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Legacy-Modernisierung: Ein Update für die Sozialwirtschaft

Zu Gast: Torsten Schlörmann, Geschäftsführer VRG IT

In Folge 4 diskutieren Stefan Paal und Torsten Schlörmann, Geschäftsführer der VRG IT, Modernisierungsansätze für Standardsoftware in der Sozialwirtschaft. Wie modernisiert man Softwareprodukte für die Leistungsdokumentation, Personalplanung und -abrechnung in sozialen Einrichtungen wie Lebens- oder Eingliederungshilfen? Produkte, die bereits bei hunderten von Kund:innen im Einsatz sind. Diese Folge bietet tiefe Einblicke in die Komplexität von Updates für Standardsoftware außerhalb des eigenen Unternehmens und wie man diesen Herausforderungen mit einem Fokus auf Kundennutzen und Effizienz begegnet.

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Stefan Paal

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode des Podcasts CTO Need to Know. Heute wieder mit einer Folge zum Thema Legacy Modernization. Mein Name ist Stefan Paal und ich bin Principal Consultant bei der Firma INNOQ. Ich bin seit über 35 Jahren in der Softwareentwicklung unterwegs als Entwickler, Architekt und Berater. Das heißt, ich mache das schon eine ganze Weile und kenne so manche Legacy-Technologie selber noch ganz gut aus ihren Anfängen. In dem Podcast CTO Need to Know sprechen wir mit Entscheidern über ausgewählte Themen, um ihre Sicht auf die Herausforderungen, die Fragestellungen, aber auch Antworten aufzugreifen, die wir mit anderen Entscheidern teilen wollen. Daher freue ich mich wieder über einen besonderen Gast, Thorsten Schlörmann, Geschäftsführer der VRG IT, mit dem ich heute über das Thema Legacy-Monalisierung sprechen darf. Und so viel darf ich schon verraten mit einem etwas anderen Blickwinkel als so oft.

Stefan Paal

Thorsten, herzlich willkommen. Stell dich mal kurz vor. Wer bist du? Wer ist die VRG? Was machst du da?

Torsten Schlörmann

Ja, guten Morgen, Stefan. An diesem schönen Montagmorgen. Die Sonne scheint. Jetzt wollen wir mal schauen, dass wir hier was Spannendes erzählen für die Zuschauer. Zuhörer, Zuschauer sind es ja nicht, habe ich gerade gelernt. Unsere Bilder sieht keiner. Ja, mein Name ist Thorsten Schlörmann, bin der Geschäftsführer der VRG IT.

Wer bin ich? Ja, so in der Mitte des Lebens mit 52 angekommen. Seit eh und je vernarrt in die Technik, in die Software. Ursprünglich mal Mathematiker und Informatiker. Noch das gute alte Diplom, was die heutige Generation vielleicht gar nicht mehr so kennt. Bin dann sehr schnell in die Softwareentwicklung eingestiegen.

Seinerzeit noch auf dem Großrechner Mainframe mit PL1 und DB2. Das waren noch ganz interessante Zeiten. Dann aber schnell Richtung Unix-Derivate, Linux, Windows-Oberflächen. Aber immer das Thema Software-Hersteller, immer aus dem Blick des Herstellers. Und ich glaube, es ist das, worauf du gerade ein bisschen hingezielt hast. Was mache ich heute? Heute bin ich Geschäftsführer der VRG IT.

Stefan Paal

Moah!

Torsten Schlörmann

Als Teil der VIG-Gruppe, das ist ein Unternehmensverbund, ein mittelständisches Familienunternehmen aus dem hohen Norden Deutschlands in Oldenburg. Was machen wir? Wir haben so ein bisschen, ja, breites Portfolio. Wir sind zum einen sehr groß und stark in dem Bereich Personalabrechnung, Personalmanagement im Outsourcing. Das heißt, wir stellen Dienstleistungen für Kunden zur Verfügung, die entweder das Know-how, die Ressourcen oder die Lust nicht mehr haben, sich selbst um die Personalabrechnung zu kümmern, weil es in der Regel ein lästiges Übel ist, was gemacht werden muss, aber die Wertschöpfung ganz anderer Stelle passiert. Das heißt, sie geben dieses Thema gerne raus. Das machen wir heute auf Basis von zwei Produkten. Eins, da kommen wir gleich noch zu, da stellen wir selbst her. Und als zweites Standbein dann ein Klassiker wie eine SAP-Abrechnung.

Stefan Paal

Mhm. Mhm.

Torsten Schlörmann

Das ist ein sehr großer Bereich in der VRG-Gruppe. Der zweite große Bereich ist die Sozialwirtschaft. Wir sind Software-Hersteller für ein ERP-System der Sozialwirtschaft und stellen dort Module wie klassische Buchhaltung, Rechnungswesen, Warenwirtschaft, Personalabrechnung zur Verfügung. Spezialisiert auf Sozialwirtschaft sind wir daher, dass wir ein Modul fürs Leistungsmanagement haben. Ich muss ehrlich sagen, als ich hier anfing, wusste ich das nicht, dass es so speziell ist, in der Sozialwirtschaft mit den Leistungsträgern abzurechnen. Das Leistungsmanagement muss man sich vorstellen, das ist für Komplexeinrichtungen wie Einwiederungshilfen, Werkstatt für behinderte Menschen, all diese Einrichtungen sind durchorganisiert. Das heißt, Leistungen, die an den Klienten, den behinderten Menschen erbracht werden, werden geplant in einem System. Sie werden dann durch Menschen erbracht in der Wohngruppe oder was auch immer, werden dabei aber dokumentiert. Das ist ganz wichtig, weil ohne Doku gibt es kein Geld am Ende des Tages. Und ganz zum Schluss kommt dann die monatliche Leistungsabrechnung mit den Leistungsträgern, Überschnittstellen dann

Stefan Paal

Haha.

Torsten Schlörmann

Das ist hochspannend, muss hoch effizient laufen, weil ich glaube, das hat so mittlerweile jeder mitbekommen in der Sozialwirtschaft. Zeit haben die da nicht mehr. Das ist ein bisschen wie in der Pflege. Die Krankenschwester, die in drei Minuten den Menschen gewaschen, umgedreht und neu angezogen haben muss, ist es auch in den sozialen Einrichtungen. Die Zeit, die am Klienten verbracht werden muss, ist kostbar.

Naja, und dann will man halt eine Software bereitstellen, die möglichst effizient die Dokumentation für die Kunden zur Verfügung stellt. Und da kommen wir auch zu meiner Definition von Legacy System. Ich meine, das ist ja erstmal ein Wort, was du so rübergeschmissen hast. Lass uns mal über Modernization Legacy reden. Was ist Legacy System? Für mich ist es wirklich ein Produkt, ein Softwareprodukt, was unternehmenskritische Prozesse ganzheitlich abdeckt.

Die gibt es in allen Variationen, bei uns halt speziell für die Sozialwirtschaft und dort wird nicht die ganze Bandbreite von wertschöpfenden Prozessen bis hin zu buchhalterischen Abrechnungsprozessen. All das bietet unsere Software und das macht für mich auch so ein legacy system als Definition aus.

Stefan Paal

Wenn du das so definierst, würdest du das so beschreiben, dass man sagt, Legacy-Systeme sind nicht unbedingt alte Systeme, sondern sind bewährte, wichtige Systeme für eine Firma, damit sie ihrem Geschäftszweck nachgehen kann?

Torsten Schlörmann

Ja, leider sind sie oft alt. Ich meine, Legacy-Systeme, wenn wir über die ganzen Prozesse reden, die Unternehmen so am Laufen halten oder ihren Wertbeitrag leisten, dann sind es massiv komplexe Prozesse, die da abgebildet sind. Über die Jahre abgebildet wurden. Das heißt, so ein Ding nimmst du da nicht raus. Das ist wie eine offene OP am Herzen, die so verwurzelt über Schnittstellen mit Drittsystemen dann noch wieder sind. Dass es einfach anspruchsvoll ist, so ein System A zu kontrollieren. Und jetzt kommen wir dazu, zu modernisieren oder hochzurüsten. Da tun sich ja ziemlich viele Unternehmen schwer mit. Wenn ich mir so große Unternehmen voranschaue, da laufen Systeme heute immer noch auf den Großrechnern. Das ist keine Ausnahme, dass wir da noch im ZOS laufen haben und im Hintergrund fette Großrechner laufen. Nur ich glaube, irgendwann wird es uns einholen. Wir müssen an das Thema ran. Und das ist als Softwarehersteller, ist das einfach eine Sache, die musst du angehen. Jetzt bist du mit der Sozialwirtschaft, zum Glück kann man sagen, immer so ein bisschen hinterher, was Digitalisierung und Modernisierung angeht. Die schöpfen nicht aus dem Vollen, was die Gelder angeht, ist klar. Die sind stark budgetiert und müssen das auf Jahre verteilen, haben deshalb eine andere Geschwindigkeit als vielleicht die freie Wirtschaft. Aber auch in der Sozialwirtschaft wird immer mehr Kostendruck ausgeübt. Effizienz muss kommen. Das heißt, wir sind als Hersteller gefragt, die Software zu modernisieren. Das ist der Mehrwert für den Kunden, den wir schaffen wollen. Denn einfach nur zu modernisieren, der Modernisierung wegen. Wer soll uns das finanzieren? Das kauft uns auch kein Kunde. Wenn wir ihm das Gleiche verkaufen, nur anders verpackt, dann sagt er auch, wo ist denn mein Mehrwert? Und da sind wir wirklich an der Stelle, wo es kompliziert wird. So richtig.

Stefan Paal

Du liest mir schon das Wort kompliziert aus dem Mund, weil ich glaube, das ist das, was ich am Anfang schon ein bisschen gespoilert habe. Ihr habt eine andere Herausforderung als viele Firmen. Bei euch geht es gar nicht so sehr darum, eigene Bestandssysteme zu modernisieren, sondern es geht darum, ihr vertreibt Software, ihr stellt Software her, die Kunden bereits schon in Anwendung haben, installiert haben.

Stefan Paal

Und das nicht nur 2, 3, sondern durchaus auch eine größere Anzahl. Und jetzt geht es darum, wie kriegt man diese Software, die bereits entwickelte, ausgerollt und von Kundenbetrieben modernisiert? Was ist denn da die besondere Herausforderung, die vielleicht anders ist, als bei anderen Firmen, die jetzt ihre eigene Systeme modernisieren sollen?

Torsten Schlörmann

Zumindest mal eine Sache fällt sofort auf. Wir haben natürlich ein Standardprodukt. Wir wollen möglichst viel größer 90% Standard ausliefern für unsere Kunden. Das sind einige hundert. Das heißt, du musst das auch kontrollieren. Und wir wollen in dem gleichen Zuge auch hin zur SAS, zum anderen Betriebsmodell. Das nehmen wir uns beides gleichzeitig auf die Kappe. Das heißt, die Kunden, die heute unsere Kunden sind, die Bestandskunden, die sogenannten, die setzen unsere ERP-Software an. In der einen oder anderen Ausprägung. Fast alle nutzen aber den Bereich des Leistungsmanagements, weil das ist unser Plus, was wir haben. Und diesen Teil, den modernisieren wir gerade schwer, also sehr aktiv. Das heißt, wir lösen Teile raus aus den bestehenden ERP-Systemen, webisieren ihn oder cloudisieren, wie auch immer man das nennt, also holen ihn in die Cloud und nehmen ihn als Ergänzung zum Bestandsprodukt vor Ort. Das heißt, die beiden Systeme werden hybrid gekoppelt über einen Datenadapter, um die Daten zu synchronisieren.

Es ist schon einigermaßen anspruchsvoll, technologisch, IT-Security, datenschutztechnisch, wirklich ein ganz schwieriges Thema. By the way, deshalb seid ihr an Bord mit der NOQ, daher kennen wir uns, deswegen brauchst du auch die Unterstützung, weil das ist ein Expertenwissen, das hast du nicht einfach so. Das ist eine ganz neue Challenge für uns, diese Themen.

Stefan Paal

Ich wollte mal das Wort Standardprodukt aufgreifen. Das heißt, ihr macht keine Individualsoftware, für jeden Kunden etwas Eigenes, sondern ihr habt ein möglichst gleichartiges Produkt für alle Kunden, was dann vielleicht bei dem einen oder anderen anders angebunden wird. Aber das Produkt ist das Gleiche. Ihr habt also quasi einen Funktionsumfang, eine Technologiebasis und nicht für jeden Kunden etwas anderes. Ist das ein Standardprodukt bei euch? Okay.

Torsten Schlörmann

Das ist korrekt. Ja, das ist ein Standardsprodukt, was du ganz normal über die Lizenzen erwirbst. Du kannst es dir dann einstellen. Einstellen ist eine Konfigurationssache oder Customizing, nenn es wie du es magst. Am Ende des Tages sind zwar Standardprodukte von uns ausgerollt, aber jeder Kunde hat so ein bisschen für sich angepasst in der Konfiguration.

Dadurch ist das Produkt auch funktional sehr weit, aber auch sehr umfangreich und komplex dadurch. Das heißt, wenn man die Konfigurationsseiten sich mal anschaut, da weiß man gar nicht, wo man zuerst den Haken setzen muss, damit das dann gewünscht herauskommt. Deswegen ist es beratungsintensiv. Sehr beratungsintensiv. Fachkräfte werden dafür benötigt. Fachkräftemangel kommt gleichzeitig auf. Nicht nur bei uns, sondern auch bei den Kunden. Das heißt, wir brauchen dort einfach andere Lösungen, die noch mehr standardisiert sind, das heißt weniger Optionen zum Anpassen, also der Trend ist nicht noch flexibler zu werden, sondern eher weniger flexibel zu sein, dafür die Masse abzubilden und das dann auszurollen, weil sonst wird uns das einfach mal vom Aufwand nicht mehr, wären wir dem ganzen nicht mehr richtig her.

Stefan Paal

Da darf ich mal einhaken, das ist einer der Treiber, der bei anderen auch die Modernisierung immer wieder in den Vordergrund bringt, ist nämlich dieser Personalmangel. Das heißt, ihr kämpft nicht nur selber mit eigenen Fachkräftemangel, dass man vielleicht noch die Leute hat, die die Technologie noch beherrschen, die man vor 20, 30 Jahren ausgerollt hat.

Sondern ihr kämpft auch damit, dass die Kunden, die diese Systeme betreiben, ich nehme an, die betreiben die selber, dass die auch ihre Herausforderungen haben, diese Software weiter zu betreiben und zu warten und meinetwegen auch zu aktualisieren. Also ist das eine besondere Herausforderung, dass Kunden gar nicht mehr so in der Lage sind, die Zeit haben, diese Software zu betreiben.

Torsten Schlörmann

Ja, das ist korrekt. Wir merken es immer dann. Es ist ganz interessant, wenn wir unser Jahresende-Release rausbringen. Wir haben derzeit noch auf dem Bestandsprodukt zwei Releases, eine mitten im Jahr. Das ist so ein strukturelles Upgrade und dann kommt am Jahresende immer das Legal Update, weil die Gesetzesänderungen in der Regel immer zum Jahreswechsel greifen, gerade in der Personalabrechnung. Neuer Steuerablaufplan, die neuen Konstanten für Sozialversicherung, all die Themen, wie fahren wir dann mit dem Jahreswechsel aus?

Das heißt aber auch Hunderte von Kunden müssen dieses Release runterladen und sich installieren. Man kann sich ja einfach mal den Verlauf unseres Ticketsystems anschauen, wie das zum Jahresende hochschnellt, was die Unterstützungsanforderungen angehen, diese Systeme zu installieren, zu warten. Wir hatten gerade jetzt am Freitag noch ein Thema, dass wir gerade sehr punktuell viele Anfragen haben, um es dann abzudecken, haben wir jetzt mittlerweile schon Automatismen geschaffen, also Programme auf unserer Seite, die sich auf Kundensysteme schalten, automatisiert installieren, konfigurieren und sich wieder abmelden. Also das kann ich nur bestätigen, was du sagst. Der Fachkräftemangel auch bei den Kunden, gerade im Bereich IT-Administration, der ist massiv.

Stefan Paal

Ich denke auch, dass dadurch das, was du vorhin schon gesagt hast, das ist auch gerade gar nicht ihr geschäftszweckliches Software zu betreiben, sondern es ist ein Mittel zum Zweck. Sie brauchen die für die Leistungsabrechnung, sie brauchen die für die Personalwirtschaft. Aber eigentlich haben sie nicht unbedingt die Zeit, die Leute dafür das zu betreiben. Jetzt stelle ich mir vor, wenn ihr da ein neues Release rausbringt, ihr müsst hier auch behutsam VRGehen, oder? Ich meine, ihr habt wie viele Installationen, kann man das so über den Daumen sagen, sind bei euch bei Kunden unterwegs?

Torsten Schlörmann

Um die 600 Kunden vielleicht.

Stefan Paal

Das heißt, jede kleine Änderung der Software, die dann vielleicht Aufwand auf der Kundenseite verursacht, explodiert dann bei euch wahrscheinlich im Ticket-System, weil dann 1.000 Fragen kommen, wie sie mit diesen Änderungen gehen.

Torsten Schlörmann

Ja, wobei es tatsächlich diese Ballung gibt zum Jahreswechsel. Wir haben aber auch monatliche Patches, die wir ausspielen. Einfach so ein reguläres, monatliches Patch, was so Kleinigkeiten behebt, keine größeren Fehler, aber immer so Kleinigkeiten anpasst, Verbesserungen ausliefert. Auch dort schnellt es schnell in die Höhe dann, was die Anforderungen, die Unterstützungsanforderungen angeht.

Und wir wissen alle, Service wird erwartet, Service muss geboten werden, soll nie bezahlt werden, das ist auch sicher, das ist klar. Und deshalb versuchen wir natürlich möglichst einfache Updates abzuspielen, die sich möglichst einfach installieren lassen, wo die Daten im Hintergrund migriert werden, wo der Kunde einfach nicht viel von merkt. Das ist manchmal ein bisschen schwierig, wenn du neue Funktionen ausliefern musst oder willst. Muss, wenn es der Gesetzgeber vorschreiben will, weil du vielleicht irgendwie eine Arbeit erleichtern willst, aus drei, zwei Schritten machen möchtest beim Kunden. Weil da sind wir bei dem Thema, der Kunde macht das, weil das muss, nicht weil er damit sein Geld verdient. In der Sozialwirtschaft verdient er das Geld am Klienten. Nämlich die Betreuung der Menschen mit Behinderung, mit Einschränkungen der alten pflegebedürftigen Menschen. Aber nicht mit der Personalabregung oder mit dem wahren Wirtschaftssystem.

Stefan Paal

Das ist das Interessante in Unternehmen, wo die Bestandssysteme modernisiert werden, da muss man den Fachbereich mitnehmen, damit die halt auch mit dem neuen System arbeiten oder damit die halt auch entsprechend ihren Beitragsleistungssystem zu funktionieren, wie sie das brauchen.

Jetzt habt ihr eine andere Herausforderung. Das sind nicht eure eigenen Mitarbeiter, das ist nicht euer Fachbereich, sondern das ist quasi der Entgegner, nämlich den Kunden zu überzeugen, dass man hier eine neue Version installieren will. Gibt es da schon mal Vorbehalte oder vielleicht sogar Widerstände bei Kunden, wenn es darum geht, eine neue Version auszuräumen?

Torsten Schlörmann

Aber die Version richtige Widerstände können sie kaum haben, da sie es einfach brauchen, gesetzmäßig brauchen. Die Herausforderung ist oftmals das Klientel der Gegenseite. Es sind immer noch sehr viele Pädagogen auf der anderen Seite unterwegs, die in der Betreuung der behinderten Menschen sind, die in den Werkstätten sind.

Und Pädagogen sind jetzt nicht alle IT-affin. Das heißt, da haben wir dann einfach eine andere Herausforderung, als wenn ich für eine IT-Abteilung irgendwie ein Ding mache, die einfach schon mal auf einem anderen Level IT sprechen. Aber diese Überzeugung, ein Release einzuspielen, die müssen wir nicht betreiben. Weil das ist einfach der Gesetzgeber, der uns das auferlegt. Das heißt, immer zu Nikolaus gibt es unser Jahresende-Release.

Und dann dürfte das Spiel in der Regel zwischen Weihnachten und Neujahr das Release ein, damit sie im Januar sauber die neuen Gesetze abbrechen können im System. Ja.

Stefan Paal

Was mich interessieren würde bei solchen gesetzlichen Vorgaben, da geht es doch bestimmt auch an einer Stelle, die das mal kontrolliert, vielleicht einen Audit durchführt, vielleicht eine Funktionsprüfung macht. Ist das bei euch auch so? Wird eure Software auch geprüft, zertifiziert?

Torsten Schlörmann

Du hast in Deutschland gar nicht die Wahl. Wenn du ein System herstellen möchtest, was eine Personalabrechnung macht, muss sie von der ITSG zertifiziert sein. Und zwar jedes Jahr von neuem. Dafür gibt es so an die 100 Testfälle, die du nachweislich korrekt abrechnen musst und das auch den Prüfern darlegen musst.

Und dann kannst du es dir leisten, zwei, drei Sachen nachbessern zu müssen. Dann kommen die nochmal zurück und dann kriegst du dein Attest, dass du weiterhin das nächste Jahr mit dem System abrechnen darfst. Also es ist eine absolute Verpflichtung in Deutschland.

Stefan Paal

Das heißt, wenn ihr was modernisiert, müsst ihr das vorher mit denen absprechen oder wie? Wie seid ihr euch sicher, dass das dann auch danach allen Regularien entspricht? Was nicht?

Torsten Schlörmann

Selbst das hat Deutschland geregelt. Das ist jetzt ganz überraschend, ich merke das schon. Es ist so, wenn du Versionen rausbringst, neue Versionen, also Upgrades oder irgendwas anderes, musst du keine Grundzertifizierung machen, bringst du tatsächlich ein neues Produkt raus. Das heißt, man parallel jetzt die Abrechnung in der Cloud ziehen wir parallel hoch.

Dann fängst du sozusagen bei Null an, dann kennt dich die ITSG, also die Zertifizierungsstellen, in dem Moment gar nicht mehr. Dass du das die Jahre gut gemacht hast, ist auch völlig irrelevant, sondern du fängst wirklich bei Null an und musst die von Anfang an mit abholen und dann in die erste Zertifizierung wieder aufnehmen. Also sonst darfst du auch dieses Produkt nicht nutzen. Das wird immer dann, du könntest ja sagen, naja, das merkt ja keiner. Wenn ich jetzt abrechte und ich bin nämlich zertifiziert, bekommt ja keiner mit, doch.

Stefan Paal

Das ist super cool.

Torsten Schlörmann

Die Verfahren, die ganzen Meldeverfahren, die heute im Rahmen der Sozialversicherung gemeldet werden, ob es eine Sozialversicherungsmeldung, Jahresmeldung ist, eine DIY-Meldung, all diese Meldungen haben sogenannte Kennzeichnungen drauf, die die Software identifizieren, die es abgeschickt hat. Das heißt, die Annahmestellen der Sozialversicherungsträger können sehen, genau, okay, das hat jetzt die VRG-Software geschickt, die ist aber gar nicht mehr zertifiziert. Da gibt es erstmal ein X, ein rotes.

Dann haben alle ein Problem in dem Moment. Das kann man sich nicht leisten, mal eben kurz auf eine Zertifizierung zu verzichten. Absolut. Das kann man sich nicht leisten.

Stefan Paal

Ist natürlich auch, wenn da sowas passiert, ein Reputationsverlust.

Ich habe ja vor einiger Zeit schon gelernt, es gibt so verschiedene Abstufen von Datenschutzvorgaben und die härteste ist wohl im Gesundheitswesen. Also alles, was irgendwie mit Gesundheitsdaten zu tun hat, das ist da nicht nur irgendwie strafbewehrt, sondern das ist auch soweit, dass man dafür auch sogar ins Gefängnis gehen kann. Ist das bei euch auch so? Gibt es so auch Gesundheitsdaten, wo ihr besondere Vorkehrungen treffen müsst?

Torsten Schlörmann

Ja, absolut. Wir haben ja jetzt gerade den Teil der Leistungsdokumentation in die Cloud gehoben sozusagen. Das heißt, wir verarbeiten Gesundheitsdaten der Klienten unserer Kunden. Das heißt, einfaches Beispiel, ein Betreuer in der Wohngruppe dokumentiert die Medikation eines Klienten. Der muss das haben, der muss das haben, dann geht er mit ihm noch zum Arzt, dokumentiert den Arztbesuch dort, hinterlegt die Rezepte, die er jetzt neu bekommen hat. All diese Sachen laufen über unsere Cloud-Anwendung und sehr per Definition SGB-relevant, somit besonders schützenswerte Daten. Das ist schon noch ein gehobenerer Anspruch an das Thema Datenschutzsicherheit.

Stefan Paal

Aber du schläfst noch ruhig. Du schläfst noch ruhig, ja?

Torsten Schlörmann

Was uns auch viel Schweiß gekostet hat bereits. Ich sag mal nicht Geld, aber Schweiß. Ja, ich schlaf ruhig. Mal besser, mal weniger gut, aber doch noch ruhig in Bezug auf unsere Sicherheit, ja.

Stefan Paal

So, jetzt hast du vielleicht gemerkt, ich habe immer versucht, noch mal den Kontext zu verstehen, aber du hast schon mal ein paar Andeutungen gemacht, wie ihr das jetzt gerade macht mit der Modernisierung. Das jetzige System, was ihr jetzt bei den Kunden habt, das ist eine kleine Server-Institution oder wie muss man sich das vorstellen?

Torsten Schlörmann

Ja, das ist tatsächlich noch klassisch Kleinserver, Dreischicht. Das heißt, ich habe den Systemlayer, den Datenbanklayer und vorne das Frontend drauf. Eine klassische Microsoft-Datenbank dahinter. Alles in der Regel in-house beim Kunden installiert auf einen oder mehreren Servern, je nach Last und Größe des Kunden. Und das ist ganz klassisches Lizenz- und Wartungsmodell. Das heißt, es wird einmal gekauft als Software, es wird angepasst und dann wird jährlich dazu eine Wartung bezahlt, sodass wir dann auch die Updates ausliefern und Sie die dann runterladen können, die Kunden. Das ist das klassische Modell. Es gibt ein weiteres Modell. Das sind nämlich genau die Kunden, die sagen, na ja, mein Server unter meinem Schreibtisch, der ist jetzt 15 Jahre alt, jetzt wird es vielleicht mal Zeit, darüber nachzudenken, das Ganze neu zu machen. Vielleicht sogar professionell neu zu machen. Ich frage mal jemanden, ob der nicht das für uns posten kann. Das heißt, wir haben dafür einen Service geschaffen, wo die Installation, die klassische Inhouse-Installation bei uns in die Cloud geht, auf virtualisierten Servern und der Kunde dann einfach nur noch über sein PC eine Verbindung zu uns, zu unserem Rechenzentrum aufnimmt und dort seine Arbeit verrichtet.

Das nennen wir dann die MICOS Cloud. MICOS ist unser Schwestervertriebsunternehmen, welches dann die Software, die wir als VRG IT herstellen, vertreibt und berät. Und das ist mittlerweile auch immer mehr gefragt, dieser Service. Weil immer weniger Kunden wollen diesen Betrieb von Servern und die Wartung und die Sicherheit der Herstellung für Server gewährleisten, können es auch nicht. Weil wir alle wissen, die Sozialwirtschaft zahlt einen Tarif. Die IT-Administratoren sind gefragt, wie, nie zuvor. Somit haben die auch dort ein ganz klares Fachkräftemangel. Ja.

Stefan Paal

Das heißt, im klassischen System ist es wahrscheinlich irgendein Rechner unter dem Schreibtisch von einem Verwaltungsleiter, wo diese Software drauf läuft. Das heißt, die haben die Verantwortung, dass das alles mit rechten Mitteln zugeht. Das heißt, Daten nicht abfließen, Backup machen die wahrscheinlich auch selber. Updates, Security fixen und so weiter machen die selber. Jetzt, wenn du sagst, ihr habt eine Mikros Cloud, ich nehme an, das ist eine Private Cloud oder was für eine Cloud ist? Okay.

Torsten Schlörmann

Ja, das ist eine Private Cloud bei uns im Rechenzentrum virtualisiert. Das heißt aber komplett gekapselt pro Kunde, sodass jeder Kunde seinen eigenen Netzwerkbereich dort hat, aber halt bei uns komplett im Rechenzentrum liegt. Entsprechend sind wir auch verantwortlich für den sicheren Traffic, fürs Backup, fürs mögliche Recovery, für Kommunikation bei Downtimes. Alle diese Themen sind dann in unserer Verantwortung.

Stefan Paal

Und der Betrieb in eurer Cloud ist jetzt aber noch nicht das modernisierte System. Das ist nach wie vor das klassische Client Server, aber halt die Installation bei euch.

Torsten Schlörmann

Genau, das ist aber trotzdem ein Schritt in die Richtung, da ich habe es gerade, vielleicht hast du es gerade schon gehört, wir haben den Teil der Leistungsdokumentation in die Cloud geholt. Das sind mobile Anwendungen, da ist der Betreuer in der Wohngruppe, der rennt gerade zu seiner Gruppe, sieht, dass sich zwei gestritten haben, möchte es dokumentieren, am besten auf seinem iPad, trägt die Daten ein, speichert und dann liegt es auch schon bei uns im Rechenzentrum. Das reicht nicht, denn unser Rechenzentrum, die neue Cloud-Anwendung kann genau nur das dokumentieren. Die anderen beiden Teile, die Planung und die Abrechnung passieren weiterhin im Legacy-System. Jetzt können wir das Wort auch mal wieder benutzen hier in unserem Podcast. Die Daten, die dort erfasst sind und gespeichert sind, werden synchronisiert auf das ERP-System im Hause des Kunden oder bei uns im Rechenzentrum.

Stefan Paal

Sehr gut.

Torsten Schlörmann

Und viel lieber ist natürlich das Rechenzentrum, weil er liegt es direkt neben unserer Cloud-Applikation und nicht nur aus Performance-Gründen, auch zur Abschottung nach außen gibt es viel bessere Möglichkeiten dort und wir kontrollieren viel mehr. Was du immer hast, wenn du deine Cloud-Applikation koppelst an eine Inhouse-Installation, sind geteilte Verantwortung, wenn du es nicht sauber trennst. Stell dir vor, dass der Server vom Kunden wird korrumpiert.

Stefan Paal

Mhm, ja.

Torsten Schlörmann

Trojaner. Wir müssen jetzt irgendwie sicherstellen, dass das nicht überschwappen kann über den Adapter dann zu uns und dann gleich unsere Seite mitverseucht. Aber die Verantwortung, dass das System auf der anderen Seite sauber ist, hält halt immer noch der Kunde. Da musst du echt sauber sein in der Definition, in den Verträgen, die du mit den Endkunden dann schließt.

Stefan Paal

Du hast eben noch was Spannendes gesagt. Die Bearbeiter, die benutzen mobile Geräte. Wie geht ihr denn damit um? Sind das spezielle Geräte nur für diesen Anwendungszweck oder sind das Ihre Handys, sind das Ihre Tablets, die auch für Anwendungszwecke genutzt werden? Da geht es ja auch um Datenschutz, wenn ich über so ein mobiles Gerät Daten eingebe. Wie ist das bei euch konzipiert?

Torsten Schlörmann

Es sind keine speziellen Geräte von uns oder nur für unsere Applikation. Unsere Anwendung wird als Browser-Version ausgeliefert. Das kannst du in deinem mobilen Safari, auf deinem Handy, auf deinem iPad oder anderen Tablet einfach unsere Applikation aufrufen, dich dort anmelden.

Was wir sicherstellen müssen, ist natürlich, dass die Dateien nicht gecached werden oder irgendwie anders abfließen können von den Endgeräten. Das heißt, wir können immer nur In-Place-Anzeigen machen, also immer möglichst wenig lokal vorhalten.

Stefan Paal

Ja. Okay, fasse ich das richtig zusammen, dass man jetzt einmal die mobilen Geräte hat, die die Bearbeiter benutzen, dann hat man zum Teil vor Ort noch die Client-Server-Institution unter dem Schreibtisch stehen. Und dann hat man zum Teil bei euch in der Mikros Cloud auch schon ein Client-Server-System, was schon einen Teil der Funktionalität übernimmt, was du gerade beschrieben hast. Das heißt, es ist schon ein komplexes Szenario, wo jetzt mehrere Gerätegruppen quasi miteinander interagieren. Das ist aber immer noch Legacy. Und jetzt habt ihr die Idee, das zu modernisieren. Was für eine Idee habt ihr da? Wie wollt ihr das in Zukunft machen?

Torsten Schlörmann

Absolut. Ja. Gut, wenn man sich mal die Vision vor Augen hält, dann ist es natürlich, dass wir das legacy-System in Gänze abgelöst haben, dass zukünftig diese komplexe Welt nicht mehr geht. Das geht nicht als Big Bang.

Stefan Paal

Mhm.

Torsten Schlörmann

Das war von vornherein klar, wir können nicht sagen, wir basteln jetzt mal 20 Jahre neues System, dann ist es per se schon wieder veraltet und die Kunden, die gehen den Weg auch nicht mit, mal eben ein Legacy-System komplett auszutauschen gegen ein neues. Das heißt, wir haben uns für peu à peu Schritt für Schritt, Modul für Modul entschieden.

Das Leistungsdokumentationsthema ist das erste, was wir angehen. Und wir haben uns für eine ganz neue Methodik entschieden, die wir vorher nicht hatten. Wir gehen arbeitsplatzbezogen vor. Das heißt, und wir schauen uns die Kunden an, welche Arbeitsplätze habt ihr? Klassisch den Betreuern der Wohngruppe, aber vielleicht auch klassisch einen Buchhalter, klassisch einen Lohnabrechner, einen Pflegedienstleiter, einen Geschäftsführer. All diese Arbeitsplätze deklinieren wir.

Und arbeitsplatzweise heben wir die Funktionalitäten in die Cloud-Applikation rein. Und bis alles erledigt ist, bleibt es eine Hybridstellung. Und irgendwann können wir dann hoffentlich auf der anderen Seite mal den Stecker ziehen und wir haben alles in der Cloud gemanagt. Mit offenen Schnittstellen für Drittsysteme, weil ich mag es kaum sagen, aber nicht alle unsere Kunden nutzen alle unsere Produkte.

Stefan Paal

Mhm. Mhm.

Torsten Schlörmann

Es gibt tatsächlich, ich habe zumindest davon gehört, Kunden, die zum Beispiel ein Drittprodukt bei der Buchhaltung einsetzen, würde heißen, auch unser System muss sich zumindest mal für irgendwelche Restschnittstellen oder Ähnlichem öffnen gegenüber anderen Drittanbietern.

Stefan Paal

Das heißt, dieses schrittweise Vorgehen ist wahrscheinlich auch dadurch bedingt, was du ja schon sagtest, die Kunden benutzen das System. Die können sich nicht leisten, dass das System eine Stunde, einen Tag stillsteht, weil man jetzt eine neue Version einspielt und noch beim Kunden quasi testen muss, ob das funktioniert, sondern man wird behutsam Vorgehen, Feature for Feature austauschen von dem Altsystem, von dem Lexusystem auf das neue System.

Torsten Schlörmann

Ja, absolut. Also diese System-Sicherheit ist schon eine sehr wichtige Komponente, weil die Sozialwirtschaft operiert 24–7. Menschen mit Behinderung haben eine 24-Stunden-Betreuung in der Regel, zumindest die schweren Fälle auch in den Wohngruppen. Da gibt es nicht mal 12 Stunden, wo keiner sich um die Menschen kümmert. Die Werkstätten haben natürlich einen Betrieb, die sind wahrscheinlich von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Aber die ganzen Wohngruppen-Einrichtungen, die Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen,

Und die Kombi macht es jetzt. Jetzt werden mittlerweile die ersten Menschen mit Behinderung auch alt, weil immer die medizinische Versorgung, alles wird besser. Das heißt, auch diese Menschen werden jetzt alt. Das heißt, wir haben die Kombination von Menschen mit Beeinträchtigungen und dann alt.

All diese Sachen beschäftigen auch unsere Kunden jetzt immer mehr. Das heißt, wir haben auch immer mehr der komplexen Einrichtung. Wirklich mittlerweile von der Wege zur Waage. Also das ist wirklich der ganze Lebenszyklus eines Menschen.

Stefan Paal

Wenn wir über Modernisierung reden, reden wir ja nicht nur über den Austausch der Technologie. Der Konzepte, irgendwelcher Schnittstellen, sondern wir reden ja auch in der Regel darüber, dass man nochmal überprüft, ob die Features vielleicht noch zu passen sind. Das, was du ja sagst, ist arbeitsplatzbezogen, die Arbeitswelt ändert sich. Das, was gestern ein Bearbeiter gemacht hat, macht er heute vielleicht anders, muss er vielleicht auch anders machen. Prüft sich dir das auch schon jetzt in der Modernisierung, dass ihr sagt, ihr prüft nochmal den Funktionsumfang, die Art und Weise, wie es so schön heißt, User Experience, ob die noch passt.

Torsten Schlörmann

Ja, User Experience. Ich meine, dadurch, dass wir von Classic Client Server auf Cloud Applikation wechseln, ist es selbstredend, dass wir das Thema UI natürlich ganz anders beleuchten müssen. Aber das ist den ersten Punkt, den du erwähnt hast. Wir haben Credo über das ganze Vorhaben gelegt. Das heißt, wir bauen nicht nach. Das heißt, wenn wir diese Arbeitsplätze angehen, kommen wir immer von den Anforderungen her des Arbeitsplatzes niemals von dem, was kann denn unsere Software? Lass uns mal schauen, was hat da denn alles für tolle Features?

Stefan Paal

Mhm.

Torsten Schlörmann

Weil dann haben wir von vornherein schon wieder genau das, was wir nicht wollen, nämlich eine hochkomplexe Anwendung, die wieder wahnsinnig beratungsintensiv ist und der Kunde die Hände über den Kopf schlägt, weil vielleicht Mitanbieter das wesentlich einfacher haben. Also ja, wir haben das im Auge und uns ist sehr wohl bewusst, dass wir, wenn wir nachbauen, bereits den ersten Fehler machen.

Stefan Paal

Wie macht ihr das denn praktisch? Gibt es einen Arbeitskreis mit ausgewählten Kunden oder wie bekommt ihr das Kundenfeedback in eure neue Software? Super.

Torsten Schlörmann

Wir haben zwei Ansätze, sogar drei vielleicht. Wichtig für uns ist das Hospitieren unserer Mitarbeitenden in den Einrichtungen. Das heißt, wir schicken Mitarbeiter von uns wirklich mal für eine Woche oder zwei in so eine Einrichtung, dass sie wissen, was machen die denn überhaupt den ganzen Tag? Wie wird unsere Software heute auch benutzt? Das ist eine wichtige Komponente bei uns. Das zweite ist, wir arbeiten nach Scrum.

Wir stellen intern die Product Owner und haben in den Reviews und in den Arbeitsgruppen zur Definition Kunden. Wir haben ausgewählte Kunden, die wir über unsere Kundentage akquirieren. Deshalb dort machen wir das Angebot. Wir möchten jetzt zum Beispiel in die Altenhilfe etwas entwickeln. Hat jemand Lust? Möchte jemand dabei sein? Das ist immer sehr gern genommen, auch von unseren Kunden. Wir können nicht mal allen zu sagen, weil das Interesse so groß ist.

Stefan Paal

Mhm.

Torsten Schlörmann

Und dann haben wir diese Kunden tatsächlich in unseren Reviews dabei. Und dann ist der nächste Schritt immer, jeder Arbeitsplatz geht über eine Pilotierung. Das heißt, zusätzlich zu den Kunden, die mit uns gemeinsam entwickeln, schließen wir Pilotverträge über x Monate, nachdem wir die erste Version haben, die einsatzweise als erste MVP, und die werden dann über drei bis sechs Monate intensiv betreut und geben dann Feedback, sodass wir es nacharbeiten können und dann geht es erst in den kompletten Vertrieb. Das heißt, wir haben den ganzen Zyklus den Kunden mit an Bord.

Stefan Paal

Das höre ich total gerne. Ich habe einen Kunden gehabt, und den haben wir immer noch. Die machen auch Software für E-Commerce, für Läden, also für Geschäftsläden. Und dort sitzen natürlich dann auch Menschen, die diese Software benutzen. Und die Entwickler, die diese Software schreiben, die kennen zum Teil gar nicht die Arbeitsabläufe in diesen Läden. Und dass die das mal vor Ort mitbekommen, so wie du schon sagst, vorspitieren. Was passiert denn mit meiner Software in der freien Wildbahn? Wie geht der Kunde, wie geht der Anwender damit um?

Vielleicht macht er einen ganz anderen Arbeitsablauf als den, den sich der Entwickler die ganze Zeit vorgestellt hat. Deswegen ist es, glaube ich, immer so wichtig, bei der Modernisierung auch die Menschen mitzunehmen, einmal die Menschen, die das modernisieren, als solches durchführen sollen, aber auch die Menschen, die dann mit diesem modernisierten System arbeiten müssen. Deswegen finde ich das super, dass ihr sagt, ihr bindet den Kunden, die Bearbeiter an verschiedenen Stellen schon direkt mit ein in diese Entwicklung.

Torsten Schlörmann

Ja, das ist Fluch und Segen zugleich, muss man auch dazu sagen, weil am Ende des Tages verkaufen wir unsere Software in der Regel nie an die Anwender, sondern immer an den Entscheider.

Das heißt, wir müssen irgendwie beides unter einen Hut bringen. Das heißt, wir holen hier und da auch tatsächlich Entscheider in Reviews, in solche Runden mit rein, um denen auch zu zeigen, wie ihre Belegschaft und die Menschen, die da zukünftig mit arbeiten, sich positionieren zu dieser Software. Weil wenn sie entscheiden müssen, ist es ein kaufmännischer Teil, aber auch ein inhaltlicher Teil. Diese Entscheidung basiert immer auf beiden. Die Geschäftsführer oder Entscheider sind aber niemals irgendwelche Menschen, die in Workshops mit uns Features entwickeln.

Da sind Sie dann wirklich auch zugefragt an Vorwort.

Stefan Paal

Aber hoffentlich hören sie auf Ihre Mitarbeiter, wenn die sagen, Mensch, damit geht es viel schneller, viel einfacher. Heutzutage wird ja oft, und man kommt an dem Thema gar nicht vorbei, künstliche Intelligenz. Jetzt stelle ich mir vor, dass diese repetitiven Aufgaben, ich musste jetzt üben, dass ich dieses Wort aussprechen kann, diese sich wiederholenden Aufgaben, das ist ja wahrscheinlich mannigfaltig in diesem License-Management. Immer wieder irgendwelche Masken ausfüllen, Zahlen, Beschreibungen eingeben.

Das wiederholt sich wahrscheinlich auch, weil ja nicht jeden Tag eine ganz andere Tätigkeit eingetragen wird. Ist denn das bei euch schon ein Thema, dass man vielleicht mit KI versucht, diese Tätigkeiten, diese Eingaben, diese Interaktion der Bearbeiter mit dem System zu vereinfachen?

Torsten Schlörmann

Es ist echt interessant, dass du das sagst, weil als wir uns über dieses ganze Vorhaben Gedanken gemacht haben, erstmal nur in Köpfen und auf Papier, da war noch kein Handschlag irgendwie von irgendeinem Entwickler oder Architekten gemacht,

Da war das mal ein Thema oder war es bereits ein Thema, nämlich wie kann uns die Maschine helfen, solche Betreuung vor Ort sicherer und effizienter zu machen. Wenn du als Beispiel du pflegst eine ältere Dame ambulant, fährst jeden Freitag Nachmittag ist dort dein Termin, weil du da eingeplant bist. Und normalerweise prüfst du immer das Fieber am Ende des Tages. Aber den Hund, den musst du auch jedes Mal rauslassen.

Stefan Paal

Mhm. Mhm.

Torsten Schlörmann

Das steht aber nirgends, weil das ist keine Leistung, aber das machst du immer, weil du so nett bist und dokumentierst das dann auch. Und dass sich das System einfach erinnert, hey, denk dran, das hast du bis jetzt immer gemacht, mach das bitte heute auch, das macht total Sinn, weil das ist ja logisch. Es gibt aber auch tatsächlich andere Bereiche für künstliche Intelligenz. Das sind aber derzeit tatsächlich nur Gedankengänge.

Stefan Paal

Mhm.

Torsten Schlörmann

Wir alle wissen, ich meine, es wäre wahrscheinlich ein separater Podcast über künstliche Intelligenz, dass Sie auf massiven Daten, also du brauchst einfach wahnsinnig viele Daten, um echte Intelligenz oder künstliche Intelligenz reinzuarbeiten. Das haben wir natürlich in unserer Applikation noch nicht, weil wir modernisieren sie. Das heißt, wir fangen jetzt wieder an, Daten zu sammeln und erst wenn du, sag ich mal, dort ein gesundes Maß an validen Daten hast, kannst du auch mit der künstlichen Intelligenz draufsetzen.

Also wir haben noch keinen Schwerpunkt auf diesem Thema, aber wir haben es bereits immer mal wieder auf der Agenda. Und nehmen auch gerne dort Input von außen, weil ich glaube, das ist etwas, was wir nicht neu erfinden werden. Ich glaube, da gibt es mittlerweile die großen, vielleicht dann nicht so diese GPTs, aber es gibt ja auch kleinere Hersteller, die sich spezialisieren auf zum Beispiel das Finden von Dateien und Dokumenten, wo die künstliche Legenz auch sehr, sehr gefragt ist, dass wir hier und da sicherlich was einbinden werden. Da bin ich ganz sicher, dass das auch nicht mehr allzu lange dauert. Genau.

Stefan Paal

Die besondere Herausforderung wird ja dann auch sein, dass gerade Gesundheitsdaten man ja nicht aus der Hand geben darf. Also bei künstlicher Diligenz ist es halt heute noch so, dass man Services benutzt, weil man, sagen wir mal, gar nicht in der Lage ist zu trainieren, zu hosten und so weiter. Das wird auf jeden Fall noch spannend werden, wie sich das entwickelt, wie man KI-Systeme auch im Gesundheitswesen einbinden kann und einbinden darf.

Torsten Schlörmann

Wir hatten mal zu einem speziellen Thema, das Thema Künstliche Intelligenz auf der Agenda, da ging es um die Personaleinsatzplanung. Auch ein Modul von uns, wo du immer zwei Klientele hast, den Planenden, der plant die Belebschaft und dann der Beplante, das ist der Mensch, der eingeplant wird.

Stefan Paal

Der Beplante – Deutsch ist eine herrliche Sprache.

Torsten Schlörmann

Genau, ist herrlich, ne? Und jetzt könnte man meinen, na ja, der Planer, der setzt sich da einmal im Monat hin, plant. Das ist jeden Monat irgendwie. Da muss doch wohl mal eine KI in der Lage sein, monatlich einfach einen Vorschlag rauszuhauen. So sieht’s aus. Perfekt. Ja, dann hast du wieder komplett durchgeplant. Dazu war ich mal hier auf einer Veranstaltung in Oldenburg. Hier gibt’s eine spezielle Professur an der Hochschule in Oldenburg zur Künstlichen Intelligenz. Und die hatten eingeladen an so einem Nachmittag,

Und da gibt es tatsächlich wissenschaftliche Ausarbeitung zu genau diesem Thema, der Personaleinsatzplanung und Plänen. Das Ergebnis ist leider ernüchternd. Wie gesagt, wir bräuchten so viele Daten, wenn wir da was Eigenes entwickeln wollen, dass es keiner der deutschen Firmen überhaupt nutzen könnte. Das heißt, so große Firmen gibt es gar nicht, dass man wirklich ausreichend Daten hat. Das heißt, du müsstest wieder, genau wie du gerade sagst, einen großen Pool haben in Deutschland, wo alle ihre Leute ihre Arbeitszeitpläne reinkippen.

Stefan Paal

Mh.

Torsten Schlörmann

Aber du kannst dir vorstellen, wie schnell das jetzt umsetzbar wird bei uns in Deutschland. Sie malen und wir können ja auch nicht weglaufen davor. Das ist doch wohl allen klar. Auch wenn viele Institutionen das hier und da mal versuchen. Aber selbst mit den USA sind wir ja schon wieder befreundet, was den Datenschutz angeht.

Stefan Paal

Ja, die Mühlen mahnen langsam, aber sind mal. Jetzt diese ganzen Modernisierungstechnologien. Wie viele Entwickler habt ihr selber an Bord, die sich damit auseinandersetzen können, wollen?

Torsten Schlörmann

Meint ihr insgesamt Entwickler oder … Also so zwischen 60 und 70 Entwicklern. Plus spezielle Rollen, die sich um Architektur kümmern, um UI kümmern, um Qualitätssicherung kümmern oder um UI UX.

Stefan Paal

Also, die an diesen Softwareprodukten, die ihr vertreibt, jetzt arbeiten. Okay. Und wenn die jetzt von euch die VRGabe bekommen, Mensch, wir müssen jetzt was ändern, weil die Kunden können die Systeme nicht mehr selber betreiben,

Stefan Paal

Wir müssen vielleicht Regularien verändern oder Regularien beachten und dadurch, wie gesagt, verändern. Fällt es den Mitarbeitern von euch schwer, jetzt diese bestehende Systeme zu verändern, weil da neue Technologien reinkommen? Oder wie geht er damit um, dass das Bestehende, was man seit 20 Jahren vielleicht gemacht hat, nicht mehr mit der Technologie weiterentwickelt wird, sondern mit der neuen Technologie? Also ich spreche so ein bisschen diese Mitarbeiterfortentwicklung, Mitarbeiterentwicklung an. Ist das bei euch ein Thema oder seid ihr sowieso auf dem Stand der Technik?

Torsten Schlörmann

Das wäre schön. Wir sind da, wo wir es brauchen, auf Stand der Technik. Und der Ansatz, und du hast es schon gesagt, ist natürlich Ausbildung, Weiterbildung. Du hast aber auch drei Arten von Entwicklermenschen. Du hast den, der ist im Alten und möchte auch genau dort bleiben, weil er das genau richtig findet und möchte auch nicht in die neue Welt abtauchen. Weil du weißt es auch, das hat sich einfach wahnsinnig verändert. Ob du jetzt Client Server entwickelst oder Cloud entwickelst, das sind schon zwei Welten mittlerweile.

Stefan Paal

Mhm.

Torsten Schlörmann

Dann hast du die, die zwar in dem alten, ich nenne es jetzt einfach mal alt, das ist nicht ganz fair, weil das wird noch eine ganze Weile nicht alt sein, weil wir noch eine ganze Weile damit unser Geld verdienen werden. Dennoch ist es die klassische ERP-System, die dort entwickeln, aber auch mit einem Auge schon Richtung moderner Architektur schielen und sich gerne entwickeln lassen wollen. Das unterstützen wir natürlich massiv an den Stellen, wenn es für das Team, in dem er ist, gerade zeitlich passt.

Stefan Paal

Ja.

Torsten Schlörmann

Wenn wir uns entscheiden, die Buchhaltung als nächstes anzugehen, den Buchhalte-Arbeitsplatz, könnte ja sein, dann macht es vielleicht Sinn, das Team, was sich gerade die Buchhaltung intensiv vornimmt, auch weiterzubilden. Ich habe aber auch die Menschen, die von dem alten Zeug nichts mehr wissen wollen. Gerade die neue Generation, die wir selbst auch ausbilden. Das heißt, wir bilden in der Software-Entwicklung aus duale Studierende, aber auch klassisch Ausbildung.

Torsten Schlörmann

Die haben in der Regel weniger Lust auf alte Technologien und wollen nur noch den geilen Scheiß. Ja, absolut. Nein, du brauchst halt die Mischung. Also wir sind noch sehr abhängig von unserem Bestandssystem, Legacy-System.

Stefan Paal

Ja, deswegen kommen die wahrscheinlich auch zu euch, weil sie sehen, dass sie was Neues machen können und nicht bei dem Alten. Es ist ja auch so eine Art Mitarbeitergewinnung, Mitarbeiterbindung. Wenn man feststellt, die Firma entwickelt sich auch weiter und hält nicht einfach nur an dem Alten fest.

Torsten Schlörmann

Und das sind wir auch noch über Jahre. Das heißt, auch dort müssen wir investieren, dass die Mitarbeitenden hier gerne in der klassischen Software entwickeln. Vielleicht immer mal wieder auch in den neuen. Wir haben allerdings auch gelernt, gleichzeitig, meinetwegen auch noch in einem Sprint an zwei Themen zu arbeiten, die einmal die alte, einmal die neue Technik beinhalten, dann wird es auch sehr anspruchsvoll und vielleicht nicht mehr so ganz so effizient.

Stefan Paal

Das heißt, eine Idee bei der Modernisierung von euch ist, dass man das mit eigenen Leuten auch schafft. Also man möchte nicht irgendwie Fremdfirmen mit reinholen, die jetzt auf einmal an der Software mit den neuen Technologien arbeiten, sondern man will mit dem eigenen Mitarbeiterstamm diese Modernisierung vorantreiben.

Torsten Schlörmann

Das ist ein großer Ansatz für uns. Ich meine, ich habe es anfangs gesagt, wir sind Familienunternehmen. Das heißt, wir sind hier auch für Oldenburg ein Unternehmen, das Arbeitsplätze bereitstellt. Nicht nur in Oldenburg, by the way, sind wir schon in Deutschland unterwegs, aber unser Hauptsitz ist halt Oldenburg mit knapp der Hälfte der Mitarbeitenden. Jetzt binden wir auch externe Ressourcen ein. Wir sind nicht allein auf dieser Welt und wir haben auch nicht alles an Expertise.

Und es gibt auch Expertise, die brauchen wir gar nicht ewig und drei Tage. Die brauchen wir vielleicht mal kurzfristig. Die kaufen wir dann ein. Die kaufen wir entweder bei lokalen Playern, wie zum Beispiel euch ein, oder wir gehen es in das Nier-Shoring, wenn es Programmier-Wegarbeiten sind. Aber auch zum Thema DevOps zum Beispiel haben wir uns auch mal extern einfach das Know-how und das Wissen dazu gekauft. Das machen wir schon. Wir machen es nicht im großen Stil, noch nicht, aber immer wieder mal.

Stefan Paal

Ich glaube, das ist halt etwas, was manche Firmen auch unterschätzen, dass man das mit eigenen Mitteln auch tun können sollte. Auch wieder eine Formulierung. Ich habe auch Firmen erlebt, die sagen, wir haben nicht die Leute, wir haben nicht die Zeit, wir gehen das raus und stellen dann eng um ein Licht dann fest, dass sie abhängig geworden sind von Dienstleistern.

Das ist bei euch ja nicht der Fall, weil ihr versucht, dieses Know-how, diese Expertise, wie man etwas modernisiert, selber aufzubauen mit Hilfe von Dienstleistern, mit Hilfe von vielleicht auch Partnerfirmen. Das ist, das ist, glaube ich, auch das Wichtige bei der Modernisierung, dass man das Feld nicht Dienstleistern überlassen darf. Also, wie gesagt, wir haben das schon erlebt, dass dann auf einmal später die Ernüchterung kommt, dass man so abhängig geworden ist von anderen Firmen.

Torsten Schlörmann

Ja, ganz klar.

Stefan Paal

Wenn du jetzt mit Kollegen aus deiner Branche sprichst, machen die einen ähnlichen Weg wie hier? Also wie stehen die mit den Herausforderungen zur Modernisierung, dass die Welt sich weitergedreht hat, dass man andere Technologien heute benutzt als vor 20 Jahren?

Torsten Schlörmann

Alle Mitstreiter in diesem Wettbewerb sind entweder weg oder kümmern sich gerade um die Modernisierung. Also es ist tatsächlich, es ist einfach ein ganz wichtiger Punkt im Moment, bei diesen Themen zu modernisieren. Hinter die Kulissen schauen ist immer schwierig, bei Mitbewerbern, das ist möglich einfach nicht allzu gerne. Ich weiß aber, dass auch die entweder tatsächlich selbst entwickeln oder, was auch gern genommen wird, sie kaufen sich mal was dazu.

Es ist ja auch legitim, die Software wachsen zu lassen, indem ich einfach schon bestehendes dazu kaufe. Es gibt auch viel Software, die sehr spezialisiert zum Beispiel die ambulante Altenhilfe abwickeln. Ein Zweig, von dem unsere Software auch kann. Da könnte man sich Produkte anschauen und sagen, okay, das ist zum Beispiel auch unsere Architektur, lässt sich integrieren, müssen wir ein bisschen anpassen, aber passt schon. Das sind ja auch Möglichkeiten und das wird auch am Markt gemacht.

Stefan Paal

Mh.

Torsten Schlörmann

Die Kleineren haben es natürlich immer schwerer, weil sie in der Regel auch nicht integriert anbieten. Sie bieten dann wirklich spezialisiert Insellösungen an. Es gibt nur wenige, die das in der Sozialwirtschaft als ERP anbieten, so wie wir das tun.

Stefan Paal

Das heißt, das Bewusstsein der Branche ist da, dass man modernisieren muss und jetzt nicht noch mal ein paar Jahre wartet und das irgendwie aussitzt.

Torsten Schlörmann

Die Modernisierung wird sozusagen auch vom Gesetzgeber unterstützt. Das Bundesteilhabegesetz übt immer mehr Druck auch auf die Leistungserbringer aus. Es muss immer besser mit der Zeit umgegangen werden. Das heißt, sie brauchen einfach moderne Systeme und keine Systeme, wo sie erst auf dem Zettel dokumentieren und dann an den Arbeitsplatz, an den PC gehen, um dann die Daten nachzutragen für zwei Stunden.

Das kann nicht mehr funktionieren. Wir brauchen moderne Anwendungen und das schweißt der Mitbewerber genauso gut wie wir. Ja, bleibt mal da, wo ihr seid, dann sind wir bald ganz weit vorne. Das wäre so mein Wunsch dann in dem Fall. Stand heute, würde ich sagen, ihr habt den Zug verpasst.

Stefan Paal

Was würdest du den Mitbewerbern sagen, die heute noch zögern zu modernisieren? Was wäre deine Botschaft für die Kollegen, für die Mitstreiter, für die Mitbewerber?

Torsten Schlörmann

Der ist abgefahren. Wenn du heute anfangen würdest, ein komplexes Produkt wie wir es haben, wenn du anfangen würdest, umzustellen, ist aus meiner Sicht der Zug abgefahren. Weil ich weiß ja, wie lange auch der Weg für uns war, von der Idee bis zum MVP. Weil du ja gleichzeitig so viele Sachen änderst, die ganze Architektur neu machst, die Kopplung ans Bestand, dann den Bestand vielleicht benötigst, neue vielleicht Entwicklungsmethodiken sogar einführst.

Also da würde ich sagen, wahrscheinlich zu verpasst. Mit viel Glück und viel Geld lässt sich aber alles regeln.

Stefan Paal

Das ist so oft im Leben. Ich würde mal die Botschaft ein bisschen positiv drehen, damit die Leute nicht gleich aufgeben. Die Zeit ist da, jetzt was zu tun und nicht erst in ein, zwei Jahren, sondern jetzt darüber nachzudenken, wie man die Modernisierung angeht, weil die VRG wartet nicht.

Torsten Schlörmann

um sich Hilfe zu holen. Genau, holt euch die Hilfe, ganz wichtig, weil das haben viele Menschen schon gemacht. Ihr seid dann auch nicht die ersten, die es angehen. Die Erfahrung ist am Markt, holt euch die Erfahrung, macht euch nicht abhängig, aber lasst euch inspirieren. Tatsächlich.

Stefan Paal

Das ist ein schönes Schusswort, Thorsten. Wir haben eine gute dreiviertel Stunde gesprochen. Die Zeit geht wie immer so schnell herum. Ich bedanke mich herzlich für deine Einblicke. Ich habe auch wieder was gelernt. Es war auf jeden Fall sehr interessant, mal in diese Thematiken des Leistungsmanagements der Personalwirtschaft mal reinzuschauen. Die Dinge, die im Hintergrund laufen, laufen müssen. Am besten, ohne dass man merkt, dass sie laufen, weil dann geht alles richtig.

Und ich glaube, auch diese besondere Herausforderung, die ihr habt, dass ihr Kundensituationen modernisieren müsst, das ist auch nochmal spannend zu sehen oder zu hören, wie das in Zukunft bei euch funktioniert. Thorsten, vielen Dank für deine Zeit. Ich wünsche dir einen schönen Tag. Bis demnächst. Ciao.

Torsten Schlörmann

Ja. Ja, ich danke dir. Und bis demnächst, würde ich sagen. Ciao.