Studium begehen kann. Und das ist nichts, was ich für mich machen möchte.

Stefanie: Und du hast das Studium dann abgebrochen?

Vera: Ich habe das Studium dann abgebrochen.

Stefanie: Und was kam danach?

Vera: Danach hat es so ein bisschen so eine Phase von: Oh Gott, ich muss jetzt irgendwas machen und auch nicht so wirklich planen, was für mich der nächste Schritt ist. Ich bin dann eher sehr zufällig im Callcenter gelandet. Das war aber rückblickend eigentlich ganz gut. Das war der Leser-Service von einer Tageszeitung. Das heißt, es klingt wieder ein bisschen böse, aber es ist die angenehme Art von Callcenter, weil Leute rufen dich an und du bist einfach Servicemitarbeiter. Es ist nicht, du rufst irgendwelche Leute an und nervst sie mit irgendwas, sondern sie rufen an und du schaust dann wie ein Sachbearbeiter und klärst deren Probleme.

Stefanie: Okay, also du musstest keine Kaltakquise für irgendwas machen?

Vera: Nein, darin wäre ich auch fürchterlich schlecht gewesen.

Stefanie: Callcenter Job, das klingt ja erst mal so: Okay, ein bisschen Geld verdienen, ein bisschen Zeit kaufen, um vielleicht die nächsten Schritte zu überdenken. Interessanterweise war aber gerade dieser Callcenter Job der Türöffner für das, was du heute machst, nämlich Softwareentwicklung.

Vera: Ja, ich hatte eigentlich ziemlich Glück. Dadurch, dass ich genau in der Zeit im Callcenter gearbeitet habe, als die Zeitung ihre Apps eingeführt hat, hatte ich so ein bisschen die Möglichkeit, mich bei der Einführung der App auch zu profilieren. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ein recht technikaffines Umfeld. Mein Freund hat damals Informatik studiert, irgendwie ein Großteil seiner Kumpels auch. Das heißt, ich hatte immer relativ viele Leute in meinem Umfeld zu der Zeit, die viele Technikthemen hatten und so Dinge auch schon ein bisschen mitgebracht haben. Das heißt, ich hatte relativ viel Berührung mit so Themen rund um Technik. Und als dann die Apps eingeführt sind, war das halt alles: Hey, da konnte man was Neues machen. Man konnte sich so ein bisschen Schwerpunkte legen und das hat mir dann eigentlich relativ viel Spaß gemacht, mich auch mit Leuten zu beschäftigen, die gerade nicht mit den Apps klarkamen. Das heißt, irgendwann war ich die absolute Spezialistin dafür, wenn die Leute entweder die App nicht installiert oder die App nicht bedienen konnten und angerufen haben. Dann haben meine Kolleginnen und Kollegen eigentlich immer versucht, die Leute an mich abzuschieben. Und ich hatte da auch wirklich Spaß.

Stefanie: Und gab es irgendwie Momente oder bestimmte Meetings, Gespräche, wo du gedacht hast: Hey! Daraus würde ich gerne einen Beruf machen.

Vera: Ja, es hat sich dann daraus, dass ich mich vergleichsweise viel damit beschäftigt habe, was für Leute, gerade Online Leser, was nicht funktioniert, weil die ja bei mir gelandet sind, gab es ein Meeting, wo besprochen werden sollte, wie der Online Leserservice neu gebaut werden soll. Und meine Chefin hat mich mit reingenommen, weil sie so das Gefühl hatte: Ich führe ständig Leute da durch und es ist auch aus heutiger Sicht für mich manchmal völlig absurd, diese Vorstellung, dass jemand anruft und sagt: Ich komme mit der Webseite nicht klar und an eine Person am Telefon sagt: Ja, gucken Sie mal, geben Sie die Seite ein, machen Sie dies, machen Sie das und jetzt klicken Sie da hin. Und ich habe die Leute dann wirklich Schritt für Schritt durchgeführt und ich saß in diesem Meeting. Und das Meeting, aus heutiger Sicht, würde ich sagen, war so: Naja, relativ zäh und langwierig und auch nicht wirklich fokussiert. Aber ich bin aus diesem Meeting raus und dachte: Boah, drei Stunden Arbeit. Und das kann auch sein, dass man sich darüber unterhält, wie man Dinge besser macht und wie man Technik umsetzt. Und ich bin da raus und dachte: Ui, das war arbeiten.

Stefanie: Ja, und wir haben ja gesagt, deine ursprüngliche Berufsschnittstelle war schon so eine Schnittstelle zwischen einerseits den User und andererseits der Technik, oder?

Vera: Ja, in dem Moment haben sie sozusagen versucht, das Wissen abzugreifen, wo ich auch mal wusste, was die User gemacht haben. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, man hätte einen ordentlichen User Test machen sollen. Aber ich war dann sozusagen die Lösung, dass man ohne umständliche User Tests zumindestens ein bisschen einen Eindruck davon bekommt.

Stefanie: Okay. War das der Moment, wo du gedacht hast: Okay, damit kann man Geld verdienen. Das ist Arbeit. Wie komme ich dahin?

