Um eine bestmögliche User Experience (UX) zu erreichen, ist es wichtig, die Grundlagen und Hilfsmittel dieses Bereichs zu kennen. Personas gelten als Hilfsmittel der UX und helfen Entwicklerinnen sowie Designern, Produkte nutzerzentriert zu entwickeln.

Was sind Personas?

Personas sind ein Hilfsmittel aus dem Bereich der User Experience (UX), die sich für viele Phasen der Produktentwicklung als nützlich erweisen. Personas helfen dabei, Benutzerinnen und Benutzer in den Vordergrund zu stellen. Außerdem verbildlichen sie die anonyme Benutzermasse, wodurch es leichter ist, ein Bewusstsein für die nutzerzentrierte Entwicklung zu gewinnen. Eine Persona macht eine fiktionale Person aus einer oder mehreren Benutzergruppen greifbar. Sie sollte so realistisch wie möglich und so detailliert wie nötig beschrieben werden. Personas können projektspezifisch oder über mehrere Projekte hinweg verwendet werden [1]. Typische Details einer solchen Persona-Beschreibung sind:

Beispiel für eine Persona
Beispiel für eine Persona
Die Geschichte der Personas

Der Begriff Persona kommt ursprünglich aus der Psychologie und bezeichnet die Einstellung eines Menschen. Als „Erfinder“ der Personas im Sinne der UX gilt Alan Cooper. Dieser hat bereits im Jahr 1998 Personas als Interaction Design Tool in seinem Buch „The Inmates Are Running the Asylum“ beschrieben. Er selbst setzte 1983 erstmals die Idee der Persona für ein Entwicklungsprojekt ein und entwickelte die Methodik über die Jahre weiter. Gerade in seiner Zeit als Consultant konnte er die Methodik verfeinern und ihre Vorteile für die Entwicklung ab 1995 in der Praxis testen.

Wann werden Personas eingesetzt und welche Probleme adressieren sie?

Personas können von der Designphase über die Entwicklungsphase bis hin zur Marketingphase eines Produkts eingesetzt werden. Sie helfen den Projektbeteiligten, ein gemeinsames Grundverständnis für die Endnutzerinnen aufzubauen, und erleichtern die Kommunikation innerhalb des Projekts. Im Entwicklungsalltag ist es leichter, über konkrete Personas wie „Anna“ zu sprechen, als über eine abstrakte Gruppe von Benutzerinnen.

Personas bieten einem Produktteam die Möglichkeit, sich explizit mit den Bedürfnissen, Zielen und Problemen verschiedener Endnutzer auseinander zu setzen. Dies kann dabei helfen, Entscheidungen zu wichtigen Produktfeatures im Sinne des Nutzers zu treffen und zu priorisieren.

Oft ist es hilfreich, eine Persona mit besonderen Bedürfnissen zu kreieren, um das diverse Denken zu fördern. Es könnte sich beispielsweise um eine blinde Persona oder eine Persona handeln, die nicht Muttersprachlerin ist.

Was braucht man dafür?

Um Personas zu erstellen, benötigt es ein Grundverständnis über die Nutzer eines Produkts. Sollte man vor dem typischen Problem stehen, dass man „alle“ mit einem Produkt erreichen möchte, so muss man sich etwas einschränken und die Kern-Nutzergruppen definieren: Wer macht den Großteil meiner Benutzer aus?

Um Details zu erfahren und Personas ausarbeiten zu können, ist es besonders hilfreich, wenn man direkte Interviews mit Benutzerinnen führt. Aus diesen Interviews kristallisieren sich Verhaltensmuster heraus und sie bieten die Möglichkeit, diese zusammen mit anderen Eigenschaften der Benutzerinnen zu verknüpfen. Besonders bei großen Gruppen empfiehlt es sich, den Fokus lediglich auf wenige Primär-Personas zu legen. Eine gute Anzahl sind hier zwei bis drei. Sollte die Nutzerbasis durch diese Primär-Personas nicht zur Genüge repräsentiert sein, können Sekundär-Personas erstellt werden [2].

Um die am Projekt beteiligten Personen zu motivieren, die Personas in Diskussionen um Features und andere Projektdetails zu verwenden, sollten Personas grundsätzlich glaubwürdig sein und einen Namen haben, der gut merkbar ist. Ein Bild für die jeweilige Persona hilft, diese im Gedächtnis zu behalten. Um Personas unvoreingenommen entgegentreten zu können, sollten Bilder von prominenten oder im Projekt bekannten Personen vermieden werden. Die Verwendung von Templates erleichtert die Arbeit mit Personas über mehrere Projekte hinweg.

Gerade bei zeitkritischen Projekten kann man damit beginnen, sogenannte „Best-Guess Personas“ zu erstellen, um eine schnelle Validierung der Ergebnisse zu bekommen, anstatt lange auf die Ergebnisse von Forschungsaktivitäten zu warten. Es ist sinnvoll, diese mit einem gezeichneten Personenbild anstelle einer Fotografie zu versehen, sodass sie schnell von „echten“ Personas differenziert werden können [2]. „Best-Guess Personas“ sollten schnellstmöglich durch solche ersetzt werden, die auf Benutzerinterviews basieren.

Eine wichtige Erkenntnis ist, dass Personas niemals wirklich fertig sind. Sie können und sollen sich während der Projektphase weiter entwickeln. Ein großer Vorteil für das Team ist, dass Personas sehr leichtgewichtig im Entwicklungsprozess zu verankern sind. Zu Anfang des Projekts ist es also nicht nötig, viel Zeit in die Erstellung der Personas zu stecken, da diese sich im Laufe der Zeit entwickeln werden.

Personas, like all powerful tools, can be grasped in an instant but can take years to master

Alan CooperErfinder von Personas

Wer sollte involviert sein?

Zur Erstellung von Personas sollten Personen aus dem Kreis der Benutzerinnen und Benutzer interviewt werden. Somit benötigt man sowohl Personen dieser Gruppe als auch einen oder mehrere Interviewer.

Jemand aus dem Team sollte sich hauptverantwortlich der Erstellung der Personas widmen und diese wie eine interne Marketingkampagne stets präsent in den Köpfen der Kolleginnen und Kollegen halten [2]. Wer die Personas für das Produkt erstellt, sollte sich bewusst sein, dass seine Aufgabe nach der Erstellung noch nicht beendet ist. Es ist wichtig, die Personas zu pflegen und zu kommunizieren. Persona-Poster in den Büros können helfen, diese im Bewusstsein des Teams zu halten.

Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll, die Personas gemeinsam im Team zu erstellen. Dies schafft eine größere Akzeptanz im Team und vereinfacht es, ein gemeinsames Grundverständnis für die Endbenutzer aufzubauen.

Welchen Mehrwert bieten Personas?

Ohne Personas geschieht es leicht, Benutzerinnen aus den Augen zu verlieren. Mit Personas wird der Prozess der Nutzerzentrierung erleichtert. Diskussionen im Team basieren auf einer konkreten Persona anstelle von wagen Vermutungen über eine abstrakte Benutzermasse: Sie bekommen einen Charakter und ein Bild.

Weiterführende Links und Literatur

Referenzen

  1. https://webdesign.tutsplus.com/articles/defining-and-applying-personas-to-ux-design--webdesign-7561  ↩

  2. http://www.uxforthemasses.com/personas/  ↩