Transcript

Women in Tech: Lisa

Schnitzel, nein danke!

Ihr hört regelmäßig unsere Podcasts? Dann kennt ihr Lisa. Denn Lisa ist nicht nur Softwareentwicklerin und Consultant bei INNOQ, sondern auch Moderatorin des Security Podcasts. Sie hat auf Konferenzen gesprochen und war schon mehrmals zu Gast im INNOQ Podcast und Technology Lunch. Man könnte meinen: Das Sprechen vor Menschen ist voll ihr Ding. Dabei leidet Lisa unter heftigem Lampenfieber. Was sie dagegen tut und warum sie trotzdem die Bühne sucht, darüber sprechen wir in dieser Folge. Außerdem geht's um fiese Vorstellungsgespräche und warum man Lisa nicht mit Schnitzeln kommen sollte.

Back to episode

Transcript

Stefanie: Hallo und herzlich willkommen zum INNOQ Podcast. Heute geht es mal wieder um Frauen, um Women in Tech und ganz speziell um eine, nämlich Lisa. Hallo Lisa, schön, dass du heute da bist.

Lisa: Hallo Steffi und hallo ihr da draußen.

Stefanie: Eine Frage zum Einstieg, Lisa. Bist du ein bisschen aufgeregt heute?

Lisa: Ich bin fürchterlich aufgeregt. Wie jedes Mal.

Stefanie: Ich auch. Und leider auch wie jedes Mal. Vor jeder Aufnahme sterbe ich auch einen kleinen Tod. Aber das Gute ist, wir sind hier zu zweit. Wir unterhalten uns ganz nett, setzen uns aufs virtuelle Sofa. Das wird gut. Und wir unterhalten uns heute natürlich darüber, wie du überhaupt Softwareentwicklerin geworden bist. Das interessiert mich auf jeden Fall. Und dann ist das Besondere an dir, dass du relativ, nein, du bist total aktiv als Speakerin und Moderatorin vom Podcast. Bei unserem INNOQ Podcast. Du bist Moderatorin und Gast abwechselnd. Beim Security Podcast bist du aktiv, im Technology Lunch haben wir dich schon gesehen. Du bist richtig aktiv. Mich würde interessieren, ob dir das total leicht fällt. Ob du die Bühne liebst. Es klingt so ein bisschen danach und ich würde mich gerne mit dir darüber unterhalten, ob das wirklich so ist und was dich da antreibt. Bevor wir loslegen: Lisa, stell dich doch mal ganz kurz vor, damit die Hörerinnen wissen, wer du bist.

Lisa: Okay, ich bin Lisa, das hast du gerade schon gesagt. Ich bin jetzt seit dem 01.09.2018 bei INNOQ. Dieses Jahr gehe ich ins vierte Jahr. Ich versuche, ein bisschen zu speaken. Das hast du auch schon gesagt. Ich beteilige mich mit der Planung und mit Sketchnotes bei SoftwareArchitektur Stream, was Eberhard am Anfang der Pandemie ins Leben gerufen hat. Was kann ich noch sagen? Vielleicht ist interessant, was ich so arbeite. Ich bin mittlerweile hauptsächlich im Frontend aktiv, war aber bis vor kurzem noch viel im Backend aktiv. Am liebsten programmiere ich in JavaScript. Da gibt es auch eine Folge mit Robert, Lukas und mir zum Thema. Ansonsten habe ich, das ist auch ganz lustig. Vor INNOQ habe ich gar nicht so viel JavaScript gemacht. Damit habe ich erst bei INNOQ angefangen und mich ein bisschen rein verliebt quasi. Ansonsten versuche ich auch, mich ein bisschen mit Software Architektur auseinanderzusetzen, vor allem mit Frontend Architektur momentan.

Stefanie: Wolltest du eigentlich schon immer Softwareentwicklerin werden?

Lisa: Nein, so überhaupt gar nicht. Als Kind hatte ich ganz verrückte Träume. Die hat wahrscheinlich jeder mal gehabt. Da wollte ich eigentlich nie in die Softwareentwicklung. Wirklich nicht. Ich hatte mein erstes Praktikum von der Schule als Mediengestalterin Digital und Print. Dieses, wo sich nichts bewegt und man quasi nichts live hat. Das fand ich eigentlich richtig cool. Aber damals, als ich das Praktikum gemacht habe, gab es so eine Schwemme von Leuten, die dann auch die Ausbildung gemacht haben. Deswegen war es total abschreckend, das zu tun, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man die Ausbildung macht und dann auf der Straße sitzt, einfach so hoch war. Das war das, was ich eigentlich tun wollte. In der 11. Klasse hatte ich dann Informatik und habe für mich entschieden, dass ich niemals in meinem Leben irgendwas mit Informatik machen möchte, weil ich kein Wort verstanden habe von dem, was der Lehrer mir versucht hat zu erklären. Das einzige, was hängengeblieben ist, er hat immer gesagt: Programmieren ist wie ein Schnitzel bestellen. Man gibt einen Zettel rein und ein Schnitzel kommt raus. Und genauso viel habe ich auch verstanden.

Stefanie: Interessante Analogie. Was wollte er damit sagen? Ich kann es mir jetzt nicht so richtig erklären.

Lisa: Genau, ich arbeite jetzt einige Jahre in diesem Beruf und würde auch sagen, eigentlich habe ich recht viel verstanden von dem, was ich tue, aber diese Analogie habe ich immer noch nicht verstanden.

Stefanie: Also mit anderen Worten, dir hat das Fach auch niemand so richtig schmackhaft gemacht, oder?

Lisa: Nein, überhaupt nicht. Die anderen Leute, die in diesem Kurs saßen, waren auch eher diese Hobby Hacker, die alle schon zu Hause irgendwie programmieren. Ich kam da ohne Erfahrung rein, hatte das dann auch genau dieses eine Jahr. Ich bin zwar durch Zufall irgendwie durchgekommen am Ende, aber da habe ich beschlossen, das werde ich nie verstehen. Niemals, das ist nicht mein Ding, das wird es nicht werden.

Stefanie: Und dann hast du erst mal studiert. Was ganz anderes.

Lisa: Genau. Mein Leben besteht aus lustigen Zufällen. Ich habe angefangen, Statistik zu studieren. Und alle denken so: Oh mein Gott, Lisa, bist du wahnsinnig? Möglicherweise. Aber ich hatte Mathe im Leistungskurs im Abi und in Statistik hatte ich meine beste Punktzahl auf dem Zeugnis. Das fand ich auch super. Dann konnte man das eh nur in drei Orten in Deutschland studieren. Da musste ich auch noch umziehen. Das bin ich dann auch. Jetzt wohne ich in Dortmund. Das wissen vielleicht auch einige, die diesen Podcast gerade hören. Dann habe ich Statistik studiert mit Nebenfach theoretische Medizin. Es lief okayish. Aber Studium ist nichts, was für mich gut funktioniert, weil man, auch wenn hier nur wenige Studenten sind, man ist am Ende diese Matrikelnummer auf dem Papier für alle. Und wenn man nichts macht, dann fällt das eigentlich auch keinem auf und keinem fällt auf, wenn man irgendwo nicht da ist. Man ist so eine Nummer auf dem Papier, gesichtslos und es ist wirklich egal ob man existiert oder nicht. Und irgendwie war das nicht so mein Ding.

Stefanie: Dieser Massenbetrieb Uni.

Lisa: Ja, genau.

Stefanie: Wo man sich echt kümmern muss, damit man nicht verloren geht und um sich selbst kümmern muss.

Lisa: Ja, genau. Das können wahrscheinlich andere besser. Das war nichts für mich. Ich bin knapp 300 Kilometer von zu Hause weggezogen, kannte hier niemanden, wohnte in einer Mini-Einzimmerwohnung und bin dann durch dieses Studium eher nicht so fröhlich geworden. Es war nicht ganz mein Ding.

Stefanie: Du hast der Uni aber mit einem zweiten Studiumversuch noch eine Chance gegeben.

Lisa: Ja, klar. Weil ich dachte, das liegt am Fach und nicht am Studium per se. Es hat gedauert, bis ich gemerkt habe, dass es wirklich am Studium liegt und habe mich ganz panisch einen Abend mal umgeschrieben. Nebenfach Medizin habe ich eben schon erwähnt. Dann habe ich gedacht: Naja, technisch müssen wir immer noch bleiben. Medizinphysik hört sich doch ganz geil an eigentlich. Das war auch superspannend, muss man sagen. Aber da habe ich dann immer mehr gemerkt, dass es nicht am Studienfach liegt, sondern an diesem Prozess Studium Ding. Ich habe während des Studiums einen Nebenjob in der Unibibliothek angefangen und war dann danach auch mit den maximalen Stunden für so eine studentische Hilfskraft mit unfassbaren 17 Wochenstunden. Das kann man sich heutzutage gar nicht vorstellen, dass man mal so wenig getan hat. Da habe ich immer mehr gemerkt, Arbeiten ist cool. Man lernt dabei voll viel und man ist nicht nur so eine Nummer. Da waren alle so: Ach ja, Lisa, lass mal noch einen Kaffee trinken oder: Komm Lisa, hilf mir mal dabei. Und dann war man auf einmal wieder ein Mensch und nicht mehr nur eine Nummer. Und da habe ich dann gedacht: Vielleicht doch lieber eine Ausbildung als ein Studium.

Stefanie: Okay. Du hast dir deine Ausbildung ausgesucht oder hast dich darauf beworben?

Lisa: Genau. Und dann natürlich immer noch nicht Informatik, weil das fand ich immer noch blöd. Und das Naheliegendste war dann. Ich war in der Unibibliothek. Eigentlich fand ich auch diese ganzen bibliothekarischen Aufgaben total spannend und hätte mir das auch vorstellen können. Aber durch diese ganze Digitalisierung, das hast du auch schon gehört, dass es sowas gibt hier in Deutschland. Bibliotheken sind eher am Aussterben. Auch dieser Ausbildungsberuf ist eher was, was jetzt weniger wird. Und dann dachte ich: Was wird man denn immer brauchen? Eine Bürokauffrau.

Stefanie: Ja, das geht vermutlich immer, braucht jeder.

Lisa: Und dann habe ich gedacht: Ja gut, bewirbst du dich mal als Bürokauffrau. Und dann habe ich mich natürlich panisch überall beworben. Und die meisten bemühen sich nicht mal, eine Absage zu schreiben, muss man mal fairerweise sagen. Bewerbungen schreiben ist schon ätzend. Und das war wirklich gemein, weil für die meisten war ich dann quasi zu alt. Das müsste 2013 gewesen sein. Ich bin gerade 24 geworden oder wurde 24 in dem Jahr. Man ist schon zu alt für alles. Und da hatte ich auch schon gedacht: Gott, mich nimmt gar keiner mehr, was soll ich denn machen? Und dann wurde ich in der Tat von einen oder zwei Unternehmen zum Einstellungstest eingeladen. Da macht man diese Logikaufgaben und noch verrücktere Aufgaben, ob man überhaupt ein normaler Mensch oder ein Serienkiller ist. Da sind dann so komische Fragen drin.

Stefanie: So eine Art Assessment Center?

Lisa: Ja genau. Das ist so wild gemixt über alles. Ganz verrückt.

Stefanie: Es ist eine harte Auslese für den Beruf der Bürokauffrau.

Lisa: Dafür, dass es dann nur um eine Ausbildung ging und dann macht man da so zwei Stunden Einstellungstest. Das fand ich schon krass, aber das habe ich gemacht. Und ein Unternehmen hat mich nach diesem Einstellungstest in der Tat für ein Gespräch haben wollen. Und dann kam ich da an und dann meinten die so: Deine Ergebnisse liegen vor. Du hast extrem viel logisches Verständnis, mathematisches Verständnis. Okay, ich kam aus einem mathematischen Studium. Dass ich da nicht total weit weg von bin war mir auch klar. Es saßen zwei Leute mit drin. Einmal die, die mich ausgebildet hätte, wäre ich Bürokauffrau geworden und der andere Mensch, der Ausbilder der Fachinformatiker. Und dann wurde mir gesagt: Hast du schon gesehen, dass es auch Fachinformatikeranwendungsentwicklung gibt? Das bilden wir auch aus. Das würde deutlich besser zu dem passen, was wir hier sehen.

Stefanie: Er wollte dich dann quasi gleich für sich abzwacken.

Lisa: Ja, genau. Und das Witzige, die andere Ausbilderin hat auch gesagt: Da passt du besser hin. Auf jeden Fall. Als ich ein paar Momente saß und mich mit denen unterhalten hatte, trotz meines komplett fehlenden Verständnisses vom Programmieren. Und dann musste ich aber, Deutschland - Bürokratie - Formalien, musste ich natürlich noch einen Einstellungstest machen, der dann noch ein bisschen anders gelagert war, wurde aber dann letzten Endes genommen und durfte diese Ausbildung machen. Ich bin ausgebildete Fachinformatikerin in Anwendungsentwicklung, obwohl ich in der 11. Klasse gesagt habe, dass ich niemals irgendwas in diese Richtung machen werde.

Stefanie: Und dich die Schnitzel immer noch verfolgen.

Lisa: Ja genau. Mich hat dieses Schnitzel immer noch so sehr verwirrt. Also an alle, die das gerade hören. Wenn ihr das versteht mit diesem Schnitzel und dem Zettel, dann gerne einfach erklären. Ich freue mich darüber.

Stefanie: Genau, schreibt uns eine Email. Wir sind interessiert daran, was das zu bedeuten hat. Aber im Endeffekt. Ich meine, das klang für dich wahrscheinlich auch total überraschend. Wie, ich soll jetzt auf einmal Fachinformatikerin werden? Warst du da nicht erst mal so: Okay, will ich das überhaupt?

Lisa: Ich bin dann natürlich nicht rausgegangen mit: Ja, ich schreibe morgen den anderen Test. Ich bin dann rausgegangen mit: Ich überlege mir das, ich schaue mir noch mal den Beruf an. Dann bin ich ein sehr ängstlicher Mensch. Ich habe dann mehr über den Beruf gelesen, habe gedacht: Oh ja, kann ich probieren, habe mich dann noch bei anderen Firmen beworben für diesen Beruf, weil ich immer Angst habe, dass Sachen schiefgehen. Und das war jetzt noch lange keine Garantie, dass ich eingestellt werde. Ich wusste, dass ich noch einen Test machen muss und den hätte ich auch versemmeln können. Tests kann man immer auch versemmeln. Da habe ich mich aber mehr mit beschäftigt und habe gedacht: Ach, hört sich eigentlich gar nicht so blöd an, probieren kann ich es mal. Mehr als schiefgehen kann es nicht. Mit schiefgehen hatte ich nun schon Erfahrungen gesammelt. Da ist noch so eine fiese Geschichte entstanden. Bevor ich dann diesen zweiten Einstellungstest hatte, hatte ich dann in der Tat bei einer anderen Firma noch ein Vorstellungsgespräch, die eigentlich von der Logik her viel besser zu mir gepasst hätten, weil die Messtechniksachen gemacht haben. Die haben Maschinen erstellt, womit statistisch produzierte Objekte ausgewertet werden und aussortiert werden. Ob eine Mutter, die produziert wurde, jetzt noch im Rahmen liegt oder so was. Und eigentlich passte das gut und ich wurde eingeladen. Ich wurde wirklich nur eingeladen, damit mir der Chef, es war so ein kleines Unternehmen, der hat mir erzählt, wie unfassbar dumm ich bin, dass ich das Studium abgebrochen habe oder abbrechen möchte, dass ich überhaupt das Studium gewechselt habe und was ich mir denn überlegen würde, wie man denn so dumm sein kann. Das ging eine Stunde. Man muss auch sagen, zu der Zeit ging es mir nicht so gut, weil ich nicht wusste, was mit mir ist. Bin ich Fisch? Bin ich Fleisch? Ich wusste ja nichts. Und da sitzt man vor einem sehr selbstbewussten Menschen, der einen einfach eine Stunde unterbuttert und einem sagt, wie blöd man ist. Aber auch wirklich mit diesen Worten, das nicht mal irgendwie nett formuliert. Und dann habe ich auch schon gedacht: Okay, das wird hier alles nichts. Aber dann hatte ich zwei Tage später diesen anderen Einstellungstest und dann auch den Vertrag von dem anderen Unternehmen. Das war schon ein sehr prägendes Erlebnis.

Stefanie: Er hat dir also eine Stunde lang ungefragt seine Meinung mal gegongt.

Lisa: Und das natürlich sehr freundlich formuliert. Ich möchte das jedem raten, dass er jemanden sagt, wie dumm er ist, weil er eine Entscheidung trifft in irgendeiner Form. Das war echt heftig.

Stefanie: Vor allem bist du wahrscheinlich da rausgegangen und hast dir das auch zu Herzen genommen.

Lisa: Klar, hab ich auch, als ich dann die Ausbildung angefangen habe. Das Traurige war, die hat später gestartet als diese andere, also musste ich da noch länger Zeit überbrücken. Aber ich bin da reingegangen und dachte: Ich kann eh nichts, ich bin dumm. Warum mache ich das überhaupt, das Studium abzubrechen? Ich könnte mich hier noch viel länger quälen. Mir geht es so schlecht bei dem, was ich tue. Ich könnte es einfach länger machen, nur damit ich es durchziehe. Das ist Quatsch. Jetzt weiß ich, dass es Quatsch ist. Aber damals hat mich das unfassbar viele Nerven gekostet. Und so bin ich auch in diese Ausbildung reingegangen.

Stefanie: Entsprechend unsicher. Und wer hätte es gedacht, am Ende warst du Jahrgangsbeste.

Lisa: Ja, unglaublich, aber wahr. Und das, obwohl ich die Einzige war, die keine Vorerfahrung hatte. Und keine Ahnung. Aber Beste hier im Kreis und dann sogar in NRW Platz 2, das wurde aber einem nicht so genau gesagt.

Stefanie: Sehr cool. Das hätte man dem anderen Typen mal aufs Brot schmieren müssen.

Lisa: Ja. Ich habe hier so einen Glasblock, wo das draufsteht. Ich gehe in diese Firma und knalle ihn denen auf den Tisch. Besser als noch ein abgebrochenes Studium und dann noch traurige Jahre ohne Abschluss.

Stefanie: Interessanterweise hatte ich mal ein ähnliches Erlebnis. Ich war auch mal bei so einem Vorstellungsgespräch und das war Massenbetrieb. Die Bewerber:innen wurden im Fünf Minutentakt durchgejagt und da wurde mir auch, nicht in einer Stunde, aber in zwei, drei Minuten gesagt: Ich sehe es dir an. Du bist von deiner Persönlichkeit nicht geeignet für den Job.

Lisa: Wie kann man das einem ansehen?

Stefanie: Weißt du, wenn man etwas verschüchtert ist, versucht man noch ein, zwei Sätze dran zu hängen und das Ding irgendwie zu retten. Aber es ging nicht. Jetzt kann ich darüber lachen natürlich, 20 Jahre später. Und es ist auch irgendwie was aus uns geworden, aber in dem Moment ist das erst mal bitter.

Lisa: Ja.

Stefanie: Okay, bei deiner Ausbildung, da hattest du auch eine ganz spezielle Aufgabe. Alle paar Wochen musstest du da auf die Bühne und eine Präsentation zu verschiedenen Themen halten. Ich habe schon angedeutet, dass du heute Speakerin, Moderatorin bist. Das ist dir bestimmt richtig leicht gefallen, oder?

Lisa: Ja, mega. Wir mussten das machen, in der Tat, weil am Ende der Ausbildung schreibt man nicht nur eine Facharbeit, sondern muss das Ganze auch vorstellen und dann Fragen beantworten vor so einem kleinen Gremium. Und unser Ausbilder wollte, dass wir das auch alle irgendwie hinkriegen und dementsprechend musste man alle zwei Monate eine Präsentation vor allen Azubis und den Ausbildern halten. Und ich habe sehr oft das Feedback bekommen, quasi nie ein inhaltliches Feedback oder zum Präsentationsstil, sondern häufiger: Lisa, ich hatte echt Angst, dass du ohnmächtig wirst. Du hast überhaupt keine Luft geholt. Und wir hatten so 15-minütige Präsentationen. Ich habe das dann meistens aus Aufregung viel zu schnell gemacht. Zuhause beim Üben hat das wohl 15 Minuten gedauert, dann auf der Bühne vielleicht noch so 8 bis 10 Minuten und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht wirklich die ganze Zeit die Luft angehalten habe. Ich bin auf jeden Fall immer knallrot geworden, mir wurde oft schwarz vor Augen, ich habe Sternchen gesehen. Es war einfach die pure Hölle für mich. Bei der Abschlusspräsentation war es witzigerweise nicht so. Die hatten wir aber auch häufiger geübt, nicht nur einmal gehalten. Und weil das quasi das eigene Baby ist. Man hat sich damit schon wochenlang beschäftigt. Da ist man ja so drin, das ist, als würde man im Schlaf übers Leben reden. Da weiß man das schon, das ging eigentlich, aber alles andere war immer die Hölle. Und mich hat es fertig gemacht, richtig schlimm.

Stefanie: Das heißt, Lampenfieber ist etwas, was dich schon immer dein Leben lang begleitet?

Lisa: Ja, genau. Wir hatten ja ein kleines Vorgespräch, da hatte ich schon meine Story erzählt. Ich habe vor kurzem was über mich gelernt, was mich aber mein Leben lang begleitet. Wenn ich aufgeregt bin, rede ich schneller, wobei das besser geworden ist und was glaube ich gut ist in den meisten Fällen, ich neige dazu, mehr Witze zu machen und lachen zu müssen. Und das ist zum Beispiel bei so einem Vortrag auf einer Konferenz echt cool, weil die Leute sich dann denken: Ach ja, hier ist ganz sympathisch, das Mädel. Oder beim Moderieren von irgendwas. Aber ich habe das offensichtlich schon mein Leben lang. Und zwar als ich konfirmiert wurde, damals mit jungen 14 Jahren auf dem Dorf, musste man auch was aufsagen in der Kirche vor der versammelten Dorfgemeinschaft. Und ich komme von einem kleinen Dorf in Nordhessen und da habe ich offensichtlich auch gekichert, bevor ich das gemacht habe, weil ich so aufgeregt war. Und da kam die Dorfälteste zu mir, vor der Kirche, vor allen anderen und sagt: Lisa, dir gratuliere ich nicht, du nimmst Gott nicht ernst. Und es war damals schon so ein richtiger Schlag ins Gesicht. Irgendwie haben mich auch alle angestarrt. Aber Jahre später begreife ich, woran das liegt. Das liegt nicht an irgendwas nicht ernst nehmen oder so, sondern das ist einfach meine Art, mit Aufregung umzugehen. Und in manchen Situationen ist es offensichtlich sehr unpassend, wie eben in der Kirche, aber in anderen Situationen ist es eher praktisch und es wirkt. Mir haben schon ganz viele gesagt, du wirkst überhaupt gar nicht aufgeregt, du hast doch immer so coole Witze und so. Voll selbstbewusst. Aber das ist einfach nur kompensieren von der Aufregung.

Stefanie: Ja, ich erinnere mich an unser Event in Wien, als du da die Moderation gemacht hast und ich dachte: Wow! Wenn ich aufgeregt bin, dann schaltet sich mein Hirn aus und mein Mund auch. Hirn arbeitet nicht, aus dem Mund kommt nichts raus. Aber bei dir scheint es genau andersrum zu sein, dass extra viel raus kommt und dass ist natürlich für Moderationsjobs echt genial. Nochmal, um auf die Präsentation in der Ausbildung zurück zu kommen. Das war schon was, was dich auch belastet hat, dass man einem das auch so anmerkt, dass man aufgeregt ist. Und als du zu INNOQ gekommen bist, hattest du dir schon vorgenommen, da möchte ich dran arbeiten, richtig?

Lisa: Ja, genau. Ich hatte gedacht, das ist eigentlich so lächerlich, dass mich das so aufregt und so fertig macht, so sehr belastet. Was tut man? Man steht da und redet vor Menschen. Das ist auch nichts anderes, als in einer Gruppe mit Menschen zu reden oder so. Warum macht mich das so fertig? Das hat mich fertig gemacht, dass mich das so fertig macht. Und ich hatte gedacht, das muss sich ändern. Ich möchte da irgendwas gegen tun. Ich möchte das nicht mehr. Und wahrscheinlich gibt es irgendwelche sinnvollen Strategien, so was wie Atemtechniken oder mehr Bewegung oder irgendwelche Yoga Dehnübungen, damit man nicht mehr so schlimm aufgeregt ist oder sich antrainiert langsam, vielleicht auch häufiger vorm Spiegel reden. Aber ich habe gedacht, wahrscheinlich wird es besser, wenn man ins kalte Wasser springt. Wie soll es sonst besser werden? Und dann hatte ich innerhalb der ersten drei Wochen bei INNOQ, dass ich meinen ersten Abstract bei einer Konferenz eingereicht habe. Und dann hatte auch die Konferenz mich angenommen. Das waren die Code Days. Und dann hatte noch eine Arbeitskollegin, die das Data Engineering Meetup in München betreut, gesagt, sie könnte sich das gut vorstellen, den Vortrag auch zu nehmen. Und dann hatte ich dann in München diesen Vortrag zweimal gehalten, einmal bei diesem Meet Up und einmal auf der Konferenz. Und ich fand das so erstaunlich. Ich war noch nicht lange bei INNOQ und habe einfach mal was eingereicht und es wurde einfach mal genommen. Total verrückt. Ich bin auch beide Male innerlich zugrunde gegangen, aber es war bei weitem nicht so schlimm wie bei den Ausbildungspräsentationen. Da kommt noch der Faktor dazu: Es kennt einen keiner. In München. Ich wohne in Dortmund. In München kennt mich wirklich keiner mehr. Irgendwann denkt man sich auch: Was sollen die anderen denn auch eigentlich tun? Die werden mich schon nicht mit Tomaten bewerfen. Das wäre vielleicht in der Ausbildungsabteilung noch anders gewesen, da hätte vielleicht auch noch eine Tomate in der Nähe gelegen, aber in München beim Meetup. Ich war schon aufgeregt, aber es hat geholfen. Aber ich bin auch immer noch furchtbar aufgeregt und es dauert immer ein paar Minuten, bis es nicht mehr schlimm ist.

Stefanie: Das war auch noch weit vor Corona. Das heißt, das war auch noch eine Bühne und die Leute saßen vor dir.

Lisa: Ja.

Stefanie: Genau. Spielt das für dich eine Rolle, wer da im Publikum sitzt? Du meintest eben die Distanz oder dass du die nicht kennst, hilft. Aber Code Days könnte ich mir vorstellen, war wahrscheinlich auch so ein leichter Männerüberhang.

Lisa: Das ist witzig. Bei den Code Days waren sogar Leute, die ich aus meiner Ausbildung kannte, sogar da. Ganz lustig, weil sie bei der OOP waren und dann die Chance hatten auch zu den Code Days kostenlos zu kommen. Das hat mir aber sogar damals eher geholfen, weil ich dann immer wenn ich Angst bekommen habe, die Leute angeschaut habe. Ich wusste: Ach ja, die mag ich gerne, dann schaue ich da mal hin, das hilft mir. Aber ansonsten so publikumsmäßig beim Reden ist es dann halbwegs egal, wer da sitzt. Wenn jemand genervt schaut, ist es auch egal, wer da genervt schaut. Dann ist es immer blöd. Manchmal ist es schwer, wenn man weiß, bei der Ausbildungsabteilung, war auch klar, dass das irgendwie bewertet wurde. Das ist schon noch mal eine andere Hausnummer, wenn man weiß, da sitzt jemand, der einen bewertet mit einem Publikum, das ist schon irgendwie anders, als da einfach vor Menschen über irgendwas zu sprechen, was man selbst interessant findet.

Stefanie: Was ist denn deine Motivation, Vorträge zu halten?

Lisa: Zum einen, dass ich selbst nicht mehr so viel Angst davor habe. Das Intrinsische. Und zum anderen, ich hatte das Gefühl, dass das in meiner alten Firma nicht so sehr gelebt wurde, Wissen weiterzugeben. Dass da häufig Sachen eher für sich behalten wurden. Wobei ich jetzt mir auch vorstellen kann, nach all den Jahren, dass sich das dreht. Wenn ich was weiß oder wenn ich was entdeckt habe oder was cool finde, möchte ich das auch gerne an andere Leute weitergeben und mit denen teilen, damit alle davon profitieren können, was ich da gerade entdeckt habe.

Stefanie: Also tatsächlich aktiv Wissen weitergeben, damit andere auch davon profitieren können?

Lisa: Genau.

Stefanie: Dann wieder uneigennützig. Bei Konferenzen ist es tatsächlich so, dass nicht nur das Publikum nicht wirklich durchmischt ist. Auch die Speaker sind immer noch leider vorwiegend Männer. Was meinst du, woran das liegt?

Lisa: Das hatten wir zum Glück auch vorher besprochen, sonst hätte ich mir jetzt wahrscheinlich einen vorneweg gestammelt, weil ich es schwierig finde, das zu beantworten. Aber wenn ich so von mir auf andere schließe, was ich jetzt einfach tue, weil ich nun mal hier sitze. Ich habe ganz oft das Gefühl, dass ich eigentlich nichts zu sagen habe. Dass alles, was ich in meinem Beruf tue, eigentlich so belanglos ist, dass das ohnehin niemand anderen interessieren könnte. Und es braucht schon irgendwie was, einen richtigen Schnips oder irgendwas Krasses, dass ich sagen würde: Okay, ich gehe jetzt damit raus und zeige das. Weil alle anderen können das eh viel besser als ich. Ich habe oft das Gefühl, ich bin da eh nicht die Fachperson. Ich habe da eh nicht am meisten Ahnung von. Es ist eh nicht so richtig besonders. Und ich vermute mal, dass das vielen anderen, Frauen vorwiegend, da draußen auch so geht. Und ich schätze, dass das hauptsächlich an der Erziehung liegt, ich weiß es nicht genau. Aber wenn ich nachher einen Vortrag gehalten habe. Meine Liste von Vorträgen ist nicht sehr lang. Ich habe zwar schon häufiger was gehalten und was gemacht, aber Themen gab es genau zwei. Und in beiden Fällen war es ein männlicher Kollege, der gesagt hat: Voll das coole Thema, reich das irgendwo ein. Mach das mal! Ohne den Anstoß hätte ich es vielleicht nicht gemacht. Ich denke immer so: Aber eigentlich ist das doch voll blöd. Ich habe immer gedacht, das interessiert dann eh keinen. So spannend ist es nicht. Am meisten bin ich mit diesem Sketchnotes in der IT Thema rumgerannt. Am Ende des Tages mache ich Sketchnotes für Eberhard. Es gibt so viele Menschen da draußen, die unendlich viel bessere Sketchnotes machen als ich.

Stefanie: Jetzt verfallen wir aber nicht in diese Schiene.

Lisa: Nein, aber was man viel sieht, irgendwelche Illustratoren, die so was machen. Die haben das gelernt. Klar machen die das besser als ich, die bedienen aber nicht diese IT-Schiene. Das ist quasi mein Unique Selling Point, wie man so schön sagt. Ich habe die Sketchnotes gemacht und hatte da auch immer Spaß daran und fand es auch immer cool. Eberhard findet es glaube ich auch extrem cool und freut sich, wenn ich das mache, dass ich das tue. Er hat dann auch gesagt, das wäre doch eigentlich so ein Thema mal für einen Workshop oder für einen Vortrag. Geh doch damit mal raus. Und ich hatte gedacht: Ja, ich mache halt Sketchnotes. Was soll ich dazu sagen oder tun? Aber im Endeffekt haben die Leute das Thema nicht so auf dem Schirm wie ich. Weil ich tu das nun mal fast jeden Tag oder einmal die Woche oder was auch immer. Aber die anderen nicht. Und ich glaube, ich finde es selbst schwerer zu entscheiden, dass ein Thema wirklich cool auch für andere ist. Ich sehe meine Themen eher als unfassbar uncool an. Ich glaube nicht, dass andere das interessiert und ich glaube, dass Männer da anders sind. Jetzt habe ich aber auch viel am Stück geredet.

Stefanie: Naja, tatsächlich mache ich ähnliche Erfahrungen. Wenn wir jetzt zum Beispiel rumgehen und Frauen suchen, Kolleginnen suchen, die bei uns im Podcast auftreten wollen, außerhalb der Women in Tech Serie, höre ich ganz oft: Worüber soll ich denn reden? Da kann ich nur dazu ermutigen, tatsächlich selbstbewusst zu sein und sich ein Thema rauszusuchen, das man wahrscheinlich auch täglich bedient. Und dann kann man daraus auch was Tolles machen und darüber erzählen. Und es muss nicht immer so sein, dass man das Rad neu erfindet und jetzt den weltbesten Vortrag hält. Learning by doing. So sieht es aus vermutlich. Bei INNOQ ist es auch so. Ich habe den Podcast gerade schon erwähnt. Aber auch was Speakerinnen auf Konferenzen angeht, ist das Gleichgewicht nicht hergestellt. Wir arbeiten dran. Aber INNOQ stellt doch schon ein paar Ressourcen zur Verfügung oder auch Unterstützung, um so in Schwung zu kommen, oder?

Lisa: Ja, genau. Ich hätte vor INNOQ gar nicht erst gewusst, wie ich einen Vortrag bei einer Konferenz einreiche. Hier werden zum Beispiel die Call for Papers weitergeleitet an die Mailinglisten. Wir haben intern Slack, da gibt es auch Channels zu Konferenzvorträgen, da kann man seine Abstracts rein posten und andere geben einem Feedback, wie es läuft, wie es nicht läuft. Ich glaube wir haben auch eigentlich so ein Mentoring System für Leute, die gerne mal irgendwo sprechen möchten. Das hatte ich damals nicht in Anspruch genommen, aber da könnte man sich quasi so einen Buddy suchen und ich glaube das reicht von: Ich schaue mir deine Folien an, ich entwerfe mit dir ein Konzept bis hin zu: Ich stelle mich auch wirklich mit dir da hin und mach das mit dir zusammen, damit du nicht alleine bist. Bei INNOQ hat man auf jeden Fall unendliche Mengen an Ressourcen. Wir haben wirklich viele Leute bei uns, die in irgendeiner Form schon mal Vorträge gehalten haben, Workshops gehalten haben oder noch viel mehr getan haben im öffentlichen Umfeld. Und die sind alle super hilfsbereit und geben Feedback, wenn man da irgendwas rein postet oder fragt.

Stefanie: Und dazu dann wahrscheinlich auch das Vertrauen: Ja, mach mal, das wird gut.

Lisa: Genau.

Stefanie: Und unsere Kollegin Anja hat mal erzählt, dass sie sogar ihre Vorträge vorher einmal hält und sich da Rückmeldungen holt, um es dann bestmöglich auf den Konferenzen zu machen. Das ist natürlich dann auch noch mal eine coole Strategie.

Lisa: Das stimmt.

Stefanie: Du hattest erzählt, du wolltest dich in Sachen Vorträgen verbessern, als du zu INNOQ gekommen bist. Und du hatest noch zwei weitere Träume, wenn ich mich richtig erinnere.

Lisa: Genau, ich hatte mir für INNOQ quasi meine Langzeiträume überlegt. Was möchte ich so in den nächsten 30 Jahren erreichen? Wir müssen jetzt immer dran denken, dass ich jetzt gerade vier Jahre bei INNOQ bin, wie ich das jetzt schon gesagt habe. Und meine langen Langzeitträume waren: Ich möchte irgendwann mal, also wirklich irgendwann, ich bin hingekommen und habe gedacht: Irgendwann möchte ich auf einer Konferenz sprechen. Ich glaube, ich hatte das sogar in meinem Vorstellungsgespräch gesagt, bevor ich kam. Dann: Irgendwann in meinem Leben würde ich eigentlich gerne mal ein Buch schreiben und veröffentlichen. Ich hatte dieses ISAQB Foundation Level Training gemacht für Software Architektur. Und da gibt es so ein Advanced Level Ding, was schon mehr Aufwand ist. Ich dachte mir: Irgendwann machst du auch diese Advanced Level Prüfung, aber das wird noch Jahrzehnte oder noch länger dauern. Letztes Jahr im Juli habe ich mein Buch veröffentlicht. Seit letztem September habe ich meinen Advanced Level-Abschluss.

Stefanie: In vier Jahren hast du also deinen 30 Jahresplan erfüllt.

Lisa: Das ging leicht schneller als erwartet. Neue Ziele suche ich noch. Auch hier bin ich froh, wenn mir Leute irgendwas zuwerfen: Du könntest mal überlegen. Ich habe im Moment noch nicht so ganz viele Ideen, wo die Reise hingehen soll oder was ich jetzt als Zielsetzung nehmen könnte.

Stefanie: In deinem Buch geht es um Sketchnotes in der IT. Was hat dich denn motiviert, daraus ein Buch zu machen?

Lisa: Eberhard. Genau, es ist eigentlich im Endeffekt immer Eberhard. Ich habe das gemacht. Ich habe gemerkt, dass Resonanz für das Thema generell da ist. Ich hatte diese Vorträge dann schon auf seinen Rat hin gehalten bzw. es ist kein richtiger Vortrag. Die Leute müssen schon mit malen. Und dann habe ich gemerkt: Eigentlich ist das voll cool. Die Leute machen das immer gerne mit. Die sagen vorher immer alle: Ich kann halt nicht malen. Es bringt hier überhaupt nichts, dass du das jetzt machst. Und nachher halten alle ganz stolz ihre Männchen und Figuren in die Kamera und sagen: Guck mal, das habe ich gemalt, und das ist jedes Mal so richtig großartig. Und irgendwie habe ich immer mehr gemerkt, dass eigentlich Interesse da ist. Dann hatte ich gedacht: Eigentlich wäre das auch so ein Buch. Weil so eine Symbolsammlung für IT gibt es nicht. Diese ganzen Sketchnotes Bücher, die es gibt, die sind so gar nicht technisch. Die sprechen irgendwie nicht unsere Blase so richtig an und dann hatte ich Eberhard eine Slack Nachricht geschrieben: Sketchnotes in der IT als Vortrag ist schon ganz cool. Denkst du, es wäre cool für ein Buch? Und dann hat er mir mit dem Autorenfragebogen von dPunkt geantwortet und gesagt: Ja, musst nur das ausfüllen. Ich habe jetzt diesen ganz normalen Weg gemacht, wie man auch so ein dPunkt Buch einreichen würde, wie es auch auf der Homepage steht. Aber Eberhard hatte mich extrem unterstützt. Der hat nachher auch dann den Fragebogen gelesen und hat geschaut, ob das verständlich ist, was ich da vor mich hingebrabbelt habe. Und dann ging das zu dPunkt. Das ist schon abgefahren, wenn man so ein Buch schreibt. Eberhard und ich haben da auch mal eine Software Architektur im Stream Folge zu gemacht: Wie schreibt man ein Buch. Wenn man diesen Fragebogen ausfüllt, hat man schon sein Buch bis in die dritte Gliederungsebene definiert oder ausgeführt. Man weiß dann schon recht viel von dem Buch, obwohl man nur eine Idee hatte.

Stefanie: Man muss schon Vorarbeit leisten.

Lisa: Richtig viel. Und dann muss man auch Marktwettbewerber sichten und irgendwelche Marketingstrategien schon vorbereiten. Es ist nicht nur, dass ich schreibe: Ich würde gern ein Buch zu Sketchnotes in der IT schreiben, sondern da ist schon viel mehr dahinter. Und dann fanden die die Idee auch cool und haben auch gesehen, dass es da irgendwie einen Markt für geben könnte. Und dann kam es zum Buch.

Stefanie: Wie lange hat das gedauert, so ein Buch zu schreiben?

Lisa: Wir haben 2022. Ich habe den Fragebogen im September 2020 oder Oktober 2020 abgeschickt und habe dann auch angefangen das zu schreiben. Und im Mai ist es in den Druck gegangen. Letztes Jahr im Mai. Und im Juli ist es erschienen.

Stefanie: Also, es ist schon ein längerfristiges Ding.

Lisa: Genau.

Stefanie: Das kann man nicht mal eben in zwei Monaten aus dem Ärmel schütteln.

Lisa: Genau.

Stefanie: Wie war das Gefühl, das Buch dann in der Hand zu halten?

Lisa: Ja, das war schon krass. Ich hatte auch zwischenzeitlich die Hoffnung verloren, weil ich ungefähr alle meine Deadlines gerissen habe, mehrfach. Meine eigenen sowie die vom Verlag. Ich glaube, auch die Lektorin hat oft an mir gezweifelt, aber am Ende haben wir das dann doch irgendwie gewuppt. Und das war schon verrückt. Ich habe auch noch die Sachen, die auf dem Cover sind, gezeichnet. Da ist nicht irgendwie ein Stock Foto außen drauf. Das war auch schon irgendwie cool, seine eigene Zeichnungen richtig in der Hand zu halten. Und man weiß: Davon wurde jetzt nicht nur das eine nur für mich gedruckt. Das war schon ziemlich cool und ich glaube, am allercoolsten war: Wir waren in Freiburg meine Tante besuchen und wir waren in Freiburg. Das ist von hier aus auch echt weit weg irgendwie, im Thalia. Und dann lag im Thalia in Freiburg mein Buch. Dann konnte ich das in die Hand nehmen und so ein Selfie mit diesem Buch machen. Das fand ich auch schon verrückt irgendwie. Da wird das dann so langsam klar, dass das wirklich existiert und nicht nur so ein Fake Produkt ist.

Stefanie: Okay. Ich halte fest, nach vier Jahren bei INNOQ bist du eine gewifte Speakerin, Moderatorin. Du bist Buchautorin und ausgebildete Software Architektin. Das ist doch echt etwas, worauf man stolz sein kann.

Lisa: Ja, eigentlich schon.

Stefanie: Lisa, ich fand es echt spannend. Gerade auch den Teil über: Wie geht man mit Lampenfieber um. Weil ich glaube, das kennt jeder von uns. Nicht nur Frauen, auch Männer. Ich glaube nicht, dass wir die einzigen Wesen sind, die darunter leiden und dass man auch den Spieß umdrehen kann und dem Feind sozusagen ins Auge blicken kann. Und auch noch mal der Aufruf: Liebe Kolleginnen da draußen, Frauen, traut euch auf die Bühne! Wir warten darauf. Ja, vielen Dank, Lisa. Schön, dass du da warst. Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht. Ich hoffe, unsere Hörerinnen konnten sich auch was rausziehen und ich sage einfach Tschüss und bis zum nächsten Mal. Ciao.

Lisa: Vielen, vielen Dank, dass ich da sein durfte. Und ich hoffe auch, dass es euch gefallen hat da draußen. Tschüss.

Stefanie: Tschüss.