Vera: Ja, es war der Moment, wo ich dachte: Okay, so kann Arbeit aussehen. Und auch ein Stück weit verstanden habe, dass es im Informatik Umfeld ist. Informatiker hatte ich um mit herum, auch Menschen gibt, die Schnittstellen sein müssen. Und dann habe ich gedacht: Ich wäre doch eine gute Schnittstelle. Ich rede gerne mit Leuten, ich beschäftige mich gerne mit Problemen. Und das hat mich dann auf die Idee gebracht zu sagen: Ich möchte in irgendeiner Form Schnittstelle werden. Und ich wusste aber keinen Weg dazu. Der einzige Weg, der mir eingefallen ist, ist zu sagen: Ich suche mir jetzt einen Informatikstudiengang um Informatik zu studieren und schaue dann, dass ich mit noch mehr Technikwissen noch geeigneter dafür bin, die Schnittstellenpositionen besetzen zu können.

Stefanie: Okay. Du hast dir wahrscheinlich mehrere Studiengänge und mehrere Unis angeguckt. Worauf fiel dann deine Wahl letztendlich?

Vera: Ich war in meiner Auswahl so ein Stück weit schon von vornherein vom Kopf her ein bisschen begrenzt. Für mich war total klar, ich werde aus Berlin nicht wegziehen. Für mich war auch klar, dass ich auf keinen Fall an eine der normalen Unis will und den trockenen Informatikabschluss machen möchte. Weil ich kannte es von den Leuten. Die Leute in meinem Umfeld haben größtenteils an der HU [Anmerkung: Humboldt-Universität] studiert. Ich hatte eine Idee davon, wie deren Module aussahen und was für Sachen die machen mussten. Mir war total klar, dass das für mich nicht der Weg ist, der so richtig passen würde. Und ich habe mir dann vor allem die Fachhochschulen angeguckt. Und habe dann gesagt: Okay, Fachhochschule ist der Weg, wo ich studieren kann, aber mit sehr viel mehr Praxisbezug, was mir zu dem Zeitpunkt auch total wichtig war. Aber ich war dann Ende 20 und mir war total klar, wenn ich jetzt mal anfange zu studieren, dann will ich das irgendwie fokussiert und auch in einer überschaubaren Zeit hinter mich bringen.

Stefanie: Ja, irgendwann will man dann auch Geld verdienen oder selbstständig sein. Für welchen Studiengang hast du dich dann entschieden?

Vera: Ich habe mich dann tatsächlich für Informatik und Wirtschaft an der HTW entschieden. Das war so eine Kombination aus: Mir hat der Modulplan sehr gut gefallen und ich hatte das Gefühl auch, dass die Kombination aus Informatik und Wirtschaft ganz passend ist für meine Idee, Schnittstelle zu werden. Und was dann noch ein Pluspunkt ist, aber für mich damals war es, dass es ein Frauenstudiengang ist. Das heißt, die haben gesagt, und das kriegt man dann im Nachhinein so ein bisschen mit: Wir fangen von vorne an und ihr müsst vorher noch nicht Informatik bis zum Erbrechen in der Schule gehabt haben. Sie haben sozusagen die Einstiegshürden als relativ klein dargestellt. Im Endeffekt ist es in jedem Studiengang so, dass man anfangen kann zu studieren, obwohl man vorher noch nicht programmiert hat. Der Schritt ist dann für jeden, der vorher noch nicht programmiert hat, schwerer. Aber die anderen Studiengänge werben einfach nicht damit, zu sagen: Hey, du musst vorher noch nicht programmiert haben.

Stefanie: Okay, aber die stellen das nicht so heraus diese Punkt.

Vera: Genau.

Stefanie: Es ist dann wahrscheinlich zugeschnitten auf die Zielgruppe, auf die Frauen.

Vera: Ja, oder einfach darauf zugeschnitten, dass Leute, die nicht schon ewig Informatikunterricht hatten und ganz lange die Idee haben, irgendwas mit Informatik machen zu wollen, auch noch mal als den Weg für sich sehen.

Stefanie: War das denn tatsächlich ein Kriterium, einen reinen Frauenstudiengang zu besuchen oder war das halt so ein nettes Beiwerk?

Vera: Mir war vorher gar nicht bewusst, dass es Frauenstudiengänge gibt. Das heißt, ich habe nicht spezifisch danach gesucht, habe es aber in dem Moment, wo ich darüber gestolpert bin, als etwas empfunden, was ich durchaus ganz nett finde, aber es hätte als Entscheidungskriterium nicht gereicht.

Stefanie: War es dir denn wichtig, so eine gewisse Diversität im Studiengang auch zu haben?

Vera: Das war genau der Pluspunkt, den der Frauenstudiengang für mich hatte, weil es einfach realistischerweise in den anderen Informatik-Studiengängen einfach sehr, sehr wenig Frauen gegeben hätte. Und wenn es einen anderen Studiengang gegeben hätte, wo mir jemand sagt: Ja, hier bewerben sich minimum 50% Frauen oder lass es auch nur ein Viertel sein. Ein Viertel bis die Hälfte. Aber das gibt es ja nicht. In allen anderen Studiengängen ist man die Minderheit.

Stefanie: Also musstest du quasi in den Frauen-Studiengang gehen, um die Frauenquote entsprechend zu haben.

Vera: Ja, allerdings muss man sagen, der Studiengang hat den wirklich schönen Nebeneffekt, dass es an der HTW insgesamt mehr Studentinnen gibt, die Dinge im Informatikbereich machen. Und es gibt so ein bisschen, hat mir mal jemand erzählt, die Vermutung, dass zum Teil Leute, die auf Studienplatzsuche sind, auf die HTW aufmerksam werden wegen dem Frauen-Studiengang, dann aber sehen, dass ein anderer Informatik-Studiengang besser zu ihnen passt.

Stefanie: Das ist so eine Art Aushängeschild für die Uni.

Vera: Ja.

Stefanie: Spannend. Und rein inhaltlich der Studiengang, was hat sie dann am meisten Spaß gemacht?

Vera: Tatsächlich bin ich im ersten Semester so ziemlich im Programmieren eingetaucht und habe mich auch sehr darauf fokussiert zu sagen: Oh, ich muss. Am Anfang war so die Idee: Okay, ich muss programmieren lernen, weil ich so ein bisschen was davon können muss, um auch besser zu verstehen. Und dann habe ich angefangen. Und anfangs fand ich es auch relativ schwierig, weil anfangs war das schon ein ganz schön anderes Denken, als ich es gewohnt war. Und es hat sich aber dahin entwickelt, dass mir relativ schnell meine Hausaufgaben auch wirklich Spaß gemacht haben. Weil es war so eine Mischung aus: Ich lerne ein bisschen neue Sprache und dann gehe ich mit dieser Sprache los und löse Puzzle und Rätsel. Das heißt, ich habe eine kleine Aufgabe und ich will, dass mein Programmcode das tut. Und dann fange ich an zu schauen: Okay, wie kann ich das lösen? Und das hatte dann sehr schnell für mich etwas sehr Spielerisches.

Stefanie: Also dieses Rätsel lösen, wirklich nach Lösungen suchen und vielleicht auch mehrere Wege ausprobieren. Das hat dir am meisten Spaß gemacht?

Vera: Ja, es war ein Logikspiel, was man spielen konnte und was gleichzeitig aber die Übungsaufgabe war, die man machen musste.

Stefanie: Du wolltest ja eigentlich mal Schnittstelle werden. Das heißt der Wirtschaftsteil oder so eine Sachen wie Projektmanagement. Das ist in dem Zusammenhang auch wichtig. Wie hat dir der Teil gefallen?

Vera: Der Wirtschaftsteil, muss ich sagen, hat mir relativ wenig gefallen, weil ich bei dem Wirtschaftsteil so ein bisschen das Gefühl hatte, man lernt jetzt irgendwelche Konzepte, die für mich aber alle so ein bisschen…Ja, ich hatte nicht so das Gefühl, damit viel anfangen zu können. Ich mochte wiederum Rechnungswesen, weil das so schön stupide war, zumindest auf dem Level, auf dem man es dann im Rechnungswesen I in der Uni lernt. Das war schön stupide, das war: Ich lerne eine Regel Und danach schiebe ich Zahl von A nach B. Das fand ich irgendwie nett, weil es war nicht anstrengend, man musste nicht viel darüber nachdenken, sondern man hat eine Regel gelernt, konnte sie anwenden. Aber ganz viel von dem Wirtschaftsteil wusste ich nicht so wirklich, was ich damit anfangen soll. Es waren irgendwelche Modelle und das hat mich relativ gelangweilt und habe ich mitgemacht. Ich habe gedacht: Naja, wahrscheinlich ist es schon ganz gut, ein paar Vokabeln zu lernen und Wörter zu lernen und auch ein bisschen was von einem Denken mitzukriegen. Aber es war nichts, was mich gepackt hat. Und der Projektmanagement Teil kam erst sehr viel später im Studium.

Stefanie: Aber war das schon das erste Semester, Programmieren I. War das schon so der Zeitpunkt, wo du gesagt hast: Ich könnte jetzt auch nur Software entwickeln?

Vera: Ich habe zu dem Zeitpunkt darüber noch nicht so richtig nachgedacht, glaube ich. Zu dem Zeitpunkt habe ich gedacht: Es macht Spaß und ich mache das jetzt. Und es hat aber noch ein bisschen gebraucht, bis ich dachte: Okay, aber warum soll nicht auch ich programmieren? Warum soll ich Schnittstelle werden und andere programmieren lassen, wenn ich auch selber programmieren kann? Aber das kam eher ein bisschen später, als ich mir dann wirklich darüber Gedanken gemacht habe. Im vierten Semester gab es ein Praktikumssemester und irgendwann im dritten Semester oder Ende zweites Semester, als ich mich angefangen habe zu fragen, was für einen Praktikumsplatz will ich mir suchen? In dem Moment kam dann auf, zu sagen: Okay, ich kann programmieren einfach mal ausprobieren in dem Rahmen.

Stefanie: Du hast mir im Vorgespräch von einer Tutorenstelle erzählt, die dir zugetragen wurde oder zugetraut worden ist. Die hatte dich auch geprägt, oder?

Vera: Ja, das hat mich geprägt, weil das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich hatte das große Glück, dass mein Professor nach dem ersten Semester der Meinung war, dass es eine gute Idee wäre, mich so ein bisschen zu schubsen und zu sagen: Hey, guck mal. Im Lernzentrum wird eine Tutorin gesucht, bewirb dich. Und ich funktioniere ein bisschen so, ich hätte mich da nicht von alleine darauf beworben. Aber da der gesagt hat, ich soll mal machen, dachte ich so: Na ja, wenn der das meint, ein Bewerbungsschreiben schadet ja nichts. Ich hätte es nicht proaktiv getan. Und ich glaube auch, ich hätte es selbst für größenwahnsinnig gehalten nach dem ersten Semester, wenn mich niemand geschubst hätte und gesagt hätte: Probier mal!

Stefanie: Und das war das zweite Semester. Das heißt, du hast da die Tutorenstelle für Programmieren II gemacht. Das heißt eigentlich, du hast den Kurs noch gar nicht selbst durchlaufen?

Vera: Das musste ich zum Glück nicht, weil eigentlich bin ich fürs Lernzentrum eingestellt worden und das Lernzentrum ist nochmal so Informatikstudiengänge übergreifend. Es gibt Tutorenstellen und Leute, die was haben, können vorbeikommen. Und da dachte ich: Naja, da kommen Erstsemestler aus anderen Studiengängen bei mir vorbei. Das wird schon irgendwie okay sein.

Stefanie: Klingt machbar.

Vera: Genau, klang immer noch herausfordernd, aber machbar. Und dann ist aber die Tutorin weggefallen, die meinen eigenen Kurs begleitet hat. Und dann hat mein Prof beim Lernzentrum angefragt und gesagt: Hey, ich hätte gerne eine Tutorin und ich hätte gerne Vera und sie kann das doch jetzt machen. Und dann bin ich so ungefähr zur Hälfte des Semesters dahingehend eingestiegen, dass ich für meinen eigenen Kurs das Tutorium gegeben habe.

Stefanie: Wie kann man sich das vorstellen? Du hast die Inhalte am Abend vorher bekommen, hast dich darauf vorbereitet und am nächsten Tag diese Tutorstelle ausgefüllt. Oder wie kann man sich vorstellen?

Vera: Ganz so knapp war der Zeitraum zum Glück nicht. Montag war die Vorlesung und dann haben wir Montag alle die Hausaufgaben gekriegt und dann habe ich mich Montagabend hingesetzt und habe die Hausaufgabe für mich selbst erst mal gelöst und habe dann den Dienstag noch Zeit gehabt mich darauf vorzubereiten, das auch anderen erklären zu können. Und am Mittwoch musste ich es erst erklären. Am Dienstag hätte ich es noch nicht erklären können. Aber ich hatte ein bisschen Zeitpuffer. Und ich hatte gefühlt immer das Backup zu Hause. Ich hatte jemanden zu Hause, der programmieren kann. Das heißt, im schlimmsten Fall hatte ich immer das Gefühl, wenn ich es jetzt selbst nicht verstehe, dann habe ich wen, den ich noch mal fragen kann.

Stefanie: Und hast du deinen Backup oft gebraucht?

Vera: Tatsächlich zu dem Zeitpunkt dann nicht mehr. Was eigentlich im Rückblick total sinnfrei war, wir haben Oberflächen mit Swing programmiert, was ich auch heute wirklich nicht mehr machen wollen würde, aber das konnte der gar nicht, weil das hat er nie gemacht. Das heißt, der konnte mir zwar schon sagen, wenn ich so grundsätzliche Fehler im Code oder so habe, hat er mir schon helfen können. Aber die Sachen, die ich wirklich machen musste, kannte er nicht. Das wusste ich vorher aber nicht. Das heißt, mein Backup hat mir da nicht so wirklich geholfen. Aber ich brauchte es zum Glück nicht.

Stefanie: Aber das war bestimmt auch eine gute Lernzeit. Also im Grunde genommen eine doppelte Druckbetankung sozusagen.

Vera: Ja, und zum anderen war es auch wirklich bezahlte Lernzeit. Das war wirklicher Luxus, weil ich habe mein Geld verdient in der Zeit, in der ich mich mit Dingen beschäftigt habe, die ich fürs Studium eh machen musste. Ich habe mich dann nur noch mehr beschäftigt.

Stefanie: Das heißt, du konntest dich voll auf das Studium konzentrieren im Grunde, und musstet nicht nebenbei arbeiten. Das hast du aber später gemacht. Nach deinem Praktikum hast du dann ja quasi nebenbei gejobbt.

Vera: Ja, nach meinem Praktikumsplatz bin ich tatsächlich dort, wo ich mein Praktikum gemacht habe, als Werkstudent geblieben. Und es war auch richtig gut und zu dem Zeitpunkt auch total passend, weil ich dann sozusagen die bezahlte Lernzeit nicht mehr gehabt in dem Maße, aber ich habe dafür ganz viel Praxiswissen mitgekriegt. Das heißt, das, was in der Uni mir jemand erzählt hat, habe ich auch in echt noch mal gesehen und hatte auch richtig Glück, dass ich in einem Team gelandet bin, was zu dem Zeitpunkt einen sehr guten Scrum Master hatte. Das heißt, der hat auch viele von diesen ganzen agilen Sachen, die ich dann auch im Studium parallel gelernt hatte, gut umgesetzt.

Stefanie: Okay. Du konntest dort viel lernen. Es war ein Umfeld, das dich wirklich vorangebracht hat.

Vera: Ja, das hat mich sehr vorangebracht und hat auch den Einstieg einfach gemacht. Es war in dem Moment dann so klar: Ich habe da Praktikum gemacht und dann haben die gesagt: Hey, willst du nicht bleiben? Und dann dachte ich: Ja, okay, ich bleibe hier. Und es ist gewünscht, dass man in meinem Studiengang Bachelorarbeiten im Unternehmen schreibt nach Möglichkeit. Und es war dann total naheliegend, zu meinem damaligen Abteilungsleiter zu gehen und zu sagen: Hey, ich brauche ein Bachelorarbeitsthema. Und es war total super, weil dann haben die mir fünf Themen gepitcht.

Stefanie: Du konntest davon also auswählen.

Vera: Genau, die haben fünf Themen gehabt und dann haben wir über die Themen geredet und dann war relativ klar, zwei oder drei von den Themen sind eigentlich dann relativ schnell wieder weggefallen, aus verschiedenen Gründen. Entweder weil sie sehr zeitkritisch waren. Und sowohl ich als auch mein damaliger Chef, der gesagt haben: Nee, das passt nicht zu einer Abschlussarbeit. Und es sind aber zwei Themen übrig geblieben, aus denen ich mich entscheiden konnte, was mir besser passt, für das, was ich machen will. Und ich hatte dann sogar darüber noch das Glück, dass ich das zweite Thema, was ich nicht für die Abschlussarbeit wollte, trotzdem ins Studium wieder mitgenommen habe. Weil wir haben zweimal im Studium ein Projekt in der Wirtschaft. Und es sind kleinere Aufgaben, die Wirtschaftsunternehmen stellen, die bei uns Studentinnengruppen lösen. Und dann so eine Projektarbeit haben und dadurch auch noch meine Projektarbeit und dieses ganze Projektmanagement auch noch mal relativ gut üben kann. Und die zweite von den Aufgaben habe ich mir dahin mitgenommen.

Stefanie: Das klingt stringent. Studium, Praktikum, dann gejobbt, Bachelorarbeit. Was ist mit dem Berufswunsch Schnittstelle in der Zwischenzeit passiert? War der dann ad acta gelegt oder war der noch aktuell?

Vera: Der war für mich dann erstmal weg, weil ich mochte das Programmieren gerne und ich habe mich darauf fokussiert und es hat mir auch viel Mehrwert gegeben, mich mit diesen Technikthemen zu beschäftigen. Nee, die Schnittstelle ist wirklich für mich erstmal in Hintergrund getreten, weil ich es gerne selber machen wollte.

Stefanie: Okay. Das heißt also, gegen Ende des Studiums war mir klar: Ich möchte Softwareentwicklerin, Backend Entwicklerin werden und da soll es beruflich hingehen?

Vera: Ja, zumindest erstmal. Das ist das richtig Schöne an diesen ganzen Berufen im Informatikumfeld, dass ich mich nicht so ganz festlegen muss. Es wird mich keiner davon abhalten, wenn ich irgendwann losgehe und sagt: Jetzt will ich doch noch PO oder etwas Ähnliches werden.

Stefanie: Vor allem, weil so Themen wie Kommunikation sind immer wichtig, ob nun innerhalb des Teams oder mit Kunden. Wie ist es denn nach dem Studium weitergegangen?

Vera: Ich habe es mir nach dem Studium erstmal relativ leicht gemacht und bin da geblieben, wo ich vorher war, was für mich auch ganz gut gepasst hat, weil es war so dieser fließende Übergang. Ich hatte dann zum einen das totale Glück, dass ich in meinem letzten Semester einen Kurs hatte, der einen Tag blockiert hat und ich konnte dann, als ich mit der Bachelorarbeit fertig war, schon vier Tage die Woche arbeiten. Ohne dass ich eigentlich mit dem Studium schon fertig war. Aber das war denen total egal und auch das ist ein totaler Luxus in diesem Informatikumfeld, dass es einfach egal war. Sie haben gesagt: Okay, du hast jetzt vier Tage die Woche Zeit, dann tauschen wir jetzt den 20-Stunden Studentinnen Job gegen den normalen Arbeitsvertrag. Und melde dich, wenn du durch bist und dann kannst du die Stunden erhöhen.

Stefanie: Also erst mal ganz bequem. Wie lange hast du das denn bei deinem ersten Job gemacht?

Vera: Tatsächlich bin ich dann nur ein Jahr geblieben. Das war so eine Kombination aus: Mein Team hatte sich verändert. Die Aufgaben hatten sich ein bisschen verändert. Das heißt, ich war dann da zu dem Zeitpunkt nicht mehr ganz so glücklich, wie ich es davor lange war. Weil sich Dinge verändert haben und ich so dachte: Es ist immer noch gut hier, aber waren so Dinge, wo ich dachte, ich hätte gerne ein bisschen Veränderung. Und dann hat mich jemand angesprochen, bei dem ich mich davor parallel damals aufs Praktikum beworben habe, aber dann das Praktikum nicht gemacht habe. Und der hatte mich dann nach dem Studium noch mal angesprochen, wie es denn jetzt bei mir aussieht. Und zu dem Zeitpunkt dachte ich so: Ja, unterhalten wir uns mal. Die Firma klang damals eigentlich ganz gut und ganz spannend, was die machen. Und schauen einfach mal, ob das, was er mir anbieten kann, zu mir passt. Und dann bin ich nach ungefähr einem Jahr gewechselt.

Stefanie: Und da hatten sich deine Aufgaben dann verändert, oder die Schwerpunkte, waren die anders?

Vera: Der gedachte Schwerpunkt wäre sehr ähnlich gewesen, einfach nur bei einem anderen Produkt und schon ein paar Dinge anders. Aber der gedachte Schwerpunkt wäre nicht so anders gewesen. Allerdings habe ich für mich bei meinem zweiten Job gemerkt, dass ich mich mit der Arbeitsweise nicht wirklich wohlgefühlt habe. Das ist eine total nette Firma und die Leute waren alle supernett, aber ich war dann in so einem Einzelkämpferin-Modus und der liegt mir nicht. Ich hatte ein Team aus fünf Leuten und die waren auch alle nett, aber wir haben alle an unterschiedlichen Themen gearbeitet. Und man war so alleine mit den Sachen. Und ich habe bei denen auch ganz viel gemerkt, dass sie Leute hatten, die Wissens-Silos waren. Und ich hatte so nach einer relativ kurzen Zeit das Gefühl, dass ich das eigentlich nicht möchte. Vor allem, weil ich das bei meinem Vorgesetzten gesehen habe, dass der, wenn der eine Woche im Urlaub war, ihn wahrscheinlich jemand angerufen hat, weil er eine Frage hatte.

Stefanie: Weil nur er alleine das Wissen hatte.

Vera: Für bestimmte Teilbereiche, ja. Für bestimmte Teilbereiche.

Stefanie: So war das mit jedem einzelnen Kopf, dass sie so auf ihren Wissenstankern saßen.

Vera: Ja, die Leute waren alle nett, die Leute waren alle hilfsbereit, aber es war so von der Grundstruktur für alle so völlig in Ordnung. Und ich dachte so: Ich möchte eigentlich nirgendwo sein, wo vielleicht jemand mich in meinem Urlaub anruft, weil nur ich etwas weiß. Und das kannte ich von vorher einfach nicht so, ich kannte es von vorher so, dass Wissen in einem Team so verteilt wird, dass auch, wenn ich morgen ausfalle, meine Kollegen und Kolleginnen weiterarbeiten können und ausreichend Wissensstand haben, um mich nicht zu brauchen.

Stefanie: Klingt in jedem Fall nachhaltig. Deine nächste Job Station war tatsächlich dann schon INNOQ. Mich würde mal interessieren, wie bist du überhaupt auf INNOQ aufmerksam geworden?

Vera: Eine Kommilitonin von mir hat bei INNOQ damals parallel zu mir ihr Praktikum gemacht und hatte dann auch eigentlich ganz gute Sachen von ihrem Praktikum erzählt. Es war so von den Praktika, die Kommilitonen von mir hatten, eins von den Guten. Das konnte man schon ganz gut vergleichen, dass es sehr unterschiedliche Praktika gab. Und hinzu kam, dass ich neben dem Wissen von INNOQ über die Kommilitonin, die da gearbeitet hat, auch noch Leute von INNOQ wahrgenommen habe auf Konferenzen.

Stefanie: Die Vorträge.

Vera: Stefan und Eberhard waren so die zwei Leute, die ich von Konferenzen wirklich kannte, deren Talks ich gesehen habe. Das heißt, die haben für mich aber auch sehr stark so ein INNOQ Bild geprägt, was für mich schon relativ die abgehobenen Spezialisten waren.

Stefanie: Hat dir das Angst gemacht?

Vera: Es hat es zumindest für mich abstrakt gemacht und mir nicht das Gefühl gegeben, dass es ein Ort wäre, wo ich mich einfach bewerben kann.

Stefanie: Das heißt, deine Kommilitonin und heutige Kollegin musste etwas nachhelfen.

Vera: Ja, sie musste mich bisschen schubsen und hat mich so ein bisschen in die Richtung gebracht, zu sagen: Nee, komm, mach mal! Und hat dann dafür auf einer Konferenz dafür gesorgt, dass ich mich mit Olli, einem unserer Geschäftsführer, unterhalten habe. Und das hat sie angestoßen, um zu sagen: Hey, nee, das sieht zwar von außen vielleicht immer alles krass aus und es sind auch viele gute Leute, aber das ist trotzdem nicht völlig abwegig.

Stefanie: Und offensichtlich hat das Vorstellungsgespräch gut funktioniert und du bist heute hier.

Vera: Ja, es war eine Herausforderung und ich hatte ein bisschen Schiss davor. Aber es hat funktioniert, und auch im Rückblick. Es ist immer so dieses Ding. Gerade bei Stefan war es so, ihn kannte ich von Konferenzen, ich kannte seine Talks, ich kannte ihn so, als die Person auf der Bühne und die Person, deren Buch ich gelesen habe für meine Bachelorarbeit. Das heißt, der war schon irgendwie auf so einem gewissen Sockel gestanden, dass ich einfach wusste, der weiß ganz viel und er ist fachlich ganz toll. Und wenn man normalerweise ins Bewerbungsgespräch geht, weiß man nicht, wer ihm da wirklich gegenübersitzt. Das heißt, ich gehe zwar in so ein Gespräch und natürlich will ich immer performen, aber ich weiß ja nicht, ob der andere wirklich gut ist.

Stefanie: Und das war hier anders, weil du kanntest Stefan schon.

Vera: Ja, mit dem Wissen ins Gespräch zu gehen, das ist jemand, der ist fachlich ganz toll. Das fand ich schon eine ganz schöne Herausforderung.

Stefanie: Aber es hat geklappt. Bevor du zu INNOQ kamst, hast du in der Produktentwicklung gearbeitet, richtig? Und jetzt bist du Beraterin. Das heißt, du entwickelst nicht nur Produkte oder Software, sondern du hast auch diesen Kundenkontakt. War das ein Thema für dich?

Vera: Es war vorher schon ein bisschen ein Thema für mich zu sagen, dass ich es eigentlich ganz schön finde, wenn man ein Produkt hat, an dem auch so ein bisschen sein Herz hängt. Und das gibt man mit dem Beraterin-Sein so ein bisschen ab. Es ist nicht mehr so, dass man sagt: Ich suche mir jetzt einen Arbeitgeber, der ein Produkt hat, das ich ganz toll finde, obwohl ich sagen muss, auch die zwei, wo ich davor war, sind Produkte, die ich okay finde, aber jetzt auch nicht so wofür mein Herz brennt. Und ich hatte aber immer davor im Hinterkopf, dass es eigentlich toll wäre, irgendwann mal einen Arbeitgeber zu finden mit so einem Produkt, wofür das eigene Herz auch so ein bisschen brennt, dass man sagt, das findet man ganz toll, was man da macht. Und es hat einen ganz großen Einfluss auf Dinge. Und mit dem in die Beratung gehen war so ein bisschen dieses Loslassen davon und zu sagen: Wir haben Kunden, die Kunden haben Probleme, aber das, was unsere Kunden machen, hat auch einen Einfluss. Aber man sucht sich dann nicht mehr so spezifisch das Produkt aus.

Stefanie: Man geht auch in verschiedene Projekte rein, geht auch wieder raus. Man ist nicht auf Lebenszeit für einen Kunden oder für ein Projekt verhaftet.

Vera: Ja, mich macht es manchmal so ein bisschen entspannter. Mein erstes Projekt hatte was mit Autos zu tun. Ich kann überhaupt nichts mit Autos anfangen. Autos sind für mich ehrlich gesagt, ich fahre wenn dann Fahrrad. Ich habe nicht mal einen Führerschein. Für mich ist so eine Plattform mit Autodaten sehr abstrakt. Aber auch da habe ich irgendwann einfach gelernt zu sagen: Ja, okay, aber es sind interessante Datenquellen und daraus einen Datenkatalog aufbauen hat auch technisch seine Anreize und ich hätte mich aber bei dem Kunden niemals beworben, weil dem sein Produkt nichts gewesen wäre, wo ich auf lange Sicht und Dauer hätte bleiben wollen. Und trotzdem war das Projekt spannend und das, was wir gemacht haben, hatte auch seine guten Seiten.

Stefanie: Sag mal, beim Studium war es dir wichtig, dass du in einen Studiengang gehst, wo jetzt nicht 99% Männer sind? Und INNOQ ist ja auch ein Arbeitgeber, wo relativ viele Frauen arbeiten. Spielte das damals für dich eine Rolle oder war das für dich überhaupt so offensichtlich?

Vera: Naja, zu dem Zeitpunkt, als ich angefangen habe vor fünf Jahren, waren es ja gar nicht so viele Frauen. Es sind mehr geworden in den letzten Jahren. Es hat sich entwickelt. Was mir schon wichtig war, ist, dass ich von Leuten, die ich kannte, wusste, dass es einen gewissen Wunsch nach Diversität gibt. Und das der da ist, wie sich das entwickelt, hätte man zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen können.

Stefanie: Diversität bedeutet natürlich auch mehr als nur Männer und Frauen. Aber natürlich ist es immer leichter, das am Frauenanteil festzumachen.

Vera: Ja, und für mich persönlich hat es auch schon einen Mehrwert zu sagen: Ich bin in einem Umfeld, wo auch Frauen sind. Nicht nur aus Diversitätsgründen, sondern auch, weil ich mich damit wohler fühle. Aber das ist natürlich auch der leicht messbare Part.

Stefanie: Genau so ist es, zumindest oberflächlich betrachtet. Fun Fact: Du bist ja das Gesicht von INNOQ. Wir hören uns heute nur auf der Tonspur. Aber Vera ist tatsächlich das Gesicht von INNOQ zusammen mit unserem Kollegen Tobias. Wenn ihr mal auf einer Konferenz seid und an unseren Stand kommt, kann es nämlich sehr gut sein, dass ihr Vera mit einem breiten Grinsen auf einem Foto seht. Unsere Stehtische sind nämlich mit diesem Bild, Vera, Tobias, strahlendes Lachen im Gesicht ummantelt. Von daher, wenn wir uns auf einer Konferenz trefft, kann es sein, dass ihr auch Vera seht. Das beste Foto bei uns im Employer Branding.

Vera: Ja, ich mag das Foto total gerne. In dem Moment, wo ich Marketing das erste Mal angefragt hat, ob sie es benutzen dürfen, war mir, glaube ich nicht klar, wo das überall landen wird. Hätte ich das gewusst, weiß ich nicht, ob ich ja gesagt hätte. Das erste Mal, als ich vor so einem Stand stand und mich und Tobias dann vorne drauf hatte, dachte ich schon: Oh, das ist komisch.

Stefanie: Es ist immer komisch, sich selbst auf großflächigen Bildern zu sehen. Aber es ist wirklich ein ganz tolles Foto und es gibt einen ganz guten Einblick in unser Innenleben von INNOQ, finde ich zumindest. Vera, du bist Consultant bei INNOQ. Steht irgendwas an in nächster Zeit? Die nächste große Herausforderung.

Vera: Ja, tatsächlich rede ich gerade mit meinem alten Prof darüber, dass ich im nächsten Sommersemester für ihn ein Semester lang Programmieren II übernehme.

Stefanie: Das heißt, du gehst zurück an die Uni und machst nebenberuflich so eine Dozentinstelle, oder?

Vera: Ja, eine Lehrbeauftragtenstelle. Dass ich ein Semester einfach mal zurückgehe und Leuten, die programmieren lernen, versuche denen das mitzugeben, dass Programmieren eigentlich ganz gut ist und auch wirklich Spaß machen kann. Und man sich einfach trauen sollte.

Stefanie: Und was überwiegt so, die Vorfreude oder auch so ein bisschen Bammel?

Vera: Noch ist es so weit weg, dass ich denke: Das wird schön. Und dann kann ich da wieder regelmäßig hin und habe so auch diese Gruppe an Frauen, mit denen man Technik zusammen macht, was ja was sehr Schönes ist. Aktuell überwiegt die Vorfreude. Wenn du mich irgendwann kurz davor fragst, werde ich wahrscheinlich eher in Panikmodus sein.

Stefanie: Das Lampenfieber. Das legt sich dann bestimmt ganz schnell in der ersten Vorlesung.

Vera: Ja, es wird sich auch legen und es wird schon werden. Aber ein bisschen Angst habe ich trotzdem davor.

Stefanie: Und du gehst so ein bisschen zurück zu den Schnittstellen Dasein, weil du bist die Verbindung zwischen dem Berufsleben als Entwicklerin und dem Studenten Dasein.

Vera: Ja, stimmt, auch das können wir als Schnittstelle sehen, wenn auch auf eine andere Art, wie ich sie mal im Kopf hatte.

Stefanie: Da ist sie wieder, die Schnittstelle.

Vera: Nein, aber Orgathemen kommen hin und wieder und sind auch sehr wertvoll. Ich habe im letzten Jahr für mich irgendwann festgestellt, dass ich das Gefühl habe, dass es ganz wichtig ist, manche Dinge zurückzugeben. Ich hatte zum Beispiel bei mir während des Studiums auch ganz viel Input von verschiedenen MeetUp Gruppen in Berlin und dass ich Sachen besucht habe und Leute getroffen habe und so gemerkt habe: Da ist eine Community und das ist zum Beispiel auch etwas, was mich in diesem Jahr dazu gebracht hat, im Frühjahr mit Leuten, die ich von der SoCraTes kennen, den SoCraTes Day Berlin wiederzubeleben, das ist zumindest ein 1-Tag Conference dann auch in Berlin stattfindet, in diesem Sokrates Raum. Und es in diese Richtung geht, dass es einfach ein offener und freier Raum ist, in dem Leute sich mit Technik beschäftigen können. Ich glaube, das Zurückgeben ist das, was wichtig ist. Und ich glaube auch, dass in meine alte Uni zurückzugehen und zu sagen: Hey, ich mache jetzt noch mal mit Leuten programmieren, hat auch etwas davon zurückzugeben, was ich da abgekriegt habe.

Stefanie: Und es klingt danach, dass du gerne zurück gehst. Das heißt, irgendwas in diesem Studiengang hat auch sehr gut funktioniert, dass du zurückkommen möchtest.

Vera: Ich möchte da super gerne zurückkommen. Ich muss sagen, auch gerade im Rückblick liebe ich diesen Studiengang dafür, wie viel Unterstützung er einen eingegeben hat, in welche Richtungen er einen gebracht hat. Ich habe davor niemals erlebt, im Studium davor waren wir auch ein kleiner Studiengang, aber die Professoren haben sich nicht so für uns eingesetzt. Sie hatten Ihre Forschung, die haben sich mit Dingen beschäftigt. Und haben ein bisschen ihr Zeug gemacht. Und dann hat ein bisschen Lehre noch dazugehört. Und gerade an der Fachhochschule und in dem Studiengang, in dem ich dann war, hatte ich das Gefühl, dass es denen ein wirkliches Anliegen ist, einem Wege zu bereiten.

Stefanie: Vera, ich wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg beim Zurückgeben nächstes Jahr und bei der Vorlesung, die du zu halten hast. Das wird mit Sicherheit gut und auch bei den ganzen Community Bestrebungen, finde ich klasse. Danke, dass du da warst. Ich hoffe, euch da draußen hat es Spaß gemacht zuzuhören. Vera, ich hoffe, dir hat es Spaß gemacht, mir hier Rede und Antwort zu stehen. Ich habe noch einen kleinen Veranstaltungstipp und zwar wenn ihr euch für Themen um Softwareentwicklung und Software Architektur interessiert, machen wir am 13. November unsere Online-Konferenz, den INNOQ Technology Day. Dazu seid ihr alle recht herzlich eingeladen. Er ist kostenfrei und online. Das heißt, einer Teilnahme steht im Grunde überhaupt nichts im Wege. Wir haben in diesem Jahr zum Beispiel einen ganzen Track zu Data and AI und wir haben auch ganz viele Kolleginnen, die Vorträge halten. Also seid dabei am 13. November online. Wir verlinken die Infos dazu in den Shownotes. Danke euch und ich sage Tschüss und bis zum nächsten Mal. Ciao!