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INNOQ Perspectives

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Wer gerne Aufgaben bis ins kleinste Detail durchdenkt, Abschlussberichte ungern schreibt, sich als Erklärbär bezeichnet, harte Nüsse lieber im Team knackt oder mit dem Verwerfen von Ideen kein Problem hat: Das erfahrt Ihr in der dritten und letzten Folge der Reihe INNOQ Perspectives, in der Anja fünf Kolleg:innen nach ihrer ganz eigenen Arbeitsweise fragt. Dieses Mal sind Michael, Melanie, Roman, Sonja und Daniel mit dabei.

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Anja Hallo und herzlich willkommen zum INNOQ Podcast. Mein Name ist Anja Kammer und ihr hört den dritten Teil der Reihe INNOQ Perspectives. Ich habe mich wieder mit fünf meiner Kollegis darüber ausgetauscht, wie ihre alltägliche Arbeit in der IT-Beratung so aussieht. Dabei wird euch auffallen, dass sie verschiedene Herangehensweisen und Perspektiven auf ihre Arbeit haben. Bevor wir mit dem ersten Interview starten, gibt es noch einen kleinen Service Hinweis von mir: Am 30. Juni findet im Radialsystem Berlin das Women+ in Data/AI Tech Festival statt und das wird organisiert von INNOQ. Es gibt dabei Tech Talks aus den Bereichen Data Engineering, Data Science, Machine Learning und MLOps. Außerdem gibt es Workshops für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Und falls Du gerade einen Job im Bereich Data und AI suchst, kannst du gerne unsere Sponsoren vor Ort ansprechen. Zum Abschluss findet sogar eine Techno Party statt mit DJane Franziska Berns. Aber die Techno Party ist nicht mal die größte Besonderheit, denn es ist außerdem noch das erste Tech Festival in Deutschland mit einem LineUp 100 % aus Women+. Women+ steht für Trans und cis Frauen, Transmänner sowie Menschen, die nicht binär, genderqueer, genderfluid, geschlechtslos und intersexuell sind oder einer anderen Minderheits Geschlechtsidentität angehören. Kurz gesagt dient das Plus als Platzhalter, um alle nicht binären Geschlechtsidentitäten einzubeziehen. Unabhängig von den Speakerinnen ist aber jede Person herzlich willkommen teilzunehmen, egal mit welchem Geschlecht oder technischem Background. Details dazu findet Ihr in den Shownotes. Es gibt auch einen zehnprozentigen Rabatt mit dem Code INNOQ-friends. Aber jetzt beginnen wir mit dem ersten Interview. Das erste Gespräch habe ich mit Michael Vitz geführt. Michael bezeichnet sich selbst als Pragmatiker und macht für kleine Aufgaben gar keine Tickets auf. Aber für interne Projekte oder um Kollegen zu helfen, nimmt er sich umso mehr Zeit. Hallo, Michael.

Michael Hallo, Anja.

Anja Wie lange bist du denn eigentlich schon bei INNOQ? Es ist schon eine Weile, oder?

Michael Ja, ich vergesse das immer. Deswegen habe ich eben noch mal in meinen Bewerbungs E-Mails gesucht, dann ganz weit runter gescrollt und da steht 2014. Also bin ich jetzt acht Jahre und vier Monate bei INNOQ.

Anja Und was hast du vor INNOQ gemacht?

Michael Vor INNOQ war ich bei einem anderen deutschlandweiten Beratungsunternehmen. Aber da bin ich eigentlich nur gelandet, weil ich während des Studiums schon irgendwo gearbeitet habe, die Mobilfunk Software hergestellt haben. Und die sind dann kurz vor Schluss meines Studiums übernommen worden von diesem Beratungsunternehmen. Diese Einheit ist rausgekauft worden und dann habe ich als ersten Job gesagt, ich bleibe da, wo ich während des Studiums gearbeitet habe und habe dann halt deswegen in einem Beratungsunternehmen gearbeitet. Aber wir waren eigentlich nur im Büro und haben halt Software gebaut und hatten Wartungsverträge und haben die so betrieben. Also überhaupt nichts mit Beratung eigentlich gemacht.

Anja Man kennt dich ja auch aus Konferenzvorträgen und du schreibst Zeitschriftenartikel zum Beispiel fürs Java Spektrum. Wie viel Arbeitszeit geht dafür drauf?

Michael Wie viel Zeit draufgeht, weiß ich nicht. Ist schwer zu beziffern, weil ein Großteil der Artikel schreibe ich auch gefühlt im Kopf vor, irgendwie nachts oder abends im Bett. Und dann kann ich nicht schlafen, weil ich über Formulierungen oder das Thema nachdenke. Aber ich mache das immer schon während meiner normalen Projektarbeit, also seitdem ich bei INNOQ bin immer, wenn ich ein Projekt hatte, war ich mindestens zu zweit in so einem Projekt oder mit einem kompletten Team und habe mir da irgendwie immer ein bisschen dann die Zeit und die Freiheit genommen, eben zu schreiben und Konferenz Vorträge zu halten. Ich weiß nicht, das Schreiben geht so halb auch in meine Freizeit mit rein und halb ist es irgendwie Beruf, weil beide davon profitieren. Ich habe Sichtbarkeit und INNOQ hat Sichtbarkeit und das ist so ein halb-halb Deal.

Anja Dein Tagesgeschäft ist dann aber auch die Softwareentwicklung in dem Team.

Michael Genau. Seitdem ich bei INNOQ bin, habe ich immer Code geschrieben. Ich bin vor Ort gefühlt besser und connected besser mit Menschen, als so rein remote. Da habe ich halt auch eine Menge Trainings gehalten, wo ich dann natürlich alleine war. Aber immer parallel zu dem Projekt einen Code schreiben und das ist auch das, was meine Stärke ist, also je abstrakter Dinge werden, desto schwerer tue ich mir. Ich verstehe das und ich kann die Dinge auch irgendwie machen, aber wohl fühle ich mich, wenn da am Schluss was rauskommt, was dann läuft und den Nutzen auch bringt und weniger in Konzept Arbeit.

Anja Das bedeutet, du würdest dich mit typischen Beratungsaufträgen eher unwohl fühlen? Also zum Beispiel mit dem C-Level diskutieren, Reviews machen.

Michael Zusammengefasst wahrscheinlich schon. Also Reviews, auch wenn die auf Code Ebene sind, könnte ich mir schon vorstellen. Das Lustige ist, dass obwohl ich ja Artikel schreibe, mir dann zum Beispiel so ein Abschlussbericht zu schreiben überhaupt nicht liegt. Ich hasse das wirklich sehr stark und alles in meinem Körper sträubt sich dann dagegen. Deswegen vermeide ich das eher.

Anja Und wie würdest du so deine Arbeitsweise beschreiben?

Michael Ja, teilweise chaotisch, aber irgendwie auch pragmatisch. Ich tue das, wo ich das Gefühl habe, das muss getan werden. Unabhängig davon, in welchem Bereich sich die Dinge jetzt tummeln. Ich habe durchaus in Projekten schon in JavaScript geschrieben, ich habe schon Infrastruktur gemacht und mache ich auch im aktuellen Projekt mit, obwohl meine Hauptzeit, die ich dann doch irgendwie im Backend Code verbringe, der häufig in Java geschrieben ist. Nicht, dass ich das jetzt alles könnte und auch nicht bei weitem nicht alles perfekt oder so gut kann, wie Menschen, die sich damit deutlich mehr beschäftigt haben. Aber zumindest so die Anfänge verstehe ich. Und ich finde auch zum Beispiel jetzt Programmiersprachen sind sehr stark ineinander übertragbar, wenn man die Konzepte irgendwie ein bisschen kennt und dann ist mein Code vielleicht nicht immer am idiomatischsten, aber am Ende des Tages kann man ihn hoffentlich häufig verstehen und er bringt halt das ganze Projekt erst mal voran. Und da aufräumen kann man später immer noch. Genau, das führt auch dazu, dass ich irgendwo Dinge sehe, ich dazu neige, die direkt zu fixen und dann eben auch schon mal, ohne dass es ein Ticket gibt, einfach irgendwo einen Pull oder Merch aufmache, wo ich dann eben irgendwie eine Kleinigkeit gefixt habe.

Anja Warum machst du keine Tickets auf? Gibt es da einen bestimmten Grund?

Michael Ich mache schon auch Tickets auf, aber alles in meinem Körper widerstrebt sich ein Ticket aufzumachen für etwas, was ich in, sagen wir mal, bis zu einer halben Stunde erledigen kann. Ich habe das Gefühl, wenn ich das dann erst als Ticket formuliere, dann muss das noch durch irgendeinen Prozess, irgendwann ins Projekt gezogen werden und dann wird es implementiert. Da hat man gefühlt die doppelte Zeit verbracht, wie wenn man es direkt eben fixt. Ist aber natürlich so eine blurry line. Also manchmal braucht man ja doch länger und man muss das mit Bedacht wählen. Das passt auch nicht in jede Projektphase. Ganz kurz vor Releases und es gibt viel Wichtigeres zu tun, dann ist halt jede halbe Stunde auch zu viel, dann lasse ich so was auch. Aber wenn man in so einer normalen Projektphase ist, dann mache ich das, weil das das Projekt meiner Meinung nach langfristig voranbringt.

Anja Kommt vielleicht auch auf das Projekt an, ob es in Ordnung ist, dass man Arbeit macht ohne Ticket. Es gibt ja manche Budget Töpfe, die dürfen erst angefasst werden, wenn man ein Ticket macht.

Michael Genau, es ist nicht zu empfehlen so als allgemeines zu benutzen. Aber wenn es passt, dann mache ich so Dinge halt.

Anja Du machst ja auch neben deiner Projektarbeit einiges Internes bei INNOQ. Was machst du denn da so?

Michael Ja, das auch. Ich weiß gar nicht, wie das entstanden ist, aber eine Freiheit, die ich mir immer schon so rausgenommen habe, weil INNOQ hat nichts Formalisiertes, wie so am Freitag wird nicht für den Kunden gearbeitet. So formalisiert gibt es halt nicht, sondern es gibt eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen, die machen das so und ich mache es halt nicht genauso, sondern immer, wenn ich halt spannende Dinge finde oder wenn ich intern ein Bedarf sehe für ach, der Service fehlt ja noch, dann knapse ich mir halt hier und da mal eine Stunde ab und mache so Dinge. Ich glaube, aktuell ist das größte Software mäßig, dass ich intern so eine Art Gravatar-Klon geschrieben habe und den auch maintaine damit in ein paar internen Anwendungen halt die Avatare oder Bilder von Kolleginnen und Kollegen angezeigt werden können. Es war früher mal in einem anderen Service, der noch viel mehr verwaltet hat. Der wurde dann irgendwann abgeschaltet und ich habe halt diesen Part so raus extrahiert und genau das läuft halt aktuell. Ansonsten kann ich halt ganz schlecht nein sagen. Und deswegen ist es häufig so, wenn Kolleginnen und Kollegen um Hilfe fragen, dass ich dann irgendwie ein kleines Beispiel Ding baue, um das Problem zu versuchen, zu verstehen, zu analysieren und idealerweise auch eine Lösung anzubieten. Und da geht halt auch da mal in der Woche vielleicht eine halbe Stunde hier drauf und mal fünf Minuten da. Und auch generell, wenn um Hilfe gefragt wird, dann versuche ich eigentlich auch immer zu helfen. Selbst in Bereichen, wo ich dann vielleicht nicht ganz so gut bin. Da versuche ich dann wenigstens mal zu googeln und zu schauen, ob ich vielleicht einfach Glück hatte und die etwas besseren Google Ergebnisse bekomme, weil ich andere Begriffe gewählt habe als der Fragesteller oder die Fragestellerin.

Anja Machst du das aus dem Grund, weil du schlecht Nein sagen kannst? Oder woher kommt das?

Michael Ich würde es beschreiben als so eine Mischung. Ich kann ganz schlecht Nein sagen, das ist so, aber ich habe auch eigentlich bei allen Themen das Bedürfnis, die bis ins kleinste Detail zu verstehen. Und mittlerweile habe ich wenigstens gelernt, dass das heißt, dass ich gewisse Themen einfach dann komplett ausblende, weil sonst werde ich wahnsinnig, weil die IT ist halt so ein langes, großes, breites Feld. Man kann halt nicht alles bis ins tiefste Detail kennen. Ich versuche dann halt bei dem Bereich nicht ausblende, zumindest grob verstanden zu haben, worum es geht, aber dann eben nicht in die Tiefe zu gehen. So Dinge wie Machine Learning oder sowas, das lasse ich halt bewusst aus, weil ich einfach weiß, das ist ein riesen Topf und den kann ich aktuell nicht auch noch anfassen. Java, alles was JVM ist, Softwareentwicklung allgemein so Frontend Dinge und Infrastruktur da versuche ich halt schon bei ganz vielen Dingen dann auch im Tieferen zu verstehen, wie das läuft.

Anja Ja, vielen Dank, Michael, dass ich mit dir sprechen durfte. Tschüss. Bis zum nächsten Mal!

Michael Tschüss!

Anja Als nächstes habe ich mit Melanie Kamp gesprochen. So wie Michael ist Melanie vielseitig interessiert, allerdings eher perfektionistisch veranlagt. Bleibt sie erst mal bei einem Thema hängen, vergräbt sie sich so lange, bis sie fast schon Expertin dafür wird. Hallo, Melanie. Erzähl doch mal, was du so bei INNOQ machst.

Melanie Ja, ich bin im Backoffice und unter anderem zuständig für Personal Themen, zum Beispiel für Bewerbungen. Also wenn wir Bewerbungen bekommen, dann filter ich die so ein bisschen vor und stelle sie dann über unser Bewerberinnen Board der Geschäftsleitung zur Verfügung. Und die schauen dann, ob was Interessantes dabei ist. Und wenn jemand eingeladen werden soll zu einem Gespräch, dann kümmere ich mich eben um die Terminfindung und stehe eben der Bewerberin auch für Fragen zur Verfügung. Also bin so ein bisschen das Bindeglied zwischen GL und Bewerberinnen.

Anja Welche Vorfilterungskriterien hast du denn da nicht? Ich kann mir schon vorstellen, dass es Leute gibt, die jetzt vielleicht Angst bekommen. Vorfilterung, was bedeutet das?

Melanie Also es ist jetzt nicht Schema X, es geht nur um so eine grobe Vorfilterung. Es gibt ja auch viele Spammails oder so Massen E-Mails. So nach dem Motto, ich streue einfach mal meinen Lebenslauf breit durch die Gegend, irgendwer wird sich schon melden. Also da schauen wir halt im Vorfeld drauf, aber ansonsten geht soweit alles dann an die GL.

Anja Um was kümmern du dich noch? Personal und Bewerbungen, gibt es noch andere Themen?

Melanie Ja, zum Beispiel unterstütze ich auch ein bisschen in der Buchhaltung, kümmere mich da um die Prüfung und die Bezahlung von eingehenden Rechnungen, aber auch Reisekosten. Aber ich kümmere mich halt auch zu einem großen Teil um das Thema Mobilität bei INNOQ.

Anja Und das bedeutet das?

Melanie INNOQ bietet den Mitarbeiterinnen zum Beispiel Firmenwagen an. Durch unsere Events reisen wir ja auch alle regelmäßig. Und bei einigen Kolleginnen, die jetzt vielleicht nicht so die gute Anbindung an ÖPNV haben, bietet sich das natürlich sehr gut an. Andererseits haben wir aber auch viele Kolleginnen, die in den Städten wohnen und eine super Anbindung haben. Und die nutzen dann auch schon mal gerne einen Dienst Fahrrad.

Anja Und du kümmerst dich um die Versteuerung und das Management?

Melanie Genau. Es ist ja sozusagen Flottenmanagement oder modern sagt man Fleet. Genau, einfach zu schauen, dass die Wagen, die eben von Kollegys genutzt werden, dass die eben auch ordnungsgemäß verwaltet werden, also versichert werden, angemeldet werden, regelmäßig eben auch Werkstatt Termine bekommen usw.

Anja Hast du denn auch schon vor INNOQ Backoffice Tätigkeiten gemacht oder wie bist du zu INNOQ gekommen?

Melanie Ja, so ein bisschen auf Umwegen, würde ich sagen. Ich komme ursprünglich aus der Hotellerie. Ich habe ein duales BWL-Studium gemacht mit dem Schwerpunkt Hotel und Tourismus Management und habe dann parallel zum Studium eine praktische Ausbildung im Hotel gemacht und habe da auch wirklich alle Abteilungen durchlaufen, also vom Service über Küche zum Housekeeping. Und dann bin ich aber letztendlich nach dem Studium im Bankett bzw. Veranstaltungsbüro gelandet und habe dann da auch erst mal gearbeitet.

Anja Und was macht man da?

Melanie Da organisiert man eben die Veranstaltungen, die im Hotel stattfinden. Man bekommt eine Anfrage für zum Beispiel ein Training und dann schaust du halt, kannst du das zu diesem Zeitraum anbieten, der gewünscht ist mit der Personenzahl und Bestuhlung? Und dann schaust du auch, was du so an Verpflegung anbietest, legst dem Kunden dann ein geeignetes Angebot zu. Und kümmerst dich dann eben auch, wenn die Veranstaltung stattfindet, dass vor Ort alles reibungslos läuft. Und im Nachgang natürlich auch Rechnungen schreiben und alles, was dazugehört.

Anja Also es ist schon ähnlich mit deiner jetzigen Arbeit, die du machst?

Melanie Ja, das stimmt.

Anja Aber so ein doller Umweg ist es nicht unbedingt dann.

Melanie Ja, ich habe zwischen der Hotellerie und INNOQ noch was anderes gemacht. Ich bin dann irgendwann durch Zufall in eine Marketing- und Werbeagentur in Köln gekommen und war da erst mal überwiegend für Trainingsadministration zuständig. Dann habe ich quasi das so ein bisschen von der anderen Seite gemacht. Habe dann eben Trainings für die Automobilindustrie organisiert und diese dann halt eben auch in Hotels und anderen Locations gebucht, ja eben die Teilnehmer verwaltet und First Level support gemacht. Ja, und dann in dieser Agentur bin ich dann auch irgendwann intern Stellen mäßig gewechselt und bin dann in die Projektleitung gekommen. Ja, und hat mich dann so ein bisschen mit dem Thema Produktentwicklung auseinandergesetzt. Habe aber auch so interne, ich sage mal Innovationsprozess betreut. Also zum Teil für den Kunden, zum Teil aber auch interne Sachen.

Anja Und was waren das so für Projekte? Was waren das für Produkte, die du da entwickelt hast?

Melanie Das war einmal zum Beispiel ein Feedback Tool, also eben für Teilnehmer von Trainings, dass die diese Trainings eben im Nachgang bewerten können. Und so interne Themen waren dann zum Beispiel die Konzeption von einem Learning Managementsystem.

Anja Spannend. Also um ganz ehrlich zu sein, mit diesem Background könntest du auch eigentlich als P Sternchen bei uns arbeiten, also als Produkt oder Projektmanagerin. Kommt das für dich auch mal in Frage? Hast du da Interesse daran?

Melanie Ja, das kann schon gut sein. Ich kann mir das durchaus vorstellen, das irgendwann wieder zu machen. Das war für mich schon echt eine sehr spannende Zeit und ich habe echt sehr viel gelernt und es ist halt auch wirklich sehr abwechslungsreich. Aber ja, wir werden sehen, wo die Reise hingeht.

Anja In dieser Podcast Reihe sprechen wir ja auch immer darüber, welche Eigenschaften jede Person so mitbringt und in die Arbeit einfließen lässt. Was glaubst du denn, was sind deine Eigenschaften, die du so bei deiner Arbeit oder die deine Arbeitsweise ausmachen?

Melanie Ich würde sagen, dass ich relativ flexibel einsetzbar bin, was man durch meinen Lebenslauf so gesehen hat. Und ich nehme halt gerne neue Herausforderungen an, also fuchse mich gern so auch schon mal in neue Aufgaben ein. Und ja, manchmal merke ich dann, dass ein Thema mich dann echt total interessiert und dann arbeite ich mich so sehr da rein, dass ich dann schon echt fast ein Experte bin.

Anja Ja, cool. Ich habe auch diese Eigenschaft, dass wenn mich was interessiert, ich dann auf einmal von einer Woche Expertin bin. Und ich glaube, das kommt von meinem Perfektionismus. Hast du auch Perfektionismus Probleme?

Melanie Ja, total.

Anja Ist das für dich ein Problem?

Melanie Als Problem würde ich das jetzt so nicht sehen. Ich meine, bei mir ist es auch so, ich möchte am liebsten alles zu 150 % machen und bis ins kleinste Detail durchdenken. Weil ich dann das Gefühl danach habe, mit der Aufgabe auch wirklich abgeschlossen zu haben und wirklich jede Möglichkeit durchdacht zu haben. Das kann aber auch manchmal Energie kosten.

Anja Der Druck, den man sich selbst sozusagen auferlegt, das auch gut zu machen.

Melanie Ja, genau richtig.

Anja Aber profitiert auch deine Arbeit davon? Ich bilde mir ein, dass mein Perfektionismus dazu führt, dass ich gute Arbeit leiste.

Melanie Ja, so geht es mir auch. Ich bilde mir das auch ein. Manchmal, wenn ich zum Beispiel nicht weiterkomme und denke: Mensch, wie kannst du das lösen? Oder wie kannst du da jetzt schnell zu einer besseren Lösung kommen? Dann bin ich auch so, dass ich mir viel aufschreibe oder manchmal auch sogar aufmalen muss. Ich glaube, für andere sieht das so ein bisschen wirr aus, wenn die so meine To-Do Listen in verschiedenen Farben sehen und mit Pfeilen, aber für mich macht es absolut Sinn. Und meistens führt es dann auch echt zu einer Lösung.

Anja Ja, natürlich. Softwareentwicklerinnen und Architekten arbeiten nur mit Boxen und Pfeilen. Das ist deren tägliches Arbeitswerkzeug. Total legitim, dass du es auch wichtig und hilfreich findest. Sehr interessant.

Anja Das folgende Gespräch habe ich mit Daniel Lauxtermann geführt. Zu einer seiner Stärken gehört, dass er komplexe Themen schnell verstehen und verständlich erklären kann. Dabei möchte er sich aber nicht auf eine bestimmte Rolle festlegen lassen. Hallo, Daniel.

Daniel Hi, Anja.

Anja Erzähl mal, was machst du denn so bei INNOQ und seit wann arbeitest du bei uns?

Daniel Ich arbeite jetzt ungefähr anderthalb Jahre bei INNOQ und ich arbeite in dieser sogenannten P Sternchen Rolle bei INNOQ. Da fassen wir alles ungefähr zusammen, was so zum Thema Projektmanagement, Product Ownership, jedes Coaching usw. dazugehört. Bisher bin ich offiziell hauptsächlich in der Product Owner Rolle unterwegs gewesen beim Kunden und habe da aber auch viel Projektmanagement Tätigkeiten gemacht. Ja, da gehört alles dazu. Also zu versuchen, das Problem beim Kunden zu verstehen, die Anforderungen zu ermitteln, unterstützt das Team dabei, das Backlog zu organisieren, User Stories zu schreiben, Ergebnisse vorzustellen. Und leider gehört natürlich oft auch eine ganze Menge Meetings dazu. Das ist so das, was ich bisher hauptsächlich gemacht habe. Nebenbei habe ich schon zweimal einen Vortrag als Co. Vortragender mit unserem Kollegen Gernot gegeben. Das hat mir auch recht viel Spaß gemacht. Und ja, das war das, was ich bisher so gemacht habe, seit ich bei INNOQ bin.

Anja Zu welchem Thema war denn dieser Vortrag?

Daniel Requirements. Gernot hat schon vor längerer Zeit das Thema so ein bisschen aufgebracht. Er macht viel Architektur Beratung und hat halt immer wieder festgestellt, dass auch meine Erfahrung, dass dieses ganze Thema Requirements von vielen Software Entwicklungsteams und auch drumherum sehr vernachlässigt wird. Das heißt, es wird immer gerne schnell ganz tief in die Technik reingegangen, statt einmal zu schauen, was ist denn eigentlich tatsächlich unser Problem? Und wie können wir sicherstellen oder wie können wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass wir uns verstehen mit denjenigen, die gerne was haben wollen? Und genau, da hatte er schon vor längerer Zeit ein bisschen was zusammengestellt und dann haben wir das mal gemeinsam gehalten, habe ich noch mal versucht, so ein bisschen den Requirements Engineering Part reinzubringen, weil ich das einfach häufig mache. Also nicht nur, aber ich habe nun in den letzten Jahren schon oft und viel von solchem Thema letztendlich gemacht und kann da sicherlich die eine oder andere Anekdote aus der Praxis erzählen.

Anja Ja, das ist sicherlich hilfreich, wenn du einen Vortrag drüber gemacht hast und dir das so Spaß gemacht hat, es gibt ja auch Trainings.

Daniel Ja, das ist auch einer der Gründe, warum ich tatsächlich zu INNOQ gekommen bin. Was ich halt bei INNOQ so spannend finde, ist eben, dass wir nicht so festgefahren sind auf bestimmte Rollen. Es gibt nicht den Trainer oder den Projektmitarbeiter oder die Projektmitarbeiterin. Sondern letztendlich kann man ja tatsächlich alles machen. Klar, nicht alles immer zur gleichen Zeit. Aber wenn man sich das ein bisschen einteilt und das ist auch das, was ich so mir erhofft habe, als ich zu INNOQ gekommen bin, dass ich vielleicht so ein Mix hinbekommen zwischen Projekten, wo ich tatsächlich auch mal länger beim Kunden bin, weil ich viel Spaß daran habe, irgendwie neue Branchen kennenzulernen, auch neue Kunden kennenzulernen. Und das ist schon ein Unterschied, ob man sich mal zwei, drei oder vier Tage im Workshop trifft oder dann wirklich länger beim Kunden ist und dann eben auch ein bisschen engere Bindung zu den Leuten aufbaut. Aber ich würde tatsächlich auch ganz gerne mal in Zukunft ein paar Trainings geben oder auch mal so gewisse Workshops machen, die dann nicht gleich ein langes Projekt sind, sondern wo es darum geht, den Kunden vielleicht zu unterstützen, überhaupt erst mal ein gewisses Problem zu erkennen und Ideen zu entwickeln, wie man damit umgehen kann. Ja, das habe ich mir auf jeden Fall für 2023 vorgenommen. Bisher ging das leider nicht, weil ich jetzt relativ lange in einem Projekt gebunden war, was auch sehr fordernd war. Aber das habe ich mir so ein bisschen für das nächste Jahr vorgenommen und hoffe, dass ich da einen Schritt weiterkomme.

Anja Das klingt gut. Das passt auch zu deinem Ruf, den du unter Kolleginnen genießt, dass du dich schnell in verschiedene Themen einarbeiten kannst und das vor allem auch dann Themen total verständlich erklären kannst. Es ist schon so eine Art Stärke von dir.

Daniel Selber über Stärken reden ist immer schwierig, aber ich glaube schon. Es ist mir in den letzten Jahren immer wieder gelungen, egal in welchem Projekt ich war, dann ab einem gewissen Zeitpunkt recht gut zu verstehen, worum es da eigentlich geht und dann das auch relativ gut zu vermitteln. Eine gewisse Erklärbär-Rolle wird mir dann das eine oder andere Mal nachgesagt und was ich inzwischen glaube ich ganz gut geschafft habe, also ich bin ja Quereinsteiger. Ich habe zwar eine Berufsausbildung gemacht mit einem IT-Anteil, aber keiner möchte wirklich, dass ich die Software sozusagen selber entwickele, so ein bisschen SQL, das geht alles noch, wenn es so ein bisschen um Reporting und bunte Torten Diagramme geht, aber danach hört es dann auch auf, aber ich arbeite jetzt halt schon so lange mit Entwicklungsteams zusammen und interessiere mich schon so lange auch für Softwareentwicklung und zwar komplett drumherum. Also nicht nur die Entwicklung selber, sondern auch wie wird das eigentlich deployed, wie kann man Betrieb machen und Ähnliches. Dass es mir, glaube ich, inzwischen ganz gut gelingt, eine Brücke sozusagen zu schlagen, insbesondere zwischen Leuten, die dann nur mit den Augen rollen, wenn sie irgendwie Deployment oder Pipelines oder sonstige Dinge hören. Als dann aber auch in denen, die wirklich damit arbeiten müssen. Und ich glaube, das gelingt mir ganz gut. Und wenn das Feedback auch von anderen sozusagen herkommt, dann liege ich da vielleicht auch nicht so ganz falsch mit meiner Selbsteinschätzung.

Anja Auf so eine konkrete Rolle lässt du dich eigentlich nicht so leicht festlegen, oder? Du kannst alles, was mit P zu tun hat. Product, Project Owner, Management und so weiter.

Daniel So habe ich mich auch eigentlich bei INNOQ beworben. Da standen drei, vier Sachen im Betreff drin. Also agiles Projektmanagement, Product Ownership, aber auch so Business Architecture an der Stelle. Genau, ich will mich da gar nicht festzurren. Also ich bin sicherlich jemand, der sich mehr für die sachlichen Probleme interessiert, als vielleicht für, welche Probleme gibt es jetzt gerade im Team aus einer menschlichen Sicht heraus oder ähnliches. Aber ich will mich da gar nicht festzurren, weil für mich ist halt Product Owner, darunter subsumieren sich halt verschiedenste Aufgaben, die auch von Kontext zu Kontext irgendwie unterschiedlich sind. Und ich will mich damit gar nicht so doll identifizieren, denn es gibt halt Projekte, da muss man halt 100 % Product Owner Tätigkeit machen, dann mache ich das halt. Und dann habe ich wahrscheinlich auch die Rolle und bin im Meeting und werde so gerufen. Aber an anderen Projekten mache ich das vielleicht nur zu einem Teil und übernehme dann eben noch andere Aufgaben. Das ist ja eigentlich etwas, was ich bei INNOQ sehr schön finde. Wir haben natürlich ein paar Rollen, die braucht man irgendwie, aber sind da halt nicht so festgezurrt und das gefällt mir ganz gut.

Anja War das in deiner beruflichen Vergangenheit anders, dass man dich auf eine Rolle festgelegt hat?

Daniel Also theoretisch ja, aber in der Praxis eigentlich nicht. Ich habe das große Glück gehabt, dass ich meiner beruflichen Vergangenheit, also ich war halt immer schon relativ umtriebig. Ich habe tatsächlich meine berufliche Karriere eher im Vertrieb angefangen, vielleicht auch nicht super üblich für alle, die so bei INNOQ arbeiten, aber ich habe dann da auch relativ schnell meinen Spaß gehabt, mich ein bisschen tiefer in die Projekte einzuarbeiten, habe die dann oft auch noch im Nachgang mit begleitet. Sozusagen noch so ein bisschen After Sales Support gemacht. Und ich habe tatsächlich das große Glück gehabt, dass ich immer in Situationen war, wo ich relativ viel machen konnte. Und in dem Moment, wo das nicht mehr der Fall war, da hat es mich dann eigentlich immer auch schon weitergezogen in die nächste Rolle. Und so bin ich eigentlich auch so ein bisschen diese Product Owner Rolle reingerutscht, weil ich halt irgendwie das Gefühl hatte, da kann ich halt relativ viel machen, kann ich viel sehen, kann ich bei vielen Dingen mitreden. Aber es war in meiner bisherigen beruflichen Vergangenheit halt auch tatsächlich eine Rolle und keine Stelle. Ich hieß nie Product Owner jetzt, weil das im Organigramm so stand, sondern ich habe einfach die Aufgabe übernommen und meine Funktion hieß dann halt anders. Keine Ahnung, Consultant oder irgendwas, was man sich gerade ausgedacht hatte in der Personalabteilung.

Anja Aus meiner Erfahrung aus Software-Projekten bin ich immer sehr dankbar für P Sternchen Rollen. Ich glaube, ihr müsst ganz schönes Verhandlungsgeschick mitbringen, denn es müssen Roadmaps und Deadlines verhandelt werden. Entscheidungen müssen herbeigeführt werden mit verschiedenen Stakeholdern. Wie sieht es bei dir aus? Fällt dir das auch leicht?

Daniel Kommunikation auch mit verschiedenen Stakeholdern, das fällt mir schon leicht. Ich rede immer eher zu viel, als dass ich zu wenig rede. Das fällt mir schon leicht. Und Verhandlungen kommt immer drauf an, es gibt Verhandlungen auf sehr vielen unterschiedlichen Ebenen. Auf diesen eher operativen Ebenen fällt mir das tatsächlich halt eher leicht. Auf den Ebenen, wo es dann tatsächlich auch so ein bisschen in Richtung so strategisches Management geht, da ist das auch für mich immer oft eine große Herausforderung, weil da sehr viele Faktoren mitspielen, die meiner Erfahrung nach nicht immer offensichtlich sind. Das heißt, man muss schon sich da sehr stark einfühlen und sehr gut versuchen, den Kontext zu verstehen, weil man mit den Menschen, mit denen man da verhandelt, oft gar nicht so viel Zeit verbringt. Das heißt, man hat nicht so viel Möglichkeiten, sie kennenzulernen und genau ihre Beweggründe zu ermitteln. Und trotzdem sind das ja genau die Entscheidenden, wenn man über irgendwas verhandelt, also wenn man Feedback bekommt auf eine Roadmap, die man präsentiert, dann hat das ja einen Grund. Und der Grund ist selten die ist nicht schön gemalt, oder du gefällst mir irgendwie nicht als Mensch, sondern da steckt halt irgendwas dahinter. Und diese Ziele sind oft nicht immer im ersten Moment ersichtlich und das ist schon eine Herausforderung, aber eine, die ich versuche dann in der Regel anzunehmen. Und das glaube ich eben auch etwas, was ich dann so einem Team halt irgendwie bringen kann, denn ich finde halt ein Team, wenn es irgendwie agiert, muss halt solche Dinge auch tun, das gehört halt mit dazu. Und das kostet aber manchmal eben sehr viel Zeit. Man muss die Leute kennenlernen, man braucht eben auch Zeit für das. Es ist halt Zeit, die man zum Beispiel nicht in der Softwareentwicklung selber setzen kann oder die man auch nicht damit verbringen kann, welche User Stories oder sonstigen Anforderungsdokumente zu schreiben. Und das sind so Dinge, um die ich mich dann auch gerne kümmere. Und meiner Erfahrung nach, hat fast jedes Team auch Bedarf an so etwas, weil das oft irgendwie unterbesetzt ist an der Stelle und dann entstehen einfach viele Missverständnisse sozusagen, weil Dinge, die jemand sagt, werden für bare Münze genommen oder man schüttelt den Kopf, weil das halt nicht verständlich ist. Man hat nicht die Zeit und nicht die Muße, hinterher zu gehen und zu sagen: Woher kommt das eigentlich? Wo ist eigentlich der Zielkonflikt? Warum kommen wir da sozusagen nicht zueinander? Warum werden wir sozusagen nicht vielleicht auch nicht verstanden?

Anja Kannst du da mal ein Beispiel geben?

Daniel Ein ganz profanes Beispiel ist ja, dass zum Beispiel häufig, wenn es um Roadmaps geht, liegen dahinter zum Beispiel Incentives, das heißt Menschen sind incentiviert, zum Beispiel bestimmte Wissens Ziele oder ähnliches zu erreichen. Genauso wie oft nicht über Geld gesprochen wird, sondern jeder weiß, jeder verdient irgendetwas, aber normalerweise spricht man nicht darüber, wer wie viel verdient. Wird auch oft über solche Sachen nicht gesprochen. Das ist aber, was Stakeholder ganz häufig beeinflusst in ihrer Handlungsweise. Und das ist etwas, was man so im ersten Moment immer nie so richtig bedenkt, sondern gerade, wenn man es gewohnt ist, immer eher über sachliche Probleme zu reden. Ist das jetzt die richtige Art und Weise, die Klasse zu schreiben oder die andere? Müssen wir eine hexagonale Architektur machen oder irgendwas anderes? Also mit den Begriffen kann ich um mich schlagen, aber ich kann sie jetzt nicht lösen. Aber das sind halt irgendwie sachliche Probleme. Da kann man oft ganz gut auch sehr wissenschaftlich herangehen. Das ist bei solchen anderen Fragen dann oft eben nicht so, aber die sind halt total wichtig, weil wir bauen ja am Ende eigentlich keine Software um der Software willen, außer wir sind im Forschungsbereich oder ähnliches, aber wenn wir so im Unternehmenskontext sind, dann soll die irgendwas machen. Entweder soll sie direkt Wertschöpfung erbringen, weil der Kunde dafür Geld bezahlt oder sie soll Backoffice unterstützen oder ähnliches. Und das ist ja eigentlich das Ziel, was man sozusagen am Ende des Tages erreichen möchte. Und da muss man eigentlich genau verstehen, warum sie sozusagen entsprechend so agieren.

Anja Ja, ich finde die Arbeit von P Sternchen Rollen auch unwahrscheinlich wichtig aus genau den Gründen, die du gerade gesagt hast. Man kann nicht immer alles mit Technik erschlagen. Es hat auch manchmal organisatorische oder andere Gründe. Ja, vielen Dank für das Gespräch.

Daniel Gerne. Danke.

Anja Tschüss.

Daniel Ciao!

Anja Als nächstes habe ich mit Roman Stranghöner gesprochen. Roman schätzt es, wenn er beim Lösen harter Nüsse eine weitere Kollegin zur Seite hat. Wenn Roman allerdings kreative Aufgaben erledigt, arbeitet er gerne allein mit seiner lauten Musik. Hallo, Roman.

Roman Hi, Anja.

Anja Roman, wie lange bist du eigentlich schon bei INNOQ?

Roman Ich bin jetzt seit 13 Jahren bei INNOQ, habe vorher Medien Informatik studiert und davor irgendwann mal Bauingenieurwesen. Allerdings nicht besonders erfolgreich, weil ich gemerkt habe, dass Dinge bauen mir eher liegt, wenn sie digital entstehen und nicht physisch in der Welt rumstehen.

Anja Dann haben wir dasselbe studiert. Aber ich glaube, es ist in jeder Universität unterschiedlich. Was genau war ein Teil deines Studiums? War es eher programmier lastig oder eher Medien lastig?

Roman Das Grundstudium ist ja generell sehr technisch ausgelegt. Das war auch damals so, ich weiß nicht, ob es auch immer noch so ist. Ich glaube, die für mich eher spannenderen, weichen Themen, die mehr was mit Medien zu tun hatten, die kamen erst im Hauptstudium. Das heißt, es war für mich ein hartes Brot, sich durch die Technik durchzubeißen oder die naturwissenschaftlichen Grundfächer, sagen wir mal so. Und dann kamen aber auch relativ viele spannende Dinge, die mich eigentlich auch dazu bewegt haben, dieses Fach auszuwählen, weil ich mich jetzt im Kern eigentlich auch nicht als Hardcore Techniker bezeichnen würde, sondern tatsächlich immer relativ viel Interesse daran hatte, Dinge zu gestalten, kreativ zu sein und irgendwie so auf dieser Schnittstelle zwischen Mensch und Software bzw. Maschine mich zu bewegen.

Anja Das bedeutet, du kümmerst dich in Projekten auch um UI und UX Themen und Design?

Roman Ja, eigentlich schon. Es ist ein bisschen facettenreicher tatsächlich. Als ich eingestiegen bin bei INNOQ, habe ich als Berufseinsteiger relativ viel Java Entwicklung, eher so Backend lastiges Zeug gemacht, habe dann aber irgendwann mein Themengebiet ein bisschen erweitert, weil ich wie eben schon gesagt, eigentlich ein bisschen andere Steckenpferde habe und habe mich so ein bisschen in das Thema Web Frontend reingefuchst. Habe mich damit ganz viele Jahre beschäftigt und hatte auch immer viel Spaß, Webanwendungen von Kunden zu bauen bzw. zu gestalten und das Frontend dazu zu erstellen. Und dann habe ich irgendwann auch meine Fühler noch mal ein bisschen weiter ausgestreckt und habe dann tatsächlich diese Design Schiene und alles was damit einhergeht und eben auch diese User Experience Themen für mich entdeckt und mich da so ein bisschen rein gegraben und auch gemerkt, dass das in unseren Projekten wahnsinnig viel bringt, da auch Expertise mit reinzubringen von unserer Seite und dann natürlich auch entsprechend die Aufgaben so ein bisschen dafür mir geschnappt bzw. dann auch zugewiesen bekommen, je nachdem. Und habe mich da auch gerne getummelt. Es kommt immer so ein bisschen auf das Projekt an, manchmal mache ich ein bisschen mehr Entwicklung, manchmal ein bisschen mehr Design oder UX lastige Dinge, Prototyping. Und manchmal sind sie auch eher so ein bisschen Produktentwicklungstechnische Themen. Ich hatte mich in letzter Zeit relativ viel in diesem Bereich umgetan, weil ich auch da gemerkt habe, dass da so ein bisschen der need da ist ganz oft in Projekten. Product Owner zum Beispiel oder Product Ownerinnen zu unterstützen. Und auch diese ganzheitliche Produkt Denke sozusagen mit ins Projekt zu tragen, auch wenn das eigentlich eher so die klassische Seite des Kunden ist. Aber wir haben eben schon relativ stark gemerkt, dass besonders bei Projekten, wo am Anfang noch gar nicht so richtig klar ist, was gebaut werden soll, wenn alles noch so ein bisschen nebulös ist und die Ideen erst mal aus den Köpfen rausgeholt werden müssen, dass dann gerade so Einstiegs Workshops in so einer Projektphase wahnsinnig viel gebracht haben. Und dann habe ich mich eben in diesem Bereich auch viel umgetan und das war tatsächlich dann doch wieder ein bisschen was ganz anderes, weil das dann eher viele Projekt Aufträge sind, die ganz unterschiedlich sind in verschiedenen Branchen mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen, die man dann da zusammenbringt und ja erst mal dazu animieren muss, sich ausspeichern zu lassen.

Anja Das, was du erzählst, hört sich so an, als würdest du öfter vielleicht mal ein einsamer Wolf sein. Also alleine arbeiten, allein mit dem Kunden arbeiten, alleine an Konzepten arbeiten. Ist das so, wie ich es mir vorstelle, so wie du arbeitest?

Roman Es ist tatsächlich ein bisschen unterschiedlich. Als ich in dieser Phase war, wo ich relativ viele Projekt Aufträge in der Vorphase betreut habe, da ist man schon nicht ganz alleine, man hat meistens schon die Unterstützung von seinem Principal Consultant, die dann normalerweise ja auch so eine Projektvorphase mit betreuen. Aber dann kommt es ein bisschen auf das Projekt an, wie lange ich dann mit involviert bleibe. Und es gibt sowohl den Fall, dass man tatsächlich mit ins Produktteam dann einsteigt und wirklich auch mitentwickelt. Das war jetzt bei meinem letzten Projekt tatsächlich so. Und es gibt aber auch den Fall, dass ich mich dann wieder rausziehe und dann eben das nächste kleinere Projekt mit betreue in so einer Phase mit Workshops. Und ich muss sagen, mir persönlich liegt beides. Ich würde nur nicht auf Dauer nur das eine oder das andere machen wollen. Ich habe immer versucht, so ein bisschen die Balance zu halten zwischen diesen kleinen Dingen, wo natürlich auch ein bisschen mehr Reisetätigkeit da mit einhergeht. Und ich bin jetzt gerade vor kurzem das zweite Mal Papa geworden. Da liegt es mir dann tatsächlich eher ein bisschen näher, dann im Team mitzuarbeiten und eher so ein bisschen stetiges Projekt zu haben. Ich habe mir ja schon Podcasts von ein paar Kolleginnen und Kollegen angehört, auch in dieser Perspectives Reihe und da hat sich schon so ein bisschen herauskristallisiert, dass es so ein Team asynchron und, wobei Team synchron habe ich noch gar nicht so oft rausgehört, aber zumindest für mich persönlich muss ich die Balance halten. Es kommt drauf an, was ich gerade mache. Wenn ich kreativ bin, Workshops vorbereite, irgendwas prototype oder auch Web UIs zusammen baue, dann brauche ich eher meine Ruhe. Dann kann ich das nicht so gut haben, wenn ich dann das mit irgendjemandem zusammen mache, weil ich meistens auch extrem laut Musik dabei höre, ich weiß, dass ist nicht so ganz zuträglich. Aber ich brauche das eben irgendwie, um in meinen Tunnel zu kommen und wirklich produktiv zu sein. Aber wenn es jetzt zum Beispiel darum geht, Workshops selber halten und sich dazu austauschen, ist natürlich eine vollkommen synchrone Angelegenheit. Das macht gar keinen Sinn, da irgendwie über asynchrone Formate nachzudenken, aus meiner Sicht. Aber beim Entwickeln zum Beispiel, wenn es wirklich darum geht, Probleme zu lösen, wenn man so eine Nuss hat oder irgendwas nicht so ganz durchdrungen hat, dann brauche ich eigentlich immer irgendeine Nase, die ich so als Sparringspartner oder Partnerin mir irgendwie besorge, die ich dann einfach nerve mit meinem Problem und dann brauche ich jemanden, mit dem ich das dann gemeinsam zerkaue, weil ich da irgendwie besser eigentlich so ein Problem durchdringe. Und das ist völlig egal, ob das jetzt jemand von INNOQ Seite ist oder vom Kunden ist. Das hilft mir zumindest gerade bei so schwierigen Dingen, die Dinge leichter zu durchdringen.

Anja Arbeitest du eher im Homeoffice oder gehst du gerne ins Büro?

Roman Ich habe vor dieser ganzen Corona Welle schon immer gerne so fifty fifty gearbeitet. Also die Hälfte im Büro und die Hälfte zu Hause. Das hat sich natürlich mit Corona ein bisschen verschoben zu 100 % Homeoffice. Und das hatte ich auf jeden Fall zum Anlass genutzt, auch meinen ganzen Arbeitsplatz und alles irgendwie wirklich krass umzustellen. Ich habe mittlerweile so ein Faible für so Clean Desk und brauche da visuellen Minimalismus. Jetzt nach dieser Zeit bin ich sehr froh, wieder ins Büro gehen zu können. Alleine schon um dieser menschlichen Interaktion wegen. Mit Leuten quatschen, diesen Flurfunk zu haben, auch wenn er sich gar nicht unbedingt aufs eigene Projekt bezieht. Also die sitzen ja nicht unbedingt immer zwangsläufig Projekt bezogen zusammen im Office, sondern es ist ja durchaus so, dass es Konstellationen gibt, wo das Projekt verteilt ist, aber man trotzdem eben die Nasen vor Ort hat, mit denen man dann gerne mal Mittagessen geht oder Pläuschchen hält. Also das fehlt mir schon sehr stark und deswegen bin ich auch sehr happy, dass sich das alles wieder ein bisschen normalisiert. Ich brauche auch da tatsächlich die Balance aus beidem.

Anja Du hast ja gerade gesagt, dass du gerne ins Büro gehst, aber ändert sich das jetzt nicht, wo du jetzt sozusagen einen Neuankömmling zu Hause hast?

Roman Eigentlich nicht. Ich habe direkt nach der Geburt unseres Sohnes einen Monat Elternzeit genommen. Da ist man dann natürlich sowieso raus. Und jetzt gerade bin ich in einem Modus, der für mich persönlich super gut passt. Ich bin jetzt gerade nicht in einem Projekt involviert, sondern in einem Sabbatical. Und da habe ich im Prinzip so ein bisschen die Möglichkeit erhalten, nach zehn Jahren Firmen Zugehörigkeit bei INNOQ ist das so, dass man drei Monate lang an etwas arbeiten kann, was man sich sozusagen selber überlegt. Irgendeine Thematik, irgendeine Anwendung, technisch irgendwo einarbeiten. Und die grobe Rahmenbedingung ist einfach, dass es im weitesten Sinne einem selbst und natürlich der Firma auch zugutekommt. Und wir haben witzigerweise genau just zu diesem Zeitpunkt gerade ein neues Office in Köln, das wir gerade frisch beziehen. Und ich habe jetzt tatsächlich den letzten Monat eigentlich nur Office Manager gespielt. Ich habe mich drum gekümmert, dass alles eingerichtet wird, dass alles, was da so an Organisation anfällt, zu übernehmen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und es hat eigentlich auch super zu dem gepasst, wie ich gerade zu Hause meinen Alltag mit meinen beiden Kindern gestalte und meiner Frau natürlich. Und das ist meistens so, dass ich dann eben vormittags unseren großen wegbringe in den Kindergarten dann weiter fahre nach Köln ins Office und dann wieder zurückkomme, um ihn abzuholen. Und dann den Rest zu Hause arbeite. Und das ist ein super Modus. Das passt für mich gerade echt perfekt und das würde auch funktionieren, wenn ich jetzt in einem normalen Projekt bin, glaube ich. Klar, hat man da so seine Regel Termine und Meetings. Aber ich hab’s bisher noch nie erlebt, dass in irgendeinem Projekt, Probleme gab, weil jemand zu Hause familiäre Aufgaben hat oder Verpflichtungen nachkommen muss und dass das dann zu Schwierigkeiten geführt hat. Also da sind eigentlich, glaube ich, alle irgendwo mal in so einer Rolle. Selbst die Personen, die keine Kinder bekommen, haben mega viel Verständnis. Bisher in meinen 13 Jahren noch nicht vorgekommen, dass das mein Problem war.

Anja Das klingt doch super. Dann bedanke ich mich für das Gespräch.

Roman Sehr gerne, Anja.

Anja Tschüss!

Anja Das letzte Gespräch habe ich mit Sonja Vilches geführt. Sonja kommt ursprünglich aus dem Print Design und spricht über die grundverschiedene Arbeitsweise im Vergleich zum Webdesign. Außerdem erzählt sie davon, wie die Rolle als Mutter einen Einfluss auf die Art hat, wie wir Arbeit bewältigen. Hallo, Sonja.

Sonja Hallo.

Anja Was machst du denn so bei INNOQ?

Sonja Ich kümmere mich um UI und UX, also User Interface und User Experience in diversen Projekten und kleinen Startup Projekten bis hin zu großen Projekten, die auch schon laufen, wo noch was verbessert werden soll an der UX oder auch neu erfunden werden müssen.

Anja Wie lange machst du das schon bei uns?

Sonja Seit 2017.

Anja Und was hast du vor INNOQ gemacht?

Sonja Ich habe studiert. Ich habe einen Bachelor in Kommunikationsdesign, also eigentlich Grafikdesign. Und dann im Berufsstart mich in diversen Werbeagenturen herumgetrieben. Und da tatsächlich für unterschiedliche Kunden auch Plakate, Produkt Verpackungen und so weiter gestaltet. Und irgendwann habe ich mich dann hin orientiert zu Webdesign, aber auch eher noch in der grafischen Abteilung. Und da hatte ich dann aber recht viel Einblick oder recht viel Kontakt auch mit der Entwicklungsabteilung. Und irgendwann bin ich da dann eher hängen geblieben und habe mich auch selbst in Frontend Programmierung eingearbeitet.

Anja Du hast also nicht Informatik studiert, aber dennoch ist ja dein Schwerpunkt Design. Also so weit entfernt von deinem Studium ist es ja nicht, was du den ganzen Tag machst.

Sonja Ja, es war so ein bisschen kompliziert, muss ich ehrlich sagen. Ich hatte immer so Spaß Projekte im Kopf, konnte die designen, aber ich konnte sie nicht ins Leben rufen, weil mir einfach so die Programmier-Seite fehlte. Und weil ich niemanden gefunden habe, der meine Spaß Projekte umsetzen möchte, muss ich das irgendwie selber machen mit Code, den man wahrscheinlich niemandem zeigen darf. Zum Beispiel war das etwas, ich wollte ein Horoskop erstellen, was nicht auf Sternenkonstellation basiert, sondern auf Flugrouten von Flugzeugen.

Anja Ach, wie kommt man auf die Idee?

Sonja Das wüsste ich auch gerne, aber es waren halt einfach Sachen, die ich in die Welt setzen wollte. Ach so, und ich habe auch noch ein anderes Projekt tatsächlich dann gemacht. Und zwar waren das selbstfahrende Kinderwagen. Und da habe ich mir irgendwo ein bisschen den Code von einer Webseite geklaut, irgendwie umfunktioniert für meine Bedürfnisse und das dann online gestellt Und lustigerweise, ich war auf einer Design Konferenz in Helsinki und bei der Party danach in einer Bar habe ich halt auch von meinen Projekten erzählt und dann war da ein Mensch, der meinte: Ja, das kennen wir, das haben wir über unserem Research gefunden, weil die genau einen selbstfahrenden Kinderwagen bauen. Und für mich war das halt so eine totale Quatsch Idee. Dann dachte ich mir: Yes, ich hab’s geschafft. Ich habe jemanden davon überzeugt, dass das alles echt ist.

Anja Ja, coole Geschichte.

Sonja Ja, und dann hat mir das eigentlich auch sehr gut gefallen. Einfach dieses Absinken in Coden bei Coding Übungen, die ich dann auch selber zu Hause gemacht habe. Und ich habe mich dann auch erwischt, dass ich das abends in meiner Freizeit sozusagen auf der Couch gemacht habe und ich in der Zeit eigentlich nicht mehr so richtig Lust hatte zu designen. Die Arbeit in einer Werbeagentur oder Design Agentur tatsächlich halt auch 90 oder 95 % meiner Entwürfe einfach im Müll landen. Und das ist ein ganz anderes Arbeiten als jetzt an Software oder an Software Produkten, die sich ja ständig weiterentwickeln. Also wenn ich jetzt eine Werbekampagne gestalte, dann ist die nach sechs Wochen fertig und dann kommt die nächste. Es sind keine langfristigen Projekte und es ist auch nichts, was sich immer wieder verändert, weil es wird dann irgendwann gedruckt und hängt irgendwann an der Litfaßsäule und dann kommt der nächste McFlurry.

Anja Verstehe. Also du kommst aus dem Design und bist dann in die Frontend Entwicklung gewechselt. Hat sich dann an deiner Arbeitsweise etwas geändert? Weil das hört sich schon nach ner anderen Arbeitsweise an, die du da erzählst.

Sonja Definitiv. Ein Unterschied ist, dass als Designer in Werbeagenturen es eher so ist, dass man Einzelkämpfer ist. Ich weiß auch, dass ich in Meetings gegangen bin und wir haben vorher unsere Ideen niemandem erzählt, weil man nicht wollte, dass die dann geklaut werden. Und als ich dann so ins Development Team gekommen bin oder auch schon vorher bisschen mit Open Source, das hatte ich noch gar nicht erwähnt, ist mir ein Licht aufgegangen, dass man auch mit anderen zusammen an etwas arbeitet und auch vorher schon erzählt, welche Ideen man hat. Das war für mich was komplett Neues. Eher vom Solokünstler hin zum Teamplayer. Und das andere ist, dass beim Design wurde mir auch sehr deutlich eingeprägt, dass es alles Pixel genau sein muss und alles sehr gerade und es muss auf den Pixel stimmen. Das kann ich schon verstehen, dass man so Detail orientiert ist. Aber zum Beispiel in der Entwicklung standen wir vor einem Problem und es ist so mein Lieblingsbeispiel, es ging nur um einen Button, der gestaltet werden sollte und da waren schon zwei Designer im Team und wir hatten da schon Unstimmigkeiten. Aber das Ganze muss ja auch noch entwickelt werden. In einem Grafikprogramm ist es relativ einfach, Sachen irgendwo hin zu schieben und die stehen dann an der Stelle. Aber im Webdesign ist es halt anders. Das Device sieht schon anders aus und das andere Problem ist, dass es manchmal in der Entwicklung halt nicht einfach rumzuschieben ist. Dieser Button, von dem ich eben geredet habe, der sollte in einer Navigationsleiste auftauchen. Aber diese Navigationsleiste oder das Styling wurde in einem anderen Team verwaltet. Es war einfach unmöglich, ihn so zu gestalten, wie das Design Team es vorhatte. Und man ist dann auch im Großraumbüro. Und dann irgendwann waren fünf Leute involviert und wenn das über eine Woche geht, dann kannst du dir ausrechnen, was dieser Button gekostet hat. Und im Endeffekt wollte der Projektmanager ihn gar nicht mehr haben. Und da denke ich mir halt: Okay, man muss da einfach nicht Detail orientiert sein, sondern eher Projekt orientiert. Man muss halt so ein bisschen effektiver arbeiten und auch mal sagen, okay, das ist jetzt vielleicht nicht 100 % so wie wir uns das vorgestellt haben im Design, aber man macht es halt allen schwierig, wenn man da so drauf besteht und da muss man einfach flexibel bleiben.

Anja Und liegt dir diese Arbeitsweise besser, diese Flexibilität?

Sonja Ja, auf jeden Fall. Ich kann total gut Sachen neu erarbeiten. Ich hänge mich an Sachen, ich hänge auch nicht an Technologien. Es ist mir völlig egal, in welchem Framework ich irgendwie arbeiten muss. Ich habe da überhaupt keine Vorlieben. Das ist vielleicht auch etwas, was ich so mitbringe, weil ich aus einem anderen Bereich komme, einfach. Ich bin es gewohnt, 90 % meiner Sachen einfach von der Wand zu nehmen und noch mal neu anzufangen. Das ist natürlich nicht so effektiv, finde ich. Und ich bin da eher pragmatisch. Also ich sage dann auch, das ist gut genug. Ich bin kein Perfektionist und das gefällt mir eigentlich auch, weil sowieso sich alles wieder wandelt und man gar nicht weiß, ob das, was ich da jetzt entwickle, ob der Button überhaupt so angenommen wird vom Nutzer im Endeffekt oder vom Projektmanager. Und dann brauche ich da nicht so dran festhalten.

Anja Okay, also du bist jetzt in deiner natürlichen Arbeitsweise angekommen, die dich vorher ein wenig gestresst hat. Gab es so Events in deinem Leben, wo du dachtest: Okay, jetzt ist mir ein Licht aufgegangen, so will ich gar nicht weiter arbeiten. Also das ist mir oft passiert, wenn ich Projekte gewechselt habe. Dann habe ich gemerkt: Ah, die Arbeitsweise, die mir gerade vorgelebt wird, die finde ich viel besser. Das möchte ich jetzt auch so machen.

Sonja Nicht so in die Zukunft hinein gedacht. Ich kann es mir schlecht vorstellen, wie das dann ist, wenn man irgendwo arbeitet, aber dann durch das Arbeiten. Wie gesagt, jetzt in meinem ersten Entwicklungsteam, wo einem einfach auch alle helfen, Fragen beantworten und füreinander da sind, da ist mir so ein Licht aufgegangen: Ach, so geht das auch. Ich glaube, wenn man so ein Berufseinsteiger ist, dann, also ich bin so der Typ, ich schaue mir dann erst mal an, wie es ist oder ich habe dann auch noch nicht so das Selbstbewusstsein zu sagen, okay, das läuft hier irgendwie schief, sondern ich glaube einfach durch die Erfahrung, ich mache das jetzt schon 15 Jahre vom Berufseinstieg, einfach durch die Erfahrung, weiß man, dass es unterschiedliche Wege gibt, an etwas heranzugehen. Und das gibt einem eigentlich so das Selbstbewusstsein, auch zu sagen, das liegt mir und das andere liegt mir einfach nicht. Und da trotzdem sich die Offenheit so zu erhalten, auch andere Arbeitsweisen oder so sich flexibel auf neue Projekte und Teams einstellen zu können, das ist glaube ich wichtig. Das war eigentlich so recht flauschig. Da habe ich mein Plätzchen so bei INNOQ gefunden, weil man auch öfters Projektwechsel hat und dadurch wird es auch nicht langweilig. Und dann kam noch etwas anderes Einschneidendes in mein Leben, und zwar meine Tochter. Und jetzt hat sich mein Arbeitsmodus in einen Panikmodus geändert. Ich arbeite eigentlich immer unter Alarmbereitschaft. Mein Telefon liegt hier neben mir und es könnte jeden Moment die Kita anrufen. Und da muss man halt auch effektiv arbeiten. Ich muss immer genau das tun, was gerade ansteht, kann mich da nicht verkünsteln und Sachen müssen einfach fertig werden, weil ich demnächst wieder ausfallen könnte.

Anja Das hört sich jetzt nicht nach einer angenehmen Art und Weise an zu arbeiten. Kommst du trotzdem gut damit zurecht?

Sonja Es ändert den Arbeitsmodus, ändert wie ich arbeiten kann, wann ich arbeiten kann. Und ja, ich falle öfters aus. Das ist auch so. Ich glaube, jeder, der ein Kind im Kindergarten hat, der weiß, dass es vier Jahreszeiten gibt und dass ist Frühling, Sommer, Herbst und krank sein. Und es ist ja nicht nur so, dass meine Tochter krank ist, sondern meine Tochter ist eine Woche krank, dann bin ich eine Woche krank und dann sind drei Wochen Kita Ferien. Das heißt, ich bin manchmal tatsächlich fünf Wochen einfach nicht da. Und das ist einfach so. Bei uns ist die Situation so, ich habe einen Partner zur Seite, der hat allerdings sehr unflexible Arbeitszeiten. Tatsächlich noch mit einstempeln um 7:00 Uhr und ausstempeln um 9:45 für eine Viertelstunde Pause und dann wieder ein einstempeln um 10:00 Uhr. Aber er ist aus dem Haus, bevor meine Tochter zur Kita geht, das heißt, bevor ich anfange zu arbeiten, habe ich meine Tochter fertig gemacht. Ich hatte schon einen Nervenzusammenbruch, weil alle drei Socken Paare ihr nicht zusagten. Und dann hetze ich um 8:15 Uhr zur Kita, damit sie am Morgenkreis teilnehmen kann. Und dann sitze ich um 8:30 im ersten Meeting und bin dann effektiv und effizient.

Anja Hat es Auswirkungen auf die Projekte oder beschweren sich Kundinnen deswegen?

Sonja Nein, das hatte ich tatsächlich noch nicht. Es ist ja auch so, dass wir einen Arbeitgeber haben, der uns da keinen Druck aufbaut. Wir haben ganz verschiedene Familienkonstellationen und meine Kollegys, das weiß ich, sondern wenn es uns gut geht, dann machen wir auch gute Arbeit und ich schaffe meine Arbeit. Ich schaffe meine Arbeit. Punkt. Aber es ist anstrengender, definitiv anstrengender, schwieriger. Ich glaube, ich hatte da auch eine Zeit, in der ich mich da so reinfinden musste, weil ich vor meiner Tochter wenig Verantwortung hatte oder wenig Sorgen. Also Sorgen in dem Sinne von: Oh, ihre Füße sind gewachsen, ich muss jetzt Schuhe kaufen. Ich glaube, das nennt man so mental load. Das hat für mich so eine Weile gedauert, bis ich da rein gefunden habe. Und das geht immer besser. Und manchmal, wie gesagt, falle ich halt einfach aus. Aber das ist jetzt einfach so und es gab auch Zeiten, da war ich definitiv produktiver, auch 100 % angestellt. Aber es war einfach eine andere Zeit und ich denke, das macht auch so die Diversität bei uns im Unternehmen aus, dass einfach viele Menschen zusammenarbeiten, die andere Hintergründe haben, die andere Sorgen haben, die andere Fähigkeiten haben und trotzdem arbeiten wir alle an etwas gemeinsam.

Anja Genau, und wir sind erfolgreich dabei. Das ist doch ein super Schlusswort. Dann bedanke ich mich für das Gespräch, Sonja.

Sonja Gerne.

Anja So, und damit haben wir die INNOQ Perspectives Reihe mit drei Teilen abgeschlossen. In den letzten Monaten habe ich viele Interviews mit meinen Kolleg:innen geführt und ich habe sie dabei auch noch ein ganzes Stück näher kennengelernt. Schreibt uns gern, ob euch diese Reihe gefallen hat oder ob es weitere Themen gibt, die wir behandeln sollen. Unsere Emailadresse dafür ist [email protected]. Ja, bis zum nächsten Mal. Tschüss